Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Zweifel. Die Handfläche auf den Mund geschlagen, sah sie, wie Chogan dem anderen an die Kehle ging. Allmächtiger Herr im Himmel!
Nun war auch die Frage nach den Bisswunden der beiden Leichen auf der Waldlichtung geklärt. Der Körper des Fremden zuckte noch, als Chogan aufstand und sich das Blut von den Lippen wischte. Instinktiv wich Cass einen Schritt zurück. Dann noch einen.
„Gut gemacht, Junge“, sagte Annie und klang dabei so aufrichtig, dass Cass zusätzlich übel wurde.
Chogan schenkte sich die Worte, kam näher, nahm ihr die Waffe aus der Hand und zog an der Erhebung, an der sie selbst schon gezogen hatte, so lange, bis das Ganze einrastete. Dann gab er ihr die Pistole zurück.
„So funktioniert es. Und jetzt raus mit euch. Der bekommt eher früher als später Verstärkung.“
Ohne auf Cass’ fahles Gesicht zu achten, scheuchte sie der Lieutenant aus dem Waschbereich, der nun zur Schlachtbank geworden war. Cass schüttelte sich, vertrieb vehement das blutige Bild, damit sie wieder einigermaßen vernünftig denken konnte.
„Wo ist Jeff?“, wollte sie wissen.
„Der kommt gleich.“
„Wo ist er?“
„Irgendwo hier drin. Sobald wir draußen sind …“
Chogan drängte Annie durch einen Zugang. Cass prallte hart gegen eine Wand. Eine Stahlbarriere war blitzschnell vor ihr aus der Mauer geschossen und trennte sie von den anderen.
Sobald Cass sich aus ihrer verblüfften Starre gelöst hatte, begann sie, dagegen zu hämmern und hörte gleichzeitig, dass auch von der anderen Seite dagegen geschlagen wurde. Chogan fluchte.
„Verdammt, das Sicherheitssystem wurde aktiviert und verriegelt die unteren Ausgänge …“
Seine Stimme klang wie durch Wasser, als wäre sie untergetaucht und er würde am Beckenrand stehen und zu ihr sprechen. Erneut erfasste sie Panik.
„Chogan, was bedeutet das?“
„Cass? Kannst du mich hören?“, rief er gleichzeitig.
„Ja, ich höre euch! Warum werden die Ausgänge abgeriegelt?“
„Aus Sicherheitsgründen“, sagte er knapp. Sie verstand. Eine Vorsichtsmaßnahme, sollten sich die Zellen öffnen. Träges, schweres Entsetzen packte zu.
„Mach dir keine Sorgen Cass, das ist nur zur Sicherheit.“ Nur zur Sicherheit, sagte sie im Stillen vor sich hin. Allerdings hörte sich das Mantra wie eine verstimmte, jaulende Geige an.
„Cass? Bitte hör mir genau zu“, verlangte Chogan.
„Okay“, flüsterte sie und lehnte sich an die Stahlwand, als könne sie so Chogan näher sein.
Damit sie ihn über das Pochen in ihrer Brust verstehen konnte, stellte sie das Atmen ein.
„Wenn du schießt, streck deine Hände aus. Du wirst einen Rückstoß spüren, bereite dich darauf vor. Wenn du abdrückst, kannst du dein Gewicht dagegen lehnen.“
Er gab ihr Anweisungen, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten hatte? Das konnte doch unmöglich …
„Cass? Es ist wichtig. Hör mir zu.“
„Hände ausstrecken“, sagte sie und schluchzte auf.
„Du trägst eine halb automatische Waffe mit fünfzehn Schuss im Magazin. Du musst den Abzug immer wieder betätigen, dann kannst du fünfzehn Mal schießen, ohne nachladen zu müssen.“
Oh Gott.
„Und du musst auf ihren Kopf zielen …“
„Auf den Kopf“, wiederholte sie leise. Noch ein Schluchzer rüttelte an ihr.
„Wenn du auf die Brust zielst, kann es sein, dass du das Herz nicht richtig triffst. Ihre Herzen haben eine zusätzliche Kammer, außerdem verbluten sie nicht so leicht und spüren auch den Schmerz nicht.“ Er unterbrach sich. „Auf den Kopf, Cass. Hast du verstanden?“
Sie blieb wie erstarrt an die Stahlwand gepresst stehen und versuchte, einen heftigen Schluckauf zu unterdrücken.
„Klopfe, wenn du mich verstanden hast.“
Sie klopfte.
„Gut. Geh nun zurück durch den Zellentrakt.“
„Nein“, rief sie. „Ich kann das nicht!“
„Die Männer dort werden dir nichts tun. Solange sie nicht den Auftrag erhalten, dich zu töten, wird dir keiner ein Haar krümmen. Verstanden?“
Oh mein Gott. Dennoch klopfte sie.
„Sehr gut. Nach den Zellen ist eine Abzweigung. Begib dich nicht nach oben, sondern bleib im Keller. Hinter der Treppe ist ein Raum. Ein Kühlraum, den du von innen verriegeln kannst. Versteck dich dort, ich komme dich holen, sobald ich deine Großmutter in Sicherheit gebracht habe.“
Er wollte weggehen! „Nein, Chogan. Bitte bleib hier!“
„Ich werde nicht lange brauchen.“
Sie dachte an Annie und klopfte. Annie musste weggebracht werden. Das war dringlicher, als mit ihr
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