Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Wagen an der Veranda vorbei zum Haupteingang des Hauses lenkte. Prächtige, üppig blühende Pflanzen in großen Kübeln und Blumenampeln schmückten das Gebäude, doch Jesse war blind für die märchenhafte Schönheit.
Sie bremste direkt vor der Eingangstür und stellte den Motor ab.
„Was denn, kein Butler, der zum Empfang bereitsteht?“, fragte Luc sarkastisch.
Inzwischen waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. „Es gibt kein Personal. Wir sind allein hier.“ Eilig stieg sie aus, bevor seine Nähe ihr gefährlich werden konnte.
Luc Sanchis stieg ebenfalls aus, über das Autodach hinweg sah er sie an. „Was werden Sie tun, wenn meine Sicherheitsleute das GPS-Signal meines Mobiltelefons orten und mich hier aufspüren?“ Er sah auf seine Armbanduhr. „Ich würde sagen, inzwischen müsste längst die Hölle los sein.“
Jesse verschloss den Wagen und steckte den Schlüssel sorgfältig in die Tasche. Glücklicherweise hatte sie genügend Zeit gehabt, um seine persönliche Habe in einer Sicherheitsbox zu verstauen, die jetzt im Kofferraum stand. Sie hob das Kinn.
„Ich habe das GPS in Ihrem Handy und in Ihrem Laptop deaktiviert. Somit kann niemand herausfinden, wo Sie sind.“ Sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss, und fuhr hastig fort: „Außerdem habe ich mich in Ihr E-Mail-Konto gehackt und sowohl Ihre Assistentin als auch Ihr Sicherheitsteam über eine Planänderung informiert. Ich habe es so dargestellt, dass Sie unter keinen Umständen gestört werden wollen, bis Sie sich wieder melden.“
Sie konnte fast sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Er überdachte die Informationen und suchte nach einem Ausweg. Als ihn dann die Erkenntnis traf, kam er um den Jeep herum und baute sich drohend vor Jesse auf.
„Das konnten Sie nur, weil Sie die Software erstellt haben.“
Jesse schluckte. Unter anderen Umständen hätte sie sich vielleicht geschmeichelt gefühlt, jetzt jedoch nicht. „Richtig.“
Er sah aus, als würde er jeden Moment einen Wutanfall bekommen, also sprach sie weiter, um ihn abzulenken. „Sie sind bekannt für Ihre jähen Terminänderungen. Das hält Ihre Angestellten wach, sie wissen alle, dass Sie unzählige verschiedene Geschäftsinteressen haben. Ihr Personal wird sich also über einen spontanen kleinen Umweg nicht wundern.“
Die zornige Röte, die ihm ins Gesicht stieg, betonte Lucs markante Wangenknochen, was seine männliche Ausstrahlung noch verstärkte. Als er sprach, klang seine Stimme extrem kontrolliert, doch davon ließ Jesse sich nicht täuschen.
„Sie scheinen wirklich an alles gedacht zu haben. Für den Moment.“
„Für die nächsten zehn Tage. Ich habe außerdem … Sie haben bereits Anweisung gegeben, aus dem Deal mit O’Brian auszusteigen.“
„Entführung, Betrug, Computerkriminalität … die Liste Ihrer Straftaten wird immer länger, Miss Moriarty. Und alles nur, weil Sie O’Brian vor dem Ruin bewahren wollen.“
Nein, wollte sie schreien. Ich will ihn in den Abgrund stürzen, damit er nie wieder daraus hervorkriechen kann! Doch sie zuckte nur gespielt ungerührt mit den Schultern und sah Sanchis mit ausdrucklosem Blick an.
„Frauen wie Sie machen mich krank. Sie sind skrupelloser als jeder Mann. Sie würden sogar Ihre Familie verkaufen, wenn Sie damit Ihr Ziel erreichen.“
Jesse merkte nicht, wie blass sie geworden war, sah auch nicht, dass Luc Sanchis sie mit zusammengekniffenen Augen musterte. Ihre Familie war der Grund, weshalb sie in dieser Situation steckte. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Villa.“
Das Innere des Hauses war hell und freundlich, ein Heim, um das sich liebevoll gekümmert wurde. Jesse hatte geschäftlich mit Alexandros Kouros, dem griechischen Milliardär, dem das Eiland gehörte, zu tun gehabt. Er hatte ihr angeboten, die Insel zu nutzen, wenn sie einen Rückzugsort brauchte und mal von allem wegkommen wollte. Damals hatte sie dankend abgelehnt, sie machte keinen Urlaub. Doch als sie sich ihren kühnen Plan ausgedacht hatte, um Luc Sanchis aufzuhalten, war ihr Oxakis wieder eingefallen.
Jetzt zeigte sie mit einer ausholenden Geste durch den gemütlichen großen Wohnraum mit Bücherregalen und bequemer Sitzlandschaft. „Das Wohnzimmer. In dem Schrank dort drüben steht ein Fernseher, DVDs zur Auswahl sind reichlich vorhanden …“
„Ich darf mich also frei bewegen?“ Lucs Stimme strotzte vor Sarkasmus. „Sie sperren mich nicht bei Brot und Wasser ins Verlies?“
Sein schwarzer Humor überraschte sie.
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