Heiße Sonne der Verführung
Hitze war eine Warnung, trotzdem fürchtete sie sich nicht vor der Verbrennung. Sie sehnte sich regelrecht danach.
Ihre Finger fuhren über sein Kinn, versanken wieder in seinem Haar, und noch immer widerstand er, kämpfte er dagegen an, seine Augen zu schließen und seinem Bedürfnis zu erliegen. Seine Hände lagen reglos da.
»Habt Ihr Angst vor mir, Ransom?«, forderte sie ihn sanft heraus, während sie ihre Hand zurückzog.
Das hatte er in der Tat, denn sie war wie ein sich bewegender Keil, der sich seinen Weg unter seinen gut ausgerüsteten Panzer zwängte. »Ihr seid eine ganz außergewöhnliche Frau.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ihr sucht etwas, das es nicht gibt. Ich bin nicht anders als alle anderen meines Geschlechtes, abgesehen davon, dass ich keine Lust habe, mich hinter der Mauer der Gesellschaft und dem Willen eines Mannes zu verstecken.« Sie hielt inne und schaute ihm tief in die Augen. »Denn beides habe ich nie kennengelernt.«
Eine Ausgestoßene, dachte er, und die Einsamkeit, die er aus ihrer Beichte heraushören konnte, berührte einen brachliegenden Punkt in seinem Herzen. Das war in jedem Falle etwas, das sie gemeinsam hatten.
»Und trotzdem kommt Ihr in ein Land, in dem Frauen schlechter behandelt werden als Schafe?«
»Die Lebensweisen des Islam sind nicht die meinen, Ransom. Aber eine gewisse Zeit lang kann ich mich anpassen, um zu überleben.« Ihr Blick senkte sich auf das Kissen und sie zeichnete mit dem Finger dessen Muster nach. »Das ist nun mal die Richtung, die meine Reise eingeschlagen hat.«
»Ja, und ständig kreuzt sie die meine.«
Sie schaute auf und grinste verschmitzt. »Ist es kismet, was glaubt Ihr?«
»Nein, das glaube ich nicht.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Es handelt sich bei Euch lediglich um eine Frau, die sich nicht aus Männerangelegenheiten heraushalten kann.«
Aurora lachte, warm und kehlig. Es ging Ran unter die Haut. »Ihr würdet Euer Leben viel einfacher finden, mein Piratenlord, wenn Ihr erkennen würdet, dass Männer nicht das Universum regieren.«
»In diesem Lande tun sie es aber.«
Aurora runzelte ihre Stirn angesichts seiner offensichtlichen Empörung. »Aber Ihr seid so vertraut mit der Lebensart des Islam, dass ich mir sicher war, dass Ihr –« Er versteifte sich, und diese plötzliche Bewegung war wie ein schmerzhafter Schuss, der durch seinen Körper hindurch- und in den ihren hineindrang.
»Nein!« Abrupt rollte er sich an den Rand des Diwans, stützte seine Ellbogen auf seinen Knien ab und schaute auf seine gefalteten Hände. »Nein«, wiederholte er scharf. »Ich bin kein Moslem.«
»Und dennoch wurdet ihr so bereitwillig in diesem Lager aufgenommen?«
Er wendete seinen Kopf, um sie anschauen zu können. Es liegt so viel Groll in diesen Augen, dachte sie, sie hätte ihn gern getröstet.
»Meine Anwesenheit ist zwar hingenommen worden, jedoch unter ausgesprochen schlechten Bedingungen.« Sein Blick verschärfte sich, seine nächsten Worte glichen einem wütenden Knurren. »Und zwar nur, weil Rahman ibn il Abduli mein Halbbruder ist.«
»Wie glücklich Ihr Euch schätzen könnt, einen Bruder zu haben«, beeilte sie sich anzumerken, aber Zorn grollte in seiner Brust, als er die Kissen von sich warf.
Verachtete er nun den Bruder oder die Tatsache, dass sie einen gemeinsamen Elternteil hatten? Aurora konnte seinen Groll nicht verstehen. Abduli war doch seine Familie! Ganz egal, welchen Glauben der Scheich hatte. Ach, könnte sie nur ein solches Privileg für sich in Anspruch nehmen. Ransom wollte jedoch nichts von seinem Bruder wissen, vielleicht hasste er ihn sogar, und sie erkannte die Größe des Opfers, das er für sie brachte.
Als sie von dem Kissen hinunterglitt, erregte diese Bewegung Rans Aufmerksamkeit. Er beobachtete, wie sie mit anmutigen Schritten den Raum durchquerte, der sie voneinander trennte. Sie strich ihr Haar von ihrer Schulter nach hinten, und er nahm den Duft ihrer Haut wahr. Sie stand nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt, und er spürte die Hitze ihres Körpers. Als sie zu ihm aufschaute, breiteten sich ihre Sanftheit und ihr Mitgefühl in ihm aus und verursachten das gleiche Wohlgefühl wie die warmen Finger, mit denen sie über seine Muskeln fuhr.
Seine Schultern sackten herab. »Aurora«, kam es sowohl fragend als auch entschuldigend.
. »Nein, sprecht nicht weiter darüber.« Sie legte ihre Hand auf seine Brust. »Länger darüber nachzudenken verursacht Euch Schmerzen, und ich ertrage es
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