Heiße Sonne der Verführung
wahrscheinlich nicht wach geworden, wenn sie nicht so unruhig geschlafen und ihre Hände sich nicht auf der Suche nach Wärme unter sein Hemd verirrt hätten. Ach, es ist besser, nicht weiter daran zu denken, dachte er und schluckte den Frosch in seinem Hals herunter.
Ein plötzlicher Hagel von Schüssen ließ sie aufspringen. Sie sah mit einem Mal aus wie eine verängstigte Maus, als ihre großen Augen sich ihm zuwandten.
»Da habt Ihr wohl einen Krieg angezettelt, was?«
»Abduli übt mit seinen neuen Spielzeugen.«
»Ihr habt ihnen beigebracht, wie man mit den Gewehren umgeht?« Ihr Tonfall ließ ihn wissen, dass er schon genug getan hatte, indem er die Waffen als Tauschware benutzt hatte.
»Damit habe ich den ganzen Morgen verbracht.« Als ihr Blick sich verengte, fühlte Ran sich verpflichtet hinzuzufügen: »Hätte ich es nicht getan, so wäre das nichts anderes gewesen, als einem Kind eine geladene Waffe auszuhändigen.«
Er wartete auf ihr Zugeständnis, wusste aber nicht, warum er sich darüber Gedanken machte. Sie nickte kurz, bevor sie den Schleier über ihr Gesicht zerrte, der bis auf ihre Augen alles verdeckte. Ran fragte sich, ob sie unter ihrem Gewand das Hemdchen und die seidenen Pantalons des hareem trug. Er steckte seine Messer in den Hosenbund und suchte den Boden nach irgendwelchen vergessenen Besitztümern ab; sein Blick verharrte kurz bei der Haremstracht, die halb versteckt unter den Satinkissen lag. Ran schaute Aurora in die Augen und ließ dann seinen Blick ihren Körper hinunterwandern. Allmächtiger Gott, wie sollte er nur zwei Tage lang durch die Wüste reiten können, wenn die verführerische Vorstellung von ihrer Nacktheit die ganze Zeit über in seinem Kopf herumschwirrte!
Aurora runzelte die Stirn, während sie den burqú befestigte. Einen Moment lang sah er aus, als hätte er große Lust, sie auf den Rücken zu werfen und zu entehren. Dann war er jedoch schon wieder vorbei, dieser kurze Eindruck, der unter seiner dunklen Aura, die sie ständig herausforderte, verborgen lag.
Sie lächelte unter ihrem hauchdünnen Schutzschild, als er den Umhang von seiner Schulter warf. Nun sah er aus wie ein Beduine mit seinem kaffiyeh mit den golddurchsetzten Befestigungskordeln. Sein langes Haar war unter der Kopfbedeckung verborgen. Eines der Tücher konnte man über den unteren Teil des Gesichtes ziehen, wenn man durch die Wüste ritt.
Die Ansammlung von Messern in Rans breitem Gürtel verriet den Kriegsherrn, die Waffen zogen Auroras Blick zu seiner Taille hin, zu seinen schmalen Hüften und zu den herrlichen dunklen Kniehosen, die in seinen Stiefeln verschwanden. Er ist schon ein schöner Mann dachte sie, und angesichts ihrer Musterung schwoll seine Männlichkeit an. Sie schaute ihm in die Augen. Er machte ein finsteres Gesicht. Sie lächelte, ihre Augen gaben der Selbstgefälligkeit darüber nach, dass er nicht immun war gegen sie, und als er ihre Schultern ergriff und sie aus dem Zelt trieb, musste sie ein Lachen unterdrücken.
Draußen blieb sie mit gesenktem Kopf stehen und wartete darauf, dass er weiterginge.
»Legt nie wieder eine solche Kühnheit an den Tag, Mylady«, fauchte er sie von der Seite her an.
»Ihr seid doch derjenige, der seine Kühnheit zurSchau stellt.«
Stirnrunzelnd beobachtete er, wie sie mit ihren Schultern zuckte. »Unternehmt nun bloß nichts, was Rahman verärgern könnte.« In seinem Tonfall schwang etwas Bittendes mit.
»Jawohl, M’lord«, flüsterte sie, dann musste sie kichern.
Ran schaute zum Himmel empor und schüttelte dann den Kopf, während er um einen Anfall von Geduld an diesem jetzt schon Nerven aufreibenden Morgen betete. Keine noch so ernsthafte Ermahnung hatten ihn innerlich auf den reizenden Anblick vorbereiten können, den sie ihm am Morgen noch schlafend auf dem Diwan liegend geboten hatte. Ihr langes schwarzes Haar hatte sich um ihren Körper herum verheddert, sie hatte ausgesehen wie die verführerische Delilah, ihre Gewänder an den Körper geschmiegt, sodass ihre weiblichen Kurven deutlich zu erkennen waren. Dort, wo die Kleidung hochgerutscht war, hatte Ran einen Blick auf ihre wohlgeformten Beine erhaschen können. Er hatte den Wunsch verspürt, in die Kissen hineinzuversinken und sie mit Küssen zu wecken; er konnte es sich jedoch nicht erlauben, sich ein weiteres Mal verführen zu lassen, deshalb hatte er sie in Ruhe gelassen. Die Geschehnisse nötigten ihn, einen reibungslosen Ablauf ihrer Abreise vorzubereiten, denn an
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