Heiße Sonne der Verführung
diesem Morgen hatte sein Halbbruder ihm klargemacht, dass er doch lieber Aurora in seinem Bett als die Gewehre in seinem Arsenal hätte.
Ransom hatte ihm klargemacht, dass er sogar töten würde, um sie behalten zu können.
Er schritt zu seinen Pferden hinüber. Der pechschwarze Hengst stapfte voller Ungeduld, um wegzukommen; sein sanftmütiger grauer Kamerad war nun nicht mehr mit Gewehren und Gewürzen beladen. Einer von Rahmans Gefolgsmännern hatte die Bündel für die Reise vorbereitet, und Ran überprüfte nun deren Sicherheit. Dann wendete er sich Aurora zu und hob sie auf den Rücken der grauen Stute. Gekonnt ließ sie sich auf das Pferd gleiten, ohne dabei den starrenden Männern auch nur einen Zentimeter ihrer Haut preiszugeben. Trotzdem machte Ran ein finsteres Gesicht angesichts der Tatsache, dass sie im Herrensitz vor ihm reiten sollte.
Rahman kam und reichte einem seiner Männer ein Gewehr, bevor diese fortgingen, um ihrem Anführer ein wenig Ungestörtheit zu ermöglichen. Der Scheich blickte zunächst zu seinem Bruder, dann zu der Frau hoch. Sie hielt ihren Blick gesenkt, während der seine über ihren Körper wanderte.
»Es steht Euch frei zu bleiben«, bemerkte er sanft, ohne seinen Tonfall wie eine Frage klingen zu lassen.
Ransom schritt zwischen Rahman und Auroras Pferd. »Sie gehört mir, Rahman. Ich habe Anspruch auf sie erhoben, und zwar gründlich.«
Die beiden Halbbrüder führten einen wortlosen Kampf. »Ist das wahr, kleine Blauäugige?«, biss Abduli die Zähne zusammen und schaute zu Aurora hoch. »Erhebt mein Bruder Anspruch auf Euer Herz?«
Zum ersten Mal, seit sie das Zelt verlassen hatten, schaute Aurora auf. Ihr Blick fiel jedoch nicht auf die erwartungsvollen dunklen Augen des Scheichs, sondern auf ihren Befreier. Ran starrte seinen Halbbruder an, als er ihr vorherrschendes Gefühl wie ein Streicheln warmer Finger auf seiner Wange verspürte, obwohl nicht einmal eine Brise seine Haut gestreift hatte. Vorsichtig schaute er über seine Schulter zu Aurora zurück. Welcher Trick war das nun wieder?
»Nein, M’lord.«
Ran erbleichte sichtbar.
»Ein Mann kann ja wohl kaum einen Anspruch auf ein Herz erheben«, sagte sie und warf einen prüfenden Blick nach hinten, »wenn keines in seiner eigenen Brust schlägt.«
Abduli brach in Lachen aus. Mit einem Satz schwang Ran sich in den Sattel, da war sie aber schon in die Wüste davongejagt. Der Scheich lachte noch immer leise vor sich hin, als Ran die Verfolgung aufnahm.
Dafür, dass sie mit ihrer Freiheit gespielt hatte, würde er ihr den Hintern versohlen.
Aurora war schnell, wenn sie auch bald schon erkennen musste, dass die Hitze ihr Pferd umbringen würde. Sie verlangsamte ihr Tempo. Ran erklomm einen kleinen Hügel und holte sie ein.
Zögernd schaute sie in seine Richtung. »Schimpft nicht mit mir, Ransom, ich konnte nicht anders. Ich weiß, dass Abduli nur darauf gewartet hat, dass ich Eure Worte widerlege, aber ich konnte einfach nicht lügen.«
Er antwortete verächtlich: »Zu behaupten, dass ich kein Herz habe, ist also keine Lüge?«
Sie schaute in sein verstimmtes Gesicht und zog den Schleier von ihrem eigenen fort. »Ich glaube, in dieser mächtigen Brust befindet sich schon ein Herz, Ransom Montegomery«, säuselte sie, »die Frage ist nur, ob es schlägt oder nicht.«
»Freches Frauenzimmer«, murmelte er, während seine Lippen sich zu einem widerwilligen Lächeln verzogen.
»Wenn Ihr lächelt, seht Ihr weniger furchteinflößend aus, Ransom.« Ihre Stimme klang tief und vertraut, und eine Flut von Erinnerungen rollte über ihn hinweg: das Gefühl, wie sie in seinen Armen gelegen hatte; der erregte Glanz in ihren Augen, als sie erfahren hatte, dass Rahman sein Bruder war; die Art und Weise, wie er auf jede ihrer Nuancen reagierte.
Und die Einsamkeit, die sie verbarg.
Aurora, erkannte er, war eine komplizierte Frau, und er wollte mehr über sie erfahren. Seine Mission verlangte es jedoch von ihm, sie ihrem eigenen Schicksal zu überlassen und allein weiterzumachen. Bedauerlicherweise war es, wenn sie in seiner Nähe war, viel zu einfach, vorrangige Angelegenheiten zu vergessen und sich der Anziehungskraft, die sie aufeinander ausübten, zu ergeben. Er musste die Kontrolle behalten, ansonsten war er mit Sicherheit verloren.
»Ihr denkt viel zu viel nach, Ransom.« Ihre Stimme durchbrach seine Gedanken, und er blinzelte.
»Das kann ich in Euren Augen erkennen. Ihr trefft auf ein kleines Vergnügen, und sofort
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