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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Trotzdem hatte Domingo ihn dreimal dabei überrascht, wie er schweigsam in seinem Sessel entspannte, einen Zinnbecher voll Rum in der Hand und den Beutel der Frau in Reichweite.
    »Wir haben ein Rendezvous einzuhalten«, erinnerte Domingo ihn unnötigerweise.
    Ran hörte auf, hin und her zu gehen und warf ihm einen scharfen Blick zu. Der Spanier lehnte sich an die Reling und reagierte mit einem geduldigen, befehlserwartenden Blick. Herrgott im Himmel, dachte er, neigte seinen Kopf zurück und schaute kurz in die Dämmerung. Die Trockenheit setzte ihm zu, seine Kehle war wie ausgedörrt. Wo war sie nur? War sie verletzt? Oder, bei der heiligen Mutter Gottes, war sie womöglich schon tot? Sein Brustkorb verengte sich und drohte, ihn zu ersticken. Hatte der Sultan sie vielleicht zurückgeraubt und in seine private Gruft eingemauert? Hatte Rahman sein Wort nicht gehalten? Suchte Achmed Vergeltung für den Verlust seiner Hände? All diese unbeantworteten Fragen ließen ihn langsam verrückt werden. Und Shokai, gütige Heilige, als ob er sich nicht schon grauenhaft genug fühlte, weil er nicht verhindert hatte, dass Aurora entführt wurde, so vervielfachten sich seine Schuldgefühle noch angesichts dessen, was seine laschen Bemühungen den alten Mann wahrscheinlich gekostet hatten.
    Er hatte keine Möglichkeit ausgelassen, sie zu finden. Niemand wollte etwas sagen, niemand wusste etwas. Verdammt und zugenäht!, fluchte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er fühlte sich so angespannt! Nicht einmal der Schlaf gönnte ihm eine Gnadenfrist. Aber das war ihm egal. Das, was von seinen Tagen übrig blieb, war dazu bestimmt, von ihrem Gesicht heimgesucht zu werden, ihrem beunruhigenden Zorn, ihrem Schmerz, und mehr als alles andere, ihrem verführerischen Lächeln und der Art und Weise, wie sie ihn beruhigen und erregen konnte wie niemand sonst.
    Bei Gott, er vermisste sie. Er sehnte sich danach, in der Hitze ihres Mundes ihre Energie zu spüren und die Wärme ihres Körpers unter seinen Händen, und sie zu besitzen.
    Und er schwor, er würde es tun, wenn er sie jemals wiedersähe. Er würde!
    »Capitán?«
    Ran zuckte zusammen und erkannte, dass sein Erster Offizier auf Befehle wartete. »Bereitet alles zum Losmachen vor, Avilar«, trug er ihm mit ausdruckslosem Tonfall auf. »Nehmt die nächste Nacht-Tide und alarmiert mich.« Ran schaute kurz zum Himmel empor, schätzte die Zeit und die Windgeschwindigkeit ein, die man benötigen würde, um die Back Star zu erreichen, und fügte dann hinzu: »Bei acht Glasen.« Abrupt drehte er sich auf dem Absatz um und kletterte die Leiter des Achterdecks hinunter, ohne auch nur den kleinsten Blick in irgendeine Richtung zu werfen.
    Einige seiner Crewmitglieder sprangen zur Seite, um ihm Platz zu machen, er schenkte ihnen jedoch keine Beachtung, sondern schritt zu seiner Kabine. Er hatte Schlaf nötig, ja, und geschärfte Sinne für die kommende Nacht, denn dies war die letzte Möglichkeit, seine gefangenen Männer zurückzubekommen.
    Bei Gott, er brauchte diese Schlacht.
     
Zweiundsiebzig Meilen vor der westafrikanischen Küste
    Die Nacht war vom Donnern der Kanonenkugeln erfüllt – die Red Lion spuckte zorniges rotes Feuer aus. Das Deck des Schif fes der Sklavenhändler wurde beschossen. Ran gab Befehl, die Black Star nicht zu versenken, noch in irgendeiner Weise auf den Rumpf zu zielen, denn alle an Bord der Lion wussten, dass Sklaven unterhalb der Wasserlinie im Innern des Schiffes untergebracht waren.
    Das Sklavenschiff schoss zurück, versenkte den halben Bugspriet der Lion und die Ankerwinde. Und zwei Crewmitglieder mit ihnen.
    Ran gab Befehl beizudrehen, und das Flaggschiff nahm Wind auf und kreuzte in lebensgefährlicher Position vor dem gegnerischen Schiff. Die Lion war trotz ihrer Größe schnell. Ihr Captain entlockte ihr alles, was sie geben konnte, dann verlangsamte er abrupt und verlieh damit seiner Drohung Ausdruck, die Backbordseite der Black Star zurammen. Ran stand auf dem Achterdeck. Seine Crew war plötzlich still, atemlos vor Furcht und Bewunderung, als ihr Captain energisch das Steuerrad herumriss und das Schiff heftig wegdrehte. Währenddessen ließen die besten Schützen der Red Lion einen Hagel von Kanonenkugeln auf die Star niederprasseln. Noch bevor das Echo verklungen war, befahl Ran, die Segel zu krängen. Inmitten der Panik und des Gemetzels glitt das Flaggschiff neben der Star dahin. Ziellose Kanonenschüsse vom Sklavenschiff erleuchteten die

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