Heißer Engel
zu lassen. Wenn er vorgab, Derek zu sein, würde es kein Gerede über eine Firma ohne Chef oder eine Familie mit einem Skandal geben. Alles in allem war Dane sich nicht sicher, welche der beiden Möglichkeiten seiner Mutter mehr Sorgen bereitete. Das Unternehmen war ihr Leben, und der Name Carter war für sie heilig. Sie wollte nicht, dass einem von beiden Schaden zugefügt wurde. Und falls Derek tatsächlich ermordet worden war, falls der Unfall, wie Dane fürchtete, also kein Unfall gewesen war, würden die Medien diese Geschichte mit Sicherheit aufgreifen.
Doch das war nicht der Grund, warum Dane sich bereiterklärt hatte, zurückzukommen und für seinen Bruder einzuspringen. Nein, er wollte die Wahrheit herausfinden. Um jeden Preis. Und es würde ihm gelingen.
Wenn Angel etwas wusste, wenn sie in irgendeiner Form – auch wenn es nur nebensächlich schien – mit Dereks Tod zu tun hatte, würde Dane es herausbekommen. Er mochte sich von der Familie getrennt haben, aber was die Skrupellosigkeit betraf, konnte er noch immer mit ihnen mithalten.
Dane schüttelte den Kopf. “Gleich morgen früh werde ich mich mit ihr treffen. Allein und ohne die Familie, wie sie es gewünscht hat. Ich werde dich wissen lassen, wie es gelaufen ist.” Mit dieser so sinnlosen Verabschiedung drehte er sich um und ging zurück zur Straße, wo sein Wagen stand und ihm Schutz vor dem Wind, jedoch keinen inneren Frieden bot.
Was für ein Witz. Dane Carter hatte keinen inneren Frieden mehr empfunden, seit er seine Familie verlassen hatte. Egal, was er ihnen erzählt oder was er sich selbst einzureden versucht hatte. Vielleicht konnte sich Angel, wenn sie nichts mit der Sache zu tun hatte, als nette Abwechslung erweisen, die ihn ein wenig von seinen derzeitigen Sorgen ablenkte. Schließlich hatte sein Bruder immer einen exzellenten Frauengeschmack gehabt.
1. KAPITEL
A ngel bemühte sich, ruhig zu atmen und gelassen zu wirken, aber ihr Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hasste es, das tun zu müssen. Nach der letzten und niederschmetterndsten Zurückweisung durch diesen Mann hatte sie sich geschworen, nie wieder auch nur ein Wort mit ihm zu sprechen. Doch sie hatte keine andere Wahl.
Mit einem Schuhkarton unter dem Arm und einer Halt suchenden Hand an der Wand ging sie den Flur entlang zu Dereks Büro. Ohne ihre Krücken fühlte sie sich noch immer unsicher, aber sie wollte unter keinen Umständen Schwäche zeigen. Nicht vor diesem Mann. Als sie die offen stehende Tür erreichte, straffte sie die Schultern, zwang sich zu einem Lächeln und bemühte sich, so flüssig zu laufen, wie sie konnte.
Derek saß an seinem Schreibtisch. Seinen Sessel hatte er etwas gedreht, sodass er aus dem Fenster hinaus den Straßenverkehr an diesem Samstagmorgen beobachten konnte. Bis auf die Sicherheitsleute war das Gebäude verlassen. Genau so hatte sie es geplant.
Er war noch immer so umwerfend und körperlich unwiderstehlich, wie sie ihn in Erinnerung hatte, auch wenn er im Augenblick etwas zerzaust, ein wenig zerknittert wirkte. Ihr gefiel er so viel besser als in der Rolle des kultivierten Geschäftsmannes, die er sonst so perfekt beherrschte. Nur ein einziges Mal hatte sie ihn so entspannt wie jetzt erlebt: direkt nachdem er mit ihr geschlafen hatte.
Der Gedanke jagte einen heißen Schauer von ihrem Herzen bis in ihre Magengrube und wieder zurück, und sie musste sich räuspern.
In seinem Sessel drehte er sich zu ihr um, und sein Blick durchbohrte sie. Sie erstarrte. Sogar ihr Herzschlag schien zu stocken und einen Moment lang auszusetzen. Nur seine Augen bewegten sich, als er sie von Kopf bis Fuß musterte. Bedächtig und quälend genau betrachtete er sie, als würde er sie zum ersten Mal sehen und müsste sich alles genau einprägen. Dann trafen sich ihre Blicke – und verhakten sich ineinander. Eine Zeit lang verharrten sie so. Der brennend intensive Ausdruck in seinen Augen brachte ihren Körper zum Schmelzen. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, während sie versuchte, mit der unerwarteten Heftigkeit ihrer eigenen Reaktion auf ihn fertig zu werden. Das hatte nicht passieren sollen; er war ihr mittlerweile egal, und sie bewunderte ihn nicht mehr. Ihre Verliebtheit war schon längst vergangen. Doch jetzt zu sehen, wie ihm das glatte braune Haar in die Stirn fiel und wie er die Ärmel seines Hemdes aufgerollt hatte, ließ ihn menschlicher erscheinen als jemals zuvor. Sein Blick wirkte leuchtender,
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