Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Stimmung in der Burg auf ihn drückte - ausgerechnet in seiner geliebten Burg, die einst so bekannt für ihren inneren Frieden war.
    Er starrte hinauf auf die rauchgeschwärzten Sparren der Halle und dachte bedrückt an Hawkmoon und was aus ihm geworden war. Er fragte sich, ob es wirklich so gut war, daß die Vernichtung des Dunklen Imperiums der Welt Frieden gebracht hatte. Es war leicht möglich, daß Hawkmoon, sogar noch mehr als er selbst, erst richtig lebte, wenn Gefahr drohte. Gäbe es beispielsweise Schwierigkeiten in Granbretanien -es konnte ja sein, daß die unbelehrbaren Überreste der ehemaligen Maskenträger Königin Flana schwer zu schaffen machten -, wäre es sicher keine schlechte Idee, wenn Hawkmoon sich der Sache annähme, die Unruhestifter aufdeckte und Schluß mit ihnen machte.
    Graf Brass hatte das Gefühl, daß eine Aufgabe dieser Art das einzige wäre, das seinen Freund retten konnte. Instinktiv erriet er, daß Hawkmoon nicht für den Frieden geschaffen war. Es gab solche Männer - vom Schicksal zum ewigen Kampf bestimmt, ob nun zum Guten oder zum Bösen.
    Graf Brass seufzte und widmete sich seinem neuen Plan. Er würde Flana gleich am Morgen schreiben, daß er beabsichtigte, ihre freundliche Einladung anzunehmen. Es war bestimmt faszinierend festzustellen, was aus dieser einst so ungewöhnlichen Stadt geworden war, seit er sie das letztemal als Eroberer gesehen hatte.

2.
    GRAF BRASS MACHT EINE REISE
    „Übermittelt Königin Flana meine ergebendsten Empfehlungen", sagte Hawkmoon abwesend. Er hielt die kleine Zinnfigur in der Hand, die Flana darstellte, und drehte sie einmal in diese, dann in die andere Richtung, während er sprach. Graf Brass war nicht einmal sicher, ob sich Hawkmoon bewußt war, daß er sie vom Spielbrett hochgehoben hatte. „Sagt ihr, ich fühle mich nicht wohl genug, diese Reise zu unternehmen."
    „Ihr würdet Euch sicherlich gleich besser fühlen, wenn Ihr erst unterwegs wärt", gab Graf Brass zu bedenken. Er bemerkte, daß Hawkmoon dunkle Vorhänge vor die Fenster gezogen hatte. Lampen brannten im Zimmer, obgleich es schon fast Mittag und strahlend hell im Freien war. Und es roch dumpfig hier und ungesund, und der ganze Raum schien mit düsteren Erinnerungen gefüllt zu sein.
    Hawkmoon rieb sich die Narbe auf der Stirn, wo einst das Schwarze Juwel eingebettet gewesen war. Seine Haut wirkte wächsern, die Augen brannten in einem erschreckenden, fieberigen Glanz. Er hatte so sehr abgenommen, daß seine Kleider schlotternd an ihm hingen. Er blickte hinab auf den Tisch, auf dem das ungemein komplexe Modell des alten Londras aufgebaut war, mit seinen Tausenden von verrückten Türmen, die durch ein Labyrinth von Tunneln miteinander verbunden waren, so daß keiner der Bürger sich dem Tageslicht hatte aussetzen müssen.
    Plötzlich wurde es Graf Brass klar, daß Hawkmoon nun unter der Krankheit jener litt, die er geschlagen hatte. Es hätte ihn gar nicht gewundert, wenn Hawkmoon anfinge, ähnliche reichverzierte Masken zu tragen, wie seine ehemaligen Gegner, die Tierlords.
    „Londra hat sich verändert, seit Ihr es das letztemal gesehen habt", versuchte Graf Brass zu Hawkmoon durchzudringen. „Ich habe gehört, daß die Türme niedergerissen wurden, daß alle Straßen mit Blumenrabatten geschmückt sind, und an Stelle der Tunnels Grünflächen und Parks angelegt wurden."
    „Ja, das habe ich auch gehört", erwiderte Hawkmoon ohne Interesse. Er wandte sich von Graf Brass ab und begann eine Division Kavallerie des Dunklen Imperiums außerhalb der Mauern zu plazieren. Er schien von einer Situation auszugehen, in der das Dunkle Imperium Graf Brass und die anderen Diener des Runenstabs besiegt hatte. „Es muß sehr - hübsch aussehen. Aber ich persönlich ziehe es vor, mich an das frühere Londra zu erinnern." Seine Stimme klang schneidend. „So wie es war, als Yisselda dort fiel."
    Graf Brass fragte sich, ob Hawkmoon wohl vielleicht gar ihm die Schuld am Tod seiner Tochter gab - ihn verdächtigte, mit jenen zusammengearbeitet zu haben, die in der Schlacht gegen sie kämpften. Er unterdrückte seinen Unmut. „Aber die Reise selbst! Wäre das nicht eine großartige Abwechslung? Als Ihr die Welt dort draußen zum letztenmal saht, lag sie in Ruinen. Jetzt steht alles in voller Blüte."
    „Ich habe hier wichtige Dinge zu tun", murmelte Hawkmoon.
    „Welche Dinge?" Graf Brass' Stimme klang bei dieser Frage fast scharf. „Ihr habt Eure Gemächer seit Monaten nicht

Weitere Kostenlose Bücher