Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
zu stammeln: „Tut mir leid, Jesse, aber er …“
„Schon gut“, unterbrach sie ihre Assistentin. „Ich übernehme das.“
Sie schloss die Tür und wandte sich Luc zu, der sich interessiert umschaute. Natürlich reckten alle Mitarbeiter die Köpfe, um nichts zu verpassen, und dieses eine Mal wünschte Jesse, sie hätte nicht auf Glaswände bestanden, um für eine offene Atmosphäre und Geräumigkeit zu sorgen.
Sie setzte sich wieder hinter ihren Schreibtisch, um sich den Anschein von Autorität zu geben. Ein lächerlicher Versuch! In der Nähe dieses Mannes besaß niemand Autorität. Er kam jetzt an ihren Tisch und legte die Schachtel ab.
„Ich dachte mir, ich revanchiere mich für deine Großzügigkeit auf Oxakis“, sagte er nonchalant. „Du hast mich dort schließlich mit einer kompletten Garderobe ausgestattet.“
Argwöhnisch starrte Jesse auf die Schachtel, als könnte sich darin eine Bombe befinden. „Was ist das?“
„Sieh nach.“ Er trat einen Schritt zurück.
Jesses Wangen brannten. Als sie zu ihrer Belegschaft hinüberschaute, widmeten sich alle hastig wieder ihrer Arbeit. Jesse war überzeugt davon, dass Luc sich etwas absolut Peinliches ausgedacht hatte.
„Du kannst nicht einfach hier hereinplatzen“, fuhr sie ihn an. „Ich habe zu tun. Deinetwegen musste ich eine wichtige Konferenz abbrechen.“
Luc hob nur eine Augenbraue. „Du meinst, so wie du unangemeldet in mein Büro gestürmt bist?“
Er wollte also wirklich seinen angedrohten Racheplan in die Tat umsetzen. Sie stand auf, zog die Schachtel heran und öffnete die Schleife. „Wenn ich dich nur auf diese Weise loswerde …“
Goldenes Papier kam zum Vorschein, als Jesse den Deckel hob. Darunter lag ein Cocktailkleid, champagnerfarben, schulterfrei und kurz. Es war die Art Kleid, die Jesse an anderen Frauen gesehen und sie darum beneidet hatte.
Sie mied Lucs Blick. „So etwas trage ich nicht. Das ist nicht mein Stil.“
„Ich möchte dich aber gern darin sehen. Deshalb wirst du es heute Abend zu der Galerieeröffnung, zu der du mich begleitest, anziehen.“
Für einen Moment stellte Jesse sich vor, wie es sein könnte, lägen die Dinge anders. Wenn das, was auf der Insel zwischen ihnen passiert war, ernst gewesen wäre. Der Schmerz raubte ihr fast den Atem. Sie war nicht darauf vorbereitet, als Luc die Hand in ihren Nacken legte und ihren Kopf zu sich heranzog, um sie zu küssen.
Es war ganz anders als am vergangenen Abend, nicht fiebrig und gierig, sondern langsam, zögernd, fast zärtlich. Jesse musste sich am Schreibtisch festhalten, weil ihre Knie nachgeben wollten. Mit einem hilflosen Seufzer öffnete sie willig die Lippen, als Lucs Zunge Einlass verlangte.
Und dann, ganz plötzlich, löste er sich von ihr und richtete sich wieder auf. Jesse stand noch immer vorgelehnt, mit geöffneten Lippen – sie musste ein lächerliches Bild abgeben. Luc lachte leise, voller Spott, und sie sprang zurück und funkelte ihn wütend an.
„Sieh mich nicht so böse an, ich tue nur etwas für deinen Ruf. Schließlich sagt man dir nach, du seiest unempfindsam wie eine Maschine. Dabei wissen wir beide, dass das nicht stimmt, nicht wahr?“
Bevor sie explodieren konnte, wandte er sich zur Tür, warf Jesse noch eine Kusshand zu und war wieder gegangen, wobei ihm die verblüfften und neugierigen Blicke sämtlicher Mitarbeiter folgten.
Ungeduldig klopfte Luc am Abend an Jesses Apartmenttür. Schon flammte Ärger in ihm auf, weil Jesse nicht sofort erschien. Wenn sie meinte, sie könnte …
Als sie ihm schließlich öffnete, trug Jesse noch ihren Bademantel und sah ziemlich abgekämpft aus. Genervt hielt sie ihm Tiger entgegen.
„Hier, pass auf ihn auf. Er hat die Küche auseinandergenommen, während ich im Büro war. Ich habe über eine Stunde aufgeräumt. Gib mir zehn Minuten, dann bin ich so weit.“ Sie ließ die Tür offen stehen und verschwand im Schlafzimmer.
Verdattert betrat Luc die Wohnung, mit Tiger auf dem Arm, der zufrieden schnurrte und sich offensichtlich keiner Schuld bewusst war. So eine Situation hatte Luc noch nie erlebt. Normalerweise empfingen ihn die Frauen perfekt zurechtgemacht und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Dass er jetzt tatsächlich warten musste …
Er setzte sich auf das Sofa, und das Kätzchen rollte sich auf seinem Schoß zusammen. Luc musste zugeben, dass er das Tier vermisst hatte. Dass sie Tiger mitgenommen hatte, als Jesse die Insel verließ, hatte Luc noch zusätzlich
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