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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ich kaum von ihr gehört. Ich frage mich, ob die Situation sich verschlechtert hat, so daß sie ihr mehr Zeit widmen muß."
    „Habt Ihr denn nicht erst vor kurzem einen Brief von ihr erhalten?"
    „Ja, durch Kurier, vor zwei Tagen. Aber er war viel kürzer als gewöhnlich. Er schien mir fast förmlich. Sie lud mich nur wie üblich ein, sie zu besuchen, wann immer ich Lust dazu verspüre."
    „Könnte es vielleicht sein, daß sie sich ein wenig gekränkt fühlt, weil Ihr ihre Einladung noch nicht angenommen habt?" meinte Vedla. „Möglicherweise glaubt sie, Eure Freundschaft für sie sei abgekühlt?"
    „Keineswegs, sie ist nach meiner toten Tochter meinem Herzen am nächsten."
    „Aber weiß sie das? Habt Ihr es ihr schon einmal geschrieben?" Vedla schenkte sich Wein nach. „Frauen brauchen solche Bestätigungen, glaubt es mir. Selbst Königinnen."
    „Flana ist über so etwas hinaus. Sie ist zu intelligent. Zu warmherzig."
    „Hm", brummte Hauptmann Vedla, und es klang, als bezweifle er Graf Brass' Worte.
    Graf Brass entging der Unterton nicht. „Ihr glaubt, ich sollte ihr vielleicht in - in blumigerer Sprache schreiben?"
    „Nun..." Hauptmann Vedla grinste.
    „Ich bin nicht sehr einfallsreich, was poetische Ausschmückungen angeht", murmelte Graf Brass.
    „Euer Stil - egal, welches Thema Ihr behandelt -ähnelt gewöhnlich Befehlsvermittlungen während der Hitze einer Schlacht", mußte Hauptmann Vedla zugeben, und er grinste dabei. „Ich meine das natürlich nicht als Beleidigung. Ganz im Gegenteil."
    Graf Brass zuckte die Schultern. „Ich möchte nicht, daß Flana glaubt, ich denke nicht mit der größten Zuneigung an sie. Aber ich kann es ihr nicht schreiben. Vielleicht sollte ich tatsächlich ihre Einladung annehmen und sie in Londra besuchen?" Er blickte sich in der halbdunklen Halle um. „Es wäre sicher eine angenehme Abwechslung. Irgendwie ist die Burg nicht mehr so freundlich und heimisch wie früher - ja, in letzter Zeit finde ich sie sogar bedrückend."
    „Ihr könnt Hawkmoon mit Euch nehmen. Er mochte Flana. Das wäre eine Möglichkeit, ihn von seinen Zinnsoldaten wegzulocken." Hauptmann Vedla hörte den Spott aus seiner eigenen Stimme und schämte sich. Er empfand große Sympathie für Hawkmoon, und zweifellos Respekt, selbst in dessen jetzigem Zustand. Aber Hawkmoons düstere Grübeleien betrübte alle zutiefst, die ihn von früher gekannt hatten.
    „Ich werde ihm den Vorschlag machen", versprach Graf Brass, obwohl er sich insgeheim nichts mehr wünschte, als eine Weile von Hawkmoon weg zu kommen. Aber sein Verantwortungsbewußtsein ließ nicht zu, daß er allein reiste, ohne seinen alten Freund zumindest zum Mitkommen aufgefordert zu haben. Und Vedla hatte recht. Ein Besuch Londras mochte Hawkmoon tatsächlich aus seiner Brüterei reißen. Das Risiko bestand natürlich, daß das Gegenteil der Fall sein würde. Graf Brass sah jedenfalls schon eine anstrengende Reise mit noch größerer Nervenbelastung voraus, als alle um Hawkmoon hier auf der Burg ausgesetzt waren.
    „Gleich morgen früh werde ich mit ihm sprechen", murmelte Graf Brass nach diesen Überlegungen. „Möglicherweise kann durch eine Rückkehr nach Londra, auf dem echten Schauplatz der Schlacht - statt dieser endlosen taktischen Spiele - seine Melancholie ausgetrieben werden..."
    Hauptmann Vedla pflichtete ihm bei. „Daran hätten wir schon eher denken sollen", meinte er.
    Graf Brass ahnte, daß der Hauptmann den Vorschlag, Hawkmoon mitzunehmen, nicht ganz ohne Hintergedanken gemacht hatte.
    „Und würdet Ihr mitkommen, Hauptmann Vedla?" erkundigte er sich deshalb mit leichtem Lächeln.
    „Jemand müßte hierbleiben und für Euch nach dem Rechten sehen", gab Vedla zu bedenken. „Sollte der Herzog von Köln jedoch ablehnen, Euch zu begleiten, würde ich es Euch natürlich nicht zumuten, allein zu reisen."
    „Ich verstehe", murmelte Graf Brass. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück, nippte am Wein und bemühte sich, ein heimliches Grinsen zu unterdrücken, als er seinen alten Freund ansah.
    Nachdem Hauptmann Josef Vedla sich zurückgezogen hatte, blieb Graf Brass in seinem Sessel sitzen. Er unterdrückte sein Grinsen nicht länger. Er genoß es regelrecht, denn es war lange her, daß er überhaupt einen Grund zur Erheiterung gehabt hatte. Und nun, da er sich mit dem Gedanken einer Reise nach Londra vertraut gemacht hatte, freute er sich sogar schon auf sie, denn plötzlich war ihm das Ausmaß klar geworden, in dem die

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