Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
konnte.
»Ihr gebt mir nicht alle meine Erinnerungen zurück«, sagte er. »Obwohl Ihr das versprochen hattet.«
»Die meisten werden sich mit der Zeit einstellen«, sagte Juno. »Aber du musst deinen eigenen Weg zurück finden. Du brauchst die kommenden Monate bei deinen neuen Freunden, in deinem neuen Zuhause. Du bist dabei, ihr Vertrauen zu gewinnen. Wenn ihr in eurem Schiff lossegelt, wirst du ein Anführer in diesem Camp sein. Und du wirst bereit sein, zum Friedensstifter zwischen zwei großen Mächten zu werden.«
»Aber was ist, wenn Ihr nicht die Wahrheit sagt?«, fragte er. »Was ist, wenn Ihr das hier tut, um einen neuen Bürgerkrieg auszulösen?«
Junos Miene war nicht zu durchschauen – war das Belustigung? Verachtung? Zuneigung? Möglicherweise alle drei. So menschlich sie auch wirken mochte, Jason wusste, dass sie das nicht war. Er konnte noch immer dieses blendende Licht sehen – die wahre Gestalt der Göttin, die sich in sein Gehirn eingebrannt hatte. Sie war Juno und Hera. Sie existierte an vielen Orten zugleich. Die Gründe, aus denen sie etwas tat, waren niemals einfach.
»Ich bin die Göttin der Familie«, sagte sie. »Meine Familie ist schon zu lange gespalten.«
»Sie haben uns gespalten, damit wir uns nicht gegenseitig umbringen«, sagte Jason. »Ich finde, das ist ein ziemlich guter Grund.«
»Die Weissagung verlangt, dass wir uns ändern. Die Riesen werden sich erheben. Ein Riese kann nur getötet werden, wenn ein Gott und ein Halbgott sich zusammentun. Und diese Halbgötter müssen die sieben größten ihres Zeitalters sein. Wenn wir gespalten bleiben, können wir nicht gewinnen. Darauf baut Gaia. Du musst die Helden des Olymp vereinen und gemeinsam müsst ihr lossegeln, um den Riesen auf den uralten griechischen Schlachtfeldern gegenüberzutreten. Nur dann werden die Götter sich überreden lassen, euch beizustehen. Es wird der gefährlichste Auftrag, die wichtigste Reise sein, die jemals von Kindern der Götter angetreten wurde.«
Jason schaute zu der leuchtenden Statue seines Vaters hoch.
»Das ist nicht fair«, sagte er. »Ich könnte alles ruinieren.«
»Das könntest du«, sagte Juno zustimmend. »Aber wir Götter brauchen Helden. Das war schon immer so.«
»Sogar Ihr? Ich dachte, Ihr hasst Helden.«
Die Göttin lächelte spöttisch. »Das ist mein Ruf. Aber wenn du die Wahrheit wissen willst, Jason, dann beneide ich die anderen Götter oft um ihre sterblichen Kinder. Ihr Halbgötter könnt zwischen den Welten vermitteln. Ich glaube, das hilft euren göttlichen Eltern – sogar dem verfluchten Jupiter –, die sterbliche Welt besser zu verstehen, als ich das kann.«
Juno lächelte so unglücklich, dass sie Jason fast leidtat, obwohl er so wütend auf sie war.
»Ich bin die Göttin der Ehe«, sagte sie. »Es ist mir nicht gegeben, treulos zu sein. Ich habe nur zwei göttliche Kinder – Ares und Hephaistos –, die beide eine Enttäuschung sind. Ich habe keine sterblichen Helden, die meine Befehle ausführen können, und deshalb bin ich so oft ungnädig, was Halbgötter angeht – Herkules, Aeneas, die ganze Bande. Deshalb habe ich auch den ersten Jason bevorzugt, einen einfachen Sterblichen, der kein göttliches Elternteil hatte, das ihn hätte führen können. Und aus demselben Grund freue ich mich darüber, dass Zeus dich mir anvertraut hat. Du wirst mein Ritter sein, Jason. Du wirst der größte der Helden sein und den Halbgöttern und damit auch dem Olymp die Einheit zurückbringen.«
Ihre Worte trafen ihn wie schwere Sandsäcke. Noch vor zwei Tagen wäre er entsetzt gewesen von der Vorstellung, dass er Halbgötter in eine Große Weissagung führen, in eine Schlacht mit Riesen segeln und die Welt retten sollte.
Er war noch immer außer sich, aber es hatte sich etwas verändert. Er war nicht mehr allein. Er hatte Freunde und ein Zuhause, für das er kämpfen wollte. Er hatte sogar eine göttliche Beschützerin, die über ihn wachte, und das musste doch irgendwie helfen, auch wenn sie ein wenig unzuverlässig wirkte.
Jason musste seine Bestimmung akzeptieren, so wie er es getan hatte, als er Porphyrion mit bloßen Händen gegenübergetreten war. Er kam ihm zwar unmöglich vor und könnte sein Tod sein – aber seine Freunde verließen sich auf ihn.
»Und wenn ich versage?«, fragte er.
»Große Siege verlangen große Risiken«, gab sie zu. »Versage, und es wird ein Blutvergießen geben, wie wir es noch nie gesehen haben. Halbgötter werden sich
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