Heiße Sonne der Verfuehrung
im Himmel, er wünschte so sehr, er könnte es.
Ran streckte seinen langen Körper auf der Bank aus. In seiner Leistengegend pulsierte es schmerzhaft, als er sich auf die Seite legte, einen Ellbogen anwinkelte und seinen Kopf auf seiner Handfläche abstützte. Sie hockte da wie ein Kätzchen, zusammengerollt und geborgen, und ihr Rücken suchte die gesunde Wärme des Holzes. Ran unterdrückte das süße Bild von ihr, wie sie das Gleiche bei ihm tun würde. Gütige Heilige, für diese Qual konnte er niemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben als sich selbst, er allein musste die Konsequenzen ziehen. Aber selbst hüfttief in Holzblöcken, Fässern und Kisten an Bord der Phoenix steckend, hatte er sie nicht aus seinen Gedanken verbannen können; stattdessen hatte er sich ständig gefragt, ob es ihr gut ging … oder ob sie ebenfalls an ihn dachte.
Und in den Stunden, die sie getrennt gewesen waren, hatte er erkannt, dass seine Stimmung nicht viel besser war als die eines verspotteten Tollpatsches ohne das Vergnügen ihres Anblickes. Sie war einfach zu verführerisch, um sie ignorieren zu können. Sinnlich und wollüstig. Niemand würde je behaupten können, dass Aurora nicht durch und durch eine begehrenswerte Frau war.
Und ihre Küsse trieben ihn in den Wahnsinn.
Ich lege keinen Wert darauf, das Bett mit Euch zu teilen. Ihre Worte schmerzten ihn, aber im selben Atemzug erkannte Ran schon, dass er sich wie ein eingebildeter Narr verhalten hatte, anzunehmen, dass sie ihn willkommen heißen würde, wenn er es so beschloss. Ein hochmütiger Bastard, jawohl, das bist du, Montegomery. Selbst eine Hure hatte doch ihren Stolz.
Vorsichtig, um sie nicht zu stören, erhob er sich von der Bank, ging zu seinem Bett hinüber, zog sich schnell aus und schlüpfte zwischen die Laken. Das Buch, das er ihr gegeben hatte, lag noch am Fußende. Er griff danach, starrte auf den Band und erinnerte sich an die ungezwungene Kameradschaft, die sie miteinander erlebt hatten, und wie natürlich er das empfunden hatte. Es schien nun schon Tage her zu sein. Als Ransom das Buch beiseite legte, wünschte er sich noch mehr Momente wie diese, wenn er auch sehr wohl wusste, dass er sich besser überhaupt nichts wünschen sollte. Er würde ihr nichts als Kummer bereiten.
Ran stand mittschiffs, die Arme auf dem Rücken verschränkt und die bestiefelten Füße weit auseinander gestellt, um so das Schwanken des Schiffes abzufangen, als die Lion Wind aufnahm. Die Brise peitschte sein Haar aus dem Gesicht und schnappte nach den Ärmeln seines Hemdes.
Sein Blick sprang über das Deck seines Schiffes. Seine Männer hingen barfüßig und mit freiem Oberkörper an Seilen in der Takelage und reparierten die Segel oder fierten die Fallleinen. Andere arbeiteten auf ihren Plätzen und reparierten die Beschädigungen, die die Kanonenkugeln hinterlassen hatten, polierten Holz oder fädelten neues Bändsel in Jungfernblöcke.
Und niemand sah ihm in die Augen.
Einer der Kameraden hatte seine Untat gebeichtet. Die Tatsache, dass Aurora den Angriff ausreichend abgewehrt hatte, spielte dabei keine Rolle. Seine Crew war gewarnt worden, sie nicht anzufassen. Unter keinen Umständen.
Ungehorsam würde er in keinem Falle tolerieren.
Ran wägte sorgfältig Verbrechen und Bestrafung ab und berücksichtigte außerdem, dass seine Stimmung schon ziemlich scheußlich war, denn er hatte die Nacht in einem standhaften Zustand unbefriedigter Erregung verbracht, während er untätig mit anhören musste, wie Aurora wie ein verlorenes Kind im Schlaf aufschrie. Einem Schlaf, der sie ruhig hielt.
Der Verlust des Lohnes oder eine Degradierung würde diesen Männern nichts ausmachen, denn sie teilten die Prise der gekaperten Schiffe zu gleichen Teilen untereinander auf. Außerdem hatte jeder von ihnen mehrere Aufgaben, um das riesige Flaggschiff in Stand zu halten. Nein, härtere Methoden waren die einzige Möglichkeit, Aurora in Sicherheit zu wissen, wenn er nicht bei ihr war.
»Zwölf Peitschenhiebe.«
Sein Ton verriet nichts von dem Zorn, der unter der Oberfläche siedete, nicht einmal, als der Seemann bleich wurde. Seine Kameraden unterbrachen ihre Arbeit, als die Peitsche gnadenlos und schnell zuschlug. Sie hinterließ Striemen auf dem nackten Fleisch. Der Seemann zuckte zusammen, schwieg jedoch tapfer, und der Herr der Lion blieb gelassen wie ein Turm aus gemeißeltem Granit. Als der Mann abgeführt wurde, schauten die Crewmitglieder niedergeschlagen von ihrem
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