Heiße Sonne der Verführung
keinen Einfluss auf die Heiterkeit der Frau zu haben. Sie hatte beinahe etwas Ätherisches an sich. Trotzdem war er – insgeheim – ein wenig enttäuscht.
Nein, sie war eindeutig keine von Domingos Frauen. »Bringt Euer Anliegen vor, Mistress, ich bin ein beschäftigter Mann.«
Bei seinen Worten zuckte sie zusammen, und Ran war verärgert über diese Schwäche, die er an Aurora nie gesehen hatte.
»Ihr – Ihr seid Ransom Montegomery?« Ran wog zunächst die dunkelhaarige Frau gegen die Sicherheit seiner Crew ab, dann nickte er kurz.
»Dann bin ich Eure Schwester.«
Ran musste grinsen. »Ich bin ein Bastard, junge Frau, und ich habe keine Schwester.« Er durchschritt die riesige Kabine.
»Eure Halbschwester«, korrigierte sie sich selbst und errötete. »Wir haben denselben Vater.«
Ran schwankte, als er das, was von seiner Verkleidung übrig geblieben war, auf einen abgewetzten Brokatstuhl fallen ließ.
»Ihr habt natürlich Beweise dafür«, sagte er über seinen Schreibtisch hinweg, während er seine Waffen abnahm und sie zur Seite legte.
»Ja, ehm, natürlich.«
Als jedoch weitere Erklärungen ausblieben, schaute Ran auf und bemerkte, dass seine blutbefleckten Messer ihre Aufmerksamkeit fesselten. Ihr Blick schnellte wieder zu Ransom, und sie schluckte sichtbar, während sie einen Schritt zurück machte.
»Den Beweis, Mistress.« Zum Teufel noch mal, sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
Die Frau schüttelte sich. Ihre Hand zitterte, als sie ihr Retikül öffnete und ihre Hand in den Beutel hineingleiten ließ. »Ich bin Rachel Ortiz«, teilte sie ihm mit und überreichte ihm einen Goldring. Ran beäugte zunächst das Schmuckstück und dann sie, bevor er es annahm. »Meine Mutter ist – war – eine Kurtisane.«
Ran blickte auf, starrte sie kurz an und wendete sich dann wieder der Untersuchung des Ringes zu. »Granville Montegomery ist mit meiner Mutter in Madrid zusammen gewesen. Ich bin das Produkt ihrer kurzen Affäre.«
In ihrem Geständnis lag nicht das kleinste bisschen Scham darüber, und Ran bewunderte sie für ihre bescheidene Würde. »Ich bin als Kleinkind in ein Kloster gesteckt worden und habe erst kürzlich vom Tode meiner Mutter erfahren. Sie hat mir kein Vermächtnis hinterlassen, Señor Montegomery, lediglich einen Brief, in dem sie meine Herkunft erklärt, und diesen Ring als Beweis. Euer – unser – Vater hatte ihn ihr geschenkt.«
»Ein Ring bedeutet nichts.« Er legte ihn vor sie auf die Tischkante; sie machte jedoch keine Anstalten, ihn zurückzunehmen.
»Vielleicht sind diese hier ja der Beweis, den Ihr verlangt?« Sie nahm ein Päckchen auf, das neben ihrem Stuhl auf dem Boden gelegen hatte, legte es vorsichtig, beinahe ehrfürchtig auf den Tisch und schob es zu ihm hinüber. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit schnitt Ran die Kordel durch, mit der das Päckchen verschnürt war, und holte einen kleinen Stapel Briefe heraus. Die Handschrift seines Vaters starrte ihn an, und er ergriff einen der Briefe, um ihn zu entfalten. Es waren abstoßend leidenschaftliche Liebesbriefe, und sie sprachen von Einsamkeit und dem Verlangen nach einer Frau namens Rosa und dem Kind, das sie ihm schenken würde.
Er schäumte vor berechtigter Wut und zwang sich, seinen Blick von Rachel abzuwenden. Ransom wollte etwas zerschmettern, er wollte es genießen, dieses Mädchen von seinem Schiff zu jagen und ihr ein erfolgreiches Leben weit weg von ihm zu wünschen, brachte es aber nicht über sich. Er war mit ritterlichem Kodex großgezogen worden; Rachel Ortiz war seine Schwester, dies war so sicher, als hätte er es aus dem Munde seines Vater erfahren. Er würde sich also so verhalten, wie man es von einem Montegomery erwartete. Dies war nun der letzte Stein auf dem Haufen seiner Schwierigkeiten, der auch so schon hoch genug war.
»Was willst du von mir, Schwester?«
Rachels Schultern entspannten sich, sie sank fast theatralisch auf den Stuhl. Ran schaute gen Himmel und schüttelte seinen Kopf, dann bot er ihr ein Glas Wasser an. Sie nippte kurz daran, und er setzte sich auf die Tischkante, seine muskulösen Arme vor seiner Brust verschränkt.
»Ich bin allein«, begann sie mit kaum hörbarer Stimme, während sie das Glas anstarrte, das sie fest in ihrer Hand umklammert hielt. »Ich weiß nicht, wo ich leben soll, und ich habe keine Aussichten auf eine Heirat …«
»Bist du noch Jungfrau?«, unterbrach er sie, worauf ihr Kopf hochschnellte; ihre weiße Haut erblühte rot.
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