Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
genau abgewogen. Wichtig war nur, dass er die Firma ihres Vaters nicht rettete. „Ich weiß, was ich tue.“ Die Worte waren ebenso für sie selbst wie für Luc Sanchis bestimmt.
Ärger verdüsterte seine attraktiven Gesichtszüge. „Wo sind meine Sachen? Laptop, Handy … und vor allem mein Pass?“
Jesse musste sich zusammennehmen, um unter seinem Blick nicht zu erbeben. „Sicher verstaut. Sie erhalten alles zurück, wenn Sie wieder abreisen.“
„Und wann wird das sein?“
Ein eiserner Ring schien sich um Jesses Brust zu legen und ihr die Luft abzuschnüren. „Wenn die Frist für O’Brian abgelaufen ist.“
Also wenn es zu spät war!
Luc packte erneut die Wut. Und er saß hier fest, ohne etwas tun zu können … Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er nicht übel Lust, gewalttätig zu werden.
Hastig trat er einen Schritt zurück, atmete tief durch und schüttelte den Kopf. „Unglaublich … So sehr wollen Sie ihn?“
Jesse presste die Lippen zusammen. Niemand hatte O’Brian ein Angebot gemacht. Wenn sie Sanchis aufhalten konnte, bis die Frist der Bank verstrich, war das Unternehmen ihres Vaters das sprichwörtliche sinkende Schiff. Sobald der Konkursverwalter die Bücher prüfte, würden die Beweise für Steuerhinterziehung, Korruption und Betrug vorliegen. Und dann war ihrem Vater die Gefängnisstrafe sicher. Mit seiner blütenweißen Weste würde Luc Sanchis sich hüten, mit O’Brian in Verbindung gebracht zu werden.
„Ja, so sehr will ich ihn“, sagte sie entschieden.
Als er sich wieder einen Schritt auf sie zu bewegte, wich Jesse unwillkürlich zurück. Sie hasste sich dafür, dass sie Schwäche zeigte.
„Es war ein schwerer Fehler, in dieser Angelegenheit gegen mich vorzugehen.“
Jesse straffte die Schultern, schaute direkt in die dunklen Augen. „Ich hatte Ihnen die Gelegenheit gegeben, sich zurückzuziehen. Sie haben sie nicht genutzt.“
Er trat noch näher – bedrohlich näher. Viel schlimmer jedoch war, wie verwirrend sein Duft auf sie wirkte. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie von Glück sagen, wenn Sie noch einen Job in einem Internetcafé bekommen“, erwiderte er kalt.
Luc konzentrierte sich auf seine Wut. Die lenkte ihn nämlich davon ab, wie zierlich Jesse Moriarty wirkte. Die Frau hatte ihn entführt, Herrgott! Jahrelang hatte er sich ausgemalt, wie es sein musste, O’Brian endlich dort zu haben, wo er ihn haben wollte, und jetzt … alles umsonst!
Er wandte sich ab, um ihrer vorgetäuschten Verwundbarkeit zu entgehen und fuhr sich frustriert durchs Haar. Er wollte auf etwas einschlagen, doch hier auf diesem mysteriösen Eiland gab es nichts außer Stille.
Er wirbelte wieder zu ihr herum. Dass sie so blass war, ärgerte ihn noch mehr. „Wo, zum Teufel, sind wir? Und sagen Sie jetzt nicht wieder, ‚auf einer griechischen Insel‘.“
Jesse biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte. Sie hatte das Gefühl, dass Sanchis kurz vor dem Explodieren stand. Aber selbst wenn sie seine Frage beantwortete – es gab nichts, was er unternehmen konnte. „Auf einer unbewohnten Privatinsel namens Oxakis, die entlegenste im griechischen Archipel.“
Luc unterdrückte einen Fluch. Er wusste, dass aus den Tausenden von kleinen Inseln nur einige Hundert bewohnt waren. Sie konnten überall und nirgends sein, und Land war keins in Sicht. „Na, das ist doch praktisch.“
Ja, wirklich praktisch, stimmte Jesse in Gedanken leicht hysterisch zu. Genauso wie die Tatsache, dass der Eigentümer der Insel seine Luxusvilla – das einzige Gebäude auf dem Eiland – mit einem unüberwindlichen Sicherheitssystem ausgestattet hatte. Dahin musste sie Luc Sanchis jetzt bringen, dann würde sie immer wissen, wo er sich aufhielt.
Jesse ging zum Jeep und setzte sich hinters Steuer. Luc Sanchis blieb stehen, wo er war, und starrte zu ihr herüber. Jesses Gewissen meldete sich, doch sie unterdrückte die Regung. So viel sie über ihn erfahren hatte, musste er der mitleidloseste Mensch auf Erden sein. Da gab es nämlich eine berüchtigte Episode mit einer Exfreundin, die ihn betrogen hatte. Sanchis hatte ihren Ruf systematisch ruiniert, bis die Frau einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Die Botschaft war eindeutig: Wer sich einbildete, Luc Sanchis austricksen zu können, irrte gewaltig.
Und sie hatte genau das getan.
Sie verspürte einen Anflug von Panik, als er nicht zum Wagen kam. Körperlich hatte sie gegen diesen Mann nicht die geringste Chance. Bei dem Gedanken wurde ihr
Weitere Kostenlose Bücher