Held zum Verlieben
stellte sich vor, wie anheimelnd es wäre, wenn an einem kalten Wintertag der Rauch in die Luft steigen würde.
Die Frau neben ihm weinte immer noch still vor sich hin. Der Jeep stotterte und ruckelte, aber sie schafften es noch bis vor das Haus. Jack stellte den Motor ab und musterte die Frau neben sich. Ihr Gesicht war schmutzig, ihre Knie bluteten, und als sie mit der Hand über das Lockenköpfchen der Kleinen strich, sah er, dass sie zitterte. Als erfahrener Polizist erkannte Jack, dass sie unter Schock stand. Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie zusammenbrach.
„Wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen ins Haus helfen. Danach müsste ich kurz einmal telefonieren, um den Abschleppdienst zu rufen.“
Erst jetzt wurde Charlie klar, was der Mann neben ihr alles riskiert hatte, um sie und ihr Kind zu retten. Sie nahm ihn zum ersten Mal richtig wahr. Er hatte blaue Augen, die so hell waren, dass sie fast durchsichtig schienen. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, er hatte ein markantes Kinn und seine Nase war ein wenig schief, ganz so, als wäre sie einmal gebrochen gewesen. Auf der rechten Wange hatte er eine kleine Narbe.
„Bitte nennen Sie mich Charlie.“
Er lächelte. „Ich kannte mal einen Charlie, aber der war lange nicht so hübsch wie Sie.“
Das war genau die flapsige Bemerkung, die sie jetzt brauchte, um nicht zusammenzubrechen. „Das ist kurz für Charlotte. Charlotte Franklin.“
Jack bot ihr die Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Kurz-für-Charlotte. Ich heiße Jack Hanna.“
Charlie gab ihm nach kurzem Zögern die Hand und wies mit dem Kopf auf die Kühlerhaube. „Mr Hanna, es tut mir so leid, dass Ihr Wagen gelitten hat.“
„Bitte nennen Sie mich Jack. Hauptsache, Ihnen und dem Kind ist nichts passiert. Aber jetzt sollte ich Sie beide wirklich ins Haus bringen.“ Er nahm Rachel hoch und trug sie auf die Veranda. „Warte hier, Schatz. Ich muss Mummy helfen.“
„Mummy helfen“, wiederholte die Kleine und setzte sich zufrieden auf die Treppe, die welken Blumen immer noch in der kleinen Faust.
Charlie versuchte, ohne Jacks Hilfe zurechtzukommen, aber der heftig schmerzende Knöchel machte ihr einen Strich durch die Rechnung, und noch bevor sie protestieren konnte, hatte Jack sie aufgehoben und die Stufen hochgetragen. Dass ein Fremder derart die Kontrolle über ihr Leben übernommen hatte, behagte ihr ganz und gar nicht.
„Mr Hanna, ich …“
„Jack.“
Sie seufzte. „Jack, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Wenn meiner Kleinen was passiert wäre, wäre für mich das Leben nicht mehr lebenswert gewesen.“
Jack blickte zu Rachel, die selbstvergessen auf den Stufen spielte. „Ja, das kann ich mir gut vorstellen“, erwiderte er leise. „Komm, Kleines. Lass uns reingehen.“
Charlie war überrascht, wie willig das Kind dem Fremden folgte. Gleich, nachdem Jack sie auf dem Sessel im Wohnzimmer abgesetzt hatte, krabbelte ihr Rachel auf den Schoß und legte ihr das Köpfchen an die Brust.
„Ist auch alles in Ordnung mit ihr?“, fragte Jack besorgt.
Charlie nickte. „Sie ist nur ein wenig durcheinander.“ Sie wies auf das Telefon, das auf einem kleinen Schränkchen stand. „In der unteren Schublade liegt das Telefonbuch.“
Jack schüttelte den Kopf. „Zuerst einmal kümmere ich mich um Sie. Wenn es Sie nicht stört, dass ich mich hier zu schaffen mache, würde ich Ihnen gern etwas Eis auf den Knöchel legen.“
„Die Küche ist da hinten“, erklärte Charlie. „In der Schublade neben der Spüle finden Sie Plastiktüten, und Eis ist im Gefrierfach.“
Kurz darauf war Jack wieder da und kühlte ihr den Knöchel.
„Arbeitet Ihr Mann hier in der Nähe?“
„Ich habe keinen Mann“, erklärte Charlie ruhig.
„Verzeihung. Ich wollte keine schmerzhaften Erinnerungen wachrufen. Es ist nur so, dass Sie jetzt nicht allein sein sollten. Kann ich jemanden für Sie anrufen?“
„Ich bin nicht verwitwet und auch nicht geschieden“, erklärte Charlie entschieden. „Ich war nie verheiratet. Mein Bruder Wade sorgt für uns. Wenn Sie mir das Telefon bringen würden, rufe ich ihn an.“
Jack war gerade dabei, das Telefon zu holen, blieb dann aber erstaunt vor dem Fenster stehen. „Na, das ist ja ein Service. Gerade dachte ich mir, man sollte vielleicht die Polizei rufen, damit sie was gegen den Stier unternimmt, und schon kommt ein Streifenwagen Ihre Einfahrt hinaufgefahren.“
Charlie lächelte schwach. „Das wird Wade sein. Er ist
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