Heiße Sonne der Verfuehrung
eine angemessene Gesellschafterin sein kann.«
Er lachte stillvergnügt, und Auroras Augen weiteten sich. Noch nie hatte sie ihn so lachen hören, so unbefangen und völlig ohne Spott. Es war ein großartiger Klang, wie das Grollen des Donners.
»Schon zweimal habt Ihr im Gefängnis des Sultans Euer Geschick, Schlösser zu sprengen, unter Beweis gestellt«, bemerkte er, während er mit einer Hand die rostigen Ketten entlangfuhr, die sie an den Schiffskörper fesselten. Er nickte, und sie rissen aus ihrer Verankerung. »Warum habt Ihr Euch nicht, wie zuvor auch, selbst befreit?«
Aurora starrte ihn argwöhnisch an. Hielt er sie für nichts anderes als für eine Diebin? »Dieses Ekel von einem Captain hat mir stündlich einen Besuch abgestattet.« Sie zuckte mit den Schultern und beobachtete, wie seine schmalen Finger mit Leichtigkeit die Scharniere von ihren Knöcheln lösten. Aurora fragte sich, ob irgendetwas auf dieser Welt wohl den Piratenlord aufhalten oder gar schlagen könnte. »Das hätte zur Strafe zumindest eine Auspeitschung gegeben, denke ich, wenn ich bei seinen Besuchen nicht mehr gefesselt gewesen wäre.«
Sein Blick schnellte hoch. »Haben sie Euch wehgetan?«, wollte er wissen, während er ihren Körper nach Spuren absuchte, die man auf den ersten Blick nicht erkennen konnte.
»Mich geschlagen? Ja.«
Seine Gesichtszüge verhärteten sich.
»Die Rechte eines Ehemannes erzwungen? Nein, das nicht«, beruhigte sie ihn, hielt sich an seiner Schulter fest und drückte sich auf ihre Füße. Der Versuch kostete sie ihre ganze Kraft, und sie sackte wieder in sich zusammen. Vorsichtig half Ran ihr auf. Noch immer kniend schaute er sie an. Das mit Schlamm verschmierte Gewand schmiegte sich an Auroras Körper, und es kostete ihn Mühe, seine Hände nicht von ihren schmalen Fesseln hin zu ihren fälligen Brüsten gleiten zu lassen, um sich zu versichern, dass sie auch wirklich lebte und unverletzt war. Um genau das zu verhindern ballte er seine Fäuste zusammen und richtete sich auf. Er erkannte, wie wankelmütig er war.
»Ist Shokai an Bord?« Ran riss seinen Blick von ihrem Körper fort. Dann zog er sein Hemd aus und ließ es über ihren Kopf gleiten.
»Ja.« Sie lächelte, während sie ihre Arme durch die Hemdsärmel steckte. Vor wessen Augen wollte er sie wohl schützen, vor den seinen oder vor denen der Männer hinter ihm? »Er wird zusammen mit den anderen festgehalten.« Sie nickte nach achtern und schaute finster drein. »Ihr habt dieses Schiff überfallen, um die Sklaven zu befreien?«
Ran gab es nicht zu. »Könnt Ihr klettern?«, lenkte er vom Thema ab. Er deutete in Richtung der schmalen Leiter.
Sie war neugierig zu erfahren, warum er auf eine solch noble Tat keinen Anspruch erheben wollte, dann nickte sie. Ran schritt zurück und ließ sie vorbei; als sie sich jedoch von der Schiffswand fortbewegte, sackten ihre Beine zusammen. Sie ergriff seine Arme und legte ihre Stirn an seine breite Brust. Ihr Körper bebte.
Er neigte sich zu ihr hinunter, um ihr zuzuflüstern: »Wann habt Ihr das letzte Mal gegessen oder die Sonne gesehen?«
»Mit Euch zusammen«, murmelte sie in seine salzige Haut hinein. »In der Wüste.«
Er wurde starr. Sechs Tage! Zum Teufel noch mal, die Sklavenhändler hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihrer »Ware« ausreichend zu essen zu geben, damit sie ihren Zielort lebend erreichen würden!
Aurora spürte, wie sein Zorn ihr tief unter die Haut fuhr. Sie neigte ihren Kopf nach hinten, um ihn anschauen zu können. Jedes Fünkchen Sanftheit, das sie zuvor an ihm gesehen hatte, war wieder verschwunden.
»Lasst es heraus, Ransom«, flüsterte sie. »Es ist vorbei.«
Er schaute zu ihr hinunter; seine Wut war fast greifbar, und das Verlangen, die Crew dieses Schiffes zu Haifischfutter zu machen, wurde übermächtig. Dann berührte sie sein Kinn, ihre Finger glitten über seine Wange und strichen ihm das zerzauste Haar aus der Stirn; und wie ein Gletscher, der in warme Strömungen gerät, schien er zu schmelzen. Er sah in ihre blauen Augen. Aurora schmiegte sich an ihn, seine Lippen bebten. Er sehnte sich nach ihr, war beinahe wie von Sinnen, wollte einen Schluck von ihrer Leidenschaft kosten. Er konnte es nicht, denn den Reizen Auroras zu erliegen bedeutete, die Schutzhülle seiner Seele aufzureißen.
Abrupt schob er sie von sich weg.
»Ist er so schlimm, der Geruch?«
Seine Lippen verzogen sich, seine Lust nahm ein wenig ab. »Verdammt scheußlich«, gab er
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