Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
Kiste saß und mit Dahrein Karten spielte. Eine kleine Zuschauerschaft von Crewmitgliedern folgte ihrem Tun aufmerksam.
    »Ich habe nichts Böses gesehen, denn ich war blind vor Schmerz.« Er wendete seine Aufmerksamkeit wieder dem Captain zu. »Sie kennt nichts anderes als dieses Schiff, Mylord.«
    Ran glaubte nicht eine Sekunde lang, dass irgendjemand von seiner Crew daran beteiligt gewesen war. Allerdings dachte er darüber nach, dass jemand ihre Position an die englischen Obrigkeiten verraten haben könnte und dass ihre letzte Information bezüglich ihres Vaters aus Rabat gekommen war.
    »Ist sie vielleicht irgendjemandem in die Quere gekommen?«
    Shokai musterte ihn unverblümt.
    »Ich meine irgendjemandem, der ihr dafür Schaden zufügen könnte?«
    Shokai verschränkte die Arme über seiner schmalen Brust; sein Blick war starr.
    »Körperlich«, stieß Ran durch seine zusammengebissenen Zähne aus. »Sultane, denen sie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, fette Kaufmänner und Wüstenkönige.«
    »Von solchen weiß ich schon«, entgegnete Ran, der langsam die Geduld verlor. Der Sultan war berüchtigt dafür, schon beim geringsten Affront Strafen zu verhängen; Achmed war wohl kaum in der Lage, noch eine Dummheit zu begehen, andererseits war der Verlust seiner Hände für jeden Mann schon Grund genug, nach Vergeltung zu trachten; und Rahman hatte weder ein Motiv, noch würde der Beduine je wortbrüchig werden. Foti. Vielleicht glaubte Foti ja, dass Ran seine Taten verraten würde und versuchte nun, die Gunst der Engländer zu gewinnen, indem er ihnen seinen Standort weitergegeben hatte.
    »Rache und Neid nehmen meist die gleiche Gestalt an, M’lord«, warnte Shokai ihn. »Und eine schöne Frau und ein Sack voller Münzen erregen viel Aufmerksamkeit.«
    Hinter ihnen humpelte Lougière über das Deck und starrte Aurora so konzentriert an, dass der Quartermeister dabei eine Seilrolle übersah und wenig elegant stolperte. Aurora lachte hinter ihrem Kartenfächer, bevor ihr Blick zum Achterdeck hinaufglitt, wo er mit Rans zusammenstieß. Der teuflische Glanz in ihren Augen wurde weicher; er zerrte an seiner düsteren Stimmung und überflutete ihn mit warmem blauem Licht. Sie schnipste eine Karte herunter, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, und Ran versank noch tiefer in seine Gedanken. Hatte sie ihm vergeben, dass er ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte? Gütige Heilige, dachte er, verdient hätte er es nicht.
    Shokai schaute zwischen den beiden hin und her, dann murmelte er verächtlich: »Zwei nasse Vögel unter einem Schirm«, und schlurfte von dannen. Ran bemerkte, dass er blöd grinste und schaute sofort weg, um nach den Speichen des Steuerrades zu greifen.
    Fast zwei Dutzend Seeleute hatten diese Situation beobachtet. Sie lächelten ausnahmslos.
     
    Der durchdringende, traurige Klang eines Dudelsacks lag in der Luft und durchdrang den Schiffskörper der Red Lion. Auf Deck des Schiffes war es ruhig, die Männer waren in ihre eigenen Gedanken versunken, während der Dudelsackpfeifer für die untergegangenen Schiffe und das Herannahen der Mitternacht spielte. Vor Erschöpfung taumelnd machte Ran sich auf den Weg zu seiner Kabine, wohl wissend, dass sie leer sein würde, und es doch gleichzeitig bedauernd. Ein schwaches, gedämpftes Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit und er ging denselben Weg den Niedergang entlang zurück, um an Domingos Tür zu lauschen. Das Geräusch erklang erneut, wie erstickt, und er zog die Luke auf. In der abgedunkelten Ecke der engen Koje kauerte Aurora und schluchzte verzweifelt in ein Kissen hinein.
    Seine Knie wurden weich. Der Schock, der Klang ihrer unterdrückten Schreie raubte ihm den Atem. Sie hatte noch nicht ein einziges Mal Tränen vergossen. Nicht einmal, als Shokai im Sterben lag! Allmächtiger Gott, hatte womöglich er diesen Aufruhr verursacht?
    »Aurora?«
    Sie drückte sich näher an die Wand heran und wendete ihr Gesicht ab.
    »Geht, Pirat, ich will Euch nicht hierhaben.«
    So konnte er sie nicht allein lassen. Er betrat mit vorsichtigen Bewegungen die Kabine, als würde er sich einem ängstlichen, verwundeten Tier nähern.
    »Geht, hab ich gesagt!«, zischte sie.
    Langsam setzte er sich auf die Koje. »Erzählt mir, was Euch bekümmert, kleine Lady.«
    »Eure Sturheit!«
    Seine Lippen verzogen sich angesichts dieser Antwort. »Aurora?« Die Musik zerrte an ihren Nerven.
    »Befehlt ihnen bitte aufzuhören, Ransom«, flehte sie ihn jämmerlich an.

Weitere Kostenlose Bücher