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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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solch unverhohlenem Verlangen anschauen, wenn sie nicht schon Erfahrung hätte?
    Eine, die die Regeln der Gesellschaft nie kennengelernt hat, argumentierte eine Stimme in ihm. Eine Frau, die von keinem Vater, Bruder oder Ehemann in ihre Schranken gewiesen worden ist; die in nichts nachgibt, weil sie nie gelernt hat, es zu tun.
    Verdammtes, unabhängiges Frauenzimmer, das zu sehr auf ihre Kräuter, Pulver und mysteriösen Worte vertraute. Guter Gott, wie absurd das Ganze ist, dachte er, während er die Leiter zum Deck hinaufkletterte. Ransom Montegomery, Captain der Red Lion, wusste nichts von der Wahrheit hinter Aurora Lassiter. Und er schwor sich, auch nichts darüber herausfinden zu wollen.
     
    Aurora fielen mehrere passende Bezeichnungen ein, um den barbarischen Piraten zu beschreiben; sie waren zwar nicht gerade höflich, passten aber dafür umso besser. Arrogant, herrisch, fordernd, kalt, engstirnig. Genauso ist er, dachte sie, während sie sich auf eine stoffbezogene Bank unter dem Achterfenster fallen ließ. Sie befühlte das erlesene Gewebe und zeichnete das Muster nach. Sie erinnerte sich an ihre Sorge um ihn, an das, was ihm durch den Kopf gegangen sein musste, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie nicht mehr in dem Gasthof war. Seine Argumente waren berechtigt und verrieten verborgene Gefühle für sie. Das veranlasste sie zu einem Lächeln. Sein Misstrauen Frauen gegenüber, das von seinem disziplinierten Äußeren kaschiert wurde, ließ sie jedoch innehalten. Er würde dagegen ankämpfen, und zwar für immer, ging es ihr durch den Kopf, und Aurora fragte sich, wer ihn so tief verletzt haben konnte, um eine so schreckliche Wunde zu hinterlassen. Genoss er wohl jemals sein Leben? Fand er wohl jemals Gefallen an einem einfachen Gespräch, einem Spaß oder an der reinen Freude, durch die Welt umherwandern zu können? Sie erinnerte sich an ihre Zeit in den seidenen Zelten, an seinen Widerstand gegen auch nur das kleinste bisschen Behaglichkeit, das sie ihm anbot. Oder hatte der Grund einfach nur darin gelegen, dass es von ihr gekommen war?
    Ach, könnte sie doch nur die Gedanken dieses Mannes lesen! Konnte er denn nicht sehen, dass dieser heimliche Schmerz nicht dazu beitrug, sein Leben zu verbessern? Ihre Lippen verzogen sich reumütig. Dieser Mann scherte sich keinen Deut um ihre Art zu leben und hielt sie folglich wahrscheinlich für halb verrückt.
    Sie zuckte mit den Schultern. Es war ihr egal. Sie hatte ja nun Zeit, ihn näher kennenzulernen, bevor er sie an der Küste absetzte.
    Plötzlich ging die Tür auf, und ein hübscher Junge von nicht mehr als zwölf Jahren brachte ihr eine einfache Mahlzeit. Er war im Gefängnis des Sultans gewesen, erinnerte sie sich, als sie unerwartet durch seine alarmierend blauen Augen gefesselt wurde.
    »Mem sahib« ,begrüßte er sie und verneigte sich wie ein Huhn, das Körner aufpickt. Während er das Tablett auf den Tisch stellte, schnellte sein Blick nervös von ihr zur Tür hinüber.
    »Vielen Dank … Dahrein.« Sie hoffte, dass der Name stimmte.
    Er grinste, und seine weißen Zähne, die einen Kontrast zu seiner goldbraunen Haut bildeten, blitzten auf, während er sich rückwärts zur Tür zurückzog.
    Sie runzelte die Stirn über sein Verhalten. »Ich werde dir nichts tun, Junge.«
    »Tut mir leid, meine Lady.« Er fummelte an der durchstanzten Blechlaterne herum. »Das weiß ich, aber … aber …«
    »Du bist wohl noch nicht oft in der Nähe von Frauen gewesen, was?«
    Er warf ihr einen romantisch verklärten Blick zu. »Keiner so wunderschönen, wie Ihr es seid, Lady.«
    Aurora schaute auf die Decke, die ihre Schultern bedeckte, wohl wissend, dass sich darunter nicht viel mehr als ein zerrissenes Gewand und ein Körper, der nach einem Bad schrie, befanden. »Brauchst du vielleicht eine Brille, Dahrein?«
    Er sah verwirrt aus. »Nein, ich sehe gut! Oh! Oh!« Er grinste. »Ihr habt einen Scherz gemacht, was?«
    Aurora lachte sanft. »Ja, ganz einfach.«
    Sein Grinsen wurde breiter, während er sich aus der Kabine zurückzog und dabei beinahe über die Schwelle gestolpert wäre.
    »Dahrein? Kannst du Shokai bitte sagen, dass es mir gut geht und dass ich in Sicherheit bin?«
    Dahrein sah für einen Moment unwillig aus. Er wägte die Folgen ihrer Bitte ab; dann lächelte er plötzlich wieder, nickte und verbeugte sich. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, verließ Aurora die Bank, ließ sich auf einen Stuhl vor dem polierten Tisch fallen und

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