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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Dunkelheit.
    Ran schritt zur Reling und stützte seinen Fuß auf dem polierten Holz ab. Den Unterarm auf seinem Knie abgestützt starrte er einen Moment lang vor sich hin, betrachtete sein Werk und machte sich im Geiste eine Notiz, Foti für seine Information zu belohnen.
    »Ergebt Euch.« Ran schrie nicht, was angesichts der Nähe des Schiffes und der spannungsgeladenen Stille auch gar nicht nötig war.
    Sie weigerten sich jedoch. Die übrig gebliebenen Piraten huschten umher, um die Segel zu hissen und Wind zur Flucht einzufangen.
    Plötzlich grollten erneut Kanonen und schlugen den Hauptmast des Sklavenschiffes zu Boden.
    »Ich bin ein geduldiger Mensch, Sklavenhändler«, erklärte er, als der Lärm sich gelegt hatte.
    »Unser Captain ist tot. Ich bitte um Schonung für die Überlebenden«, schrie eine jugendliche Stimme, allem Anschein nach unter Schmerzen und voller Panik.
    Ran bewunderte den Mann, der aus dem dichten Rauch auftauchte. Sein blutgetränktes Hemd hing ihm schlaff von seinen Schultern. Er starrte über das Meer hinweg seinen Gegner an, kühn und verwegen, als stünde ihm die britische Kriegsmarine zur Verfügung; dann jedoch ergab er sich klugerweise. Domingo rief nach den Planken, und Ran ging an Bord des eroberten Schiffes.
    Sein junger Gegner konnte nicht älter sein als zwanzig. Er winkte dessen Angebot zur Übergabe seiner Waffe ab. »Ihr wisst einen trefflichen Kampf zu führen«, sagte Ran. Die Crew der Lion entwaffnete die Piraten und nahm alle gefangen, die noch standen.
    »Es wäre trefflicher gewesen, wenn Ihr verdammt noch mal fair gekämpft hättet.«
    Rans Augen glühten vor unterdrückter Wut. Unverschämter Bengel. »Beim Handel mit Menschenleben hört die Fairness auf«, knurrte er, wobei sein Blick verächtlich über den Offizier glitt. »Oder habt Ihr etwa geglaubt, dass Ihr ungestraft mit Menschenfleisch handeln könnt?«
    Der Sklavenhändler runzelte die Stirn, warf einen Blick auf das Flaggschiff und dann auf dessen Captain. »Raubt Ihr sie denn nicht für Euch selbst?«
    Ran weigerte sich, dies zu kommentieren; sein Gesichtsausdruck war leer. »Fesselt ihn!«
    Die Augen des Offiziers weiteten sich.
    »Vielleicht wird Euch ja eine Kostprobe vom Leben in Gefangenschaft als Abschreckung dienen.«
    Ein paar Crewmitglieder ergriffen seinen Arm, und der Offizier schrie: »Das ist ein Skandal! Welches Ehrgefühl habt Ihr nur, dass Ihr so etwas tut!« Eisen spannte sich um seine Fuß- und Handgelenke.
    Ran wusste, dass es nicht üblich war, den Captain beziehungsweise den Ersten Maat eines eroberten Schiffes einzusperren, insbesondere nicht vor den Augen seiner Crew; jeder Gedanke an Nachsicht verging ihm jedoch, als seine Männer die vergitterten Luken aufbrachen und den befreiten Sklaven aufs Deck halfen. Der Gestank, der von innen kam, war unerträglich. Trotzdem verzog Ran keine Miene. Einige waren von Peitschenschlägen gezeichnet.
    »Watkins!« Der Mann mit dem feuerroten Haar erschien an seiner Seite. »Nehmt ihnen diese verdammten Dinger da ab. Und zwar sofort!« Ran wies auf die Metallketten, mit denen die Gefangenen gefesselt gewesen waren.
    Seine Männer wussten, was sie zu tun hatten; trotzdem war es jedes Mal wieder genau dieser Zeitpunkt eines Angriffes, an dem ihr Captain ungeduldig wurde. Als die Gefangenen in die Freiheit krochen, schaute Watkins Ran in die Augen und schüttelt dann seinen Kopf.
    Bis jetzt war niemand von Rans vermissten Männern an Bord zu entdecken.
    Verdammt.
    Während Ungeduld ihn plagte, schritt Ran zur Luke hinüber und kletterte auf der Suche nach dem Kapitänsquartier in den Gang hinunter. Der Geruch von verdorbenem Essen und menschlichen Ausdünstungen durchdrang den winzigen Raum. Die Koje sah völlig verkommen aus. Auf dem Boden lag faulendes Obst, Kleidungsstücke waren überall verstreut. Eine Ratte kroch unter den fleckigen Bettlaken hervor und über den Matratzenrand hinweg, um dann auf den Boden zu plumpsen. Sie jagte davon, als Ran sich auf der Suche nach dem Logbuch des Schiffes zum Tisch hinüberbegab. Er musste umgekippte Rumflaschen, Stücke gepökelten Fleisches und verbranntes Brot beiseiteschieben, um sich etwas Platz zu verschaffen.
    Es wäre interessant zu erfahren, wessen Sklaven genau er da befreit hatte und wo sie hätten hingebracht werden sollen.
    »Ran!«, sprach Domingo ihn an, während er über die Schwelle trat.
    »Wie viele?« Ran schaute nicht von der Prüfung des Logbuches auf.
    »Fast zweihundert.«
    Es trat

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