Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
Traumvision geschickt.«
»Richtig«, sagte Annabeth. »Die erste Kontaktaufnahme einer Gottheit seit einem Monat, und dann ausgerechnet durch Hera, die am wenigsten hilfsbereite von allen, und sie wendet sich an mich, die Halbgöttin, die sie am wenigsten leiden kann. Sie hat mir mitgeteilt, dass ich erfahren werde, was mit Percy passiert ist, wenn ich zur Aussichtsplattform über dem Grand Canyon fahre und Ausschau nach einem Jungen mit nur einem Schuh halte. Und dann finde ich euch, und der Typ mit dem einen Schuh ist Jason. Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
»Irgendwas Schlimmes ist im Busche«, stimmte Rachel zu. Sie sah Piper an und Piper hätte ihr nur zu gern von ihrem Traum erzählt und gestanden, dass sie wusste, was es war, jedenfalls teilweise. Und das Schlimme fing ja gerade erst an.
»Leute«, sagte Piper. »Ich … ich muss …«
Doch ehe sie weiterreden konnte, erstarrte Rachel. Ihre Augen glühten grünlich und sie packte Piper an den Schultern.
Piper versuchte, sich loszureißen, aber Rachels Hände waren wie Stahlklammern.
Befreie mich, sagte sie. Aber es war nicht Rachels Stimme. Es klang wie eine ältere Frau, von weit weg, wie durch eine lange, widerhallende Röhre. Befreie mich, Piper McLean, oder die Erde wird uns verschlingen. Es muss bis zur Sonnenwende gelingen.
Der Raum fing an, sich zu drehen. Annabeth versuchte, Piper von Rachel zu trennen, aber das war unmöglich. Grüner Rauch hüllte sie ein, und Piper wusste nicht mehr, ob sie wach war oder träumte. Die riesige Statue der Göttin schien sich von ihrem Thron zu erheben; sie beugte sich über Piper und durchbohrte sie mit Blicken. Der Mund der Statue öffnete sich, ihr Atem war wie entsetzlich starkes Parfüm. Sie sprach mit derselben hallenden Stimme weiter. Unsere Feinde rühren sich. Der Feurige ist nur der Erste. Ergib dich seinem Willen, und ihr König wird sich erheben und uns alle vernichten. BEFREIE MICH!
Pipers Knie gaben nach und alles wurde schwarz.
V
Leo
Leo fand die Führung durch das Camp so lange großartig, bis er von dem Drachen erfuhr.
Der Bogenschütze, Will Solace, schien ziemlich cool zu sein. Alles, was er Leo zeigte, war so umwerfend, es hätte verboten sein müssen. Echte griechische Kriegsschiffe waren am Strand vertäut und manchmal wurden dort Trainingskämpfe mit brennenden Pfeilen und Sprengstoff ausgeführt? Super. Es gab Unterricht in Werken, wo man mit Kettensägen und Schweißgeräten Skulpturen herstellen konnte? Leo wollte immer nur wo kann ich mich anmelden rufen. In den Wäldern wimmelte es nur so von gefährlichen Monstern und niemand sollte allein reingehen? Cool. Und im Camp wimmelte es geradezu von gut aussehenden Mädchen. Leo kapierte das mit der Götterverwandtschaft nicht so ganz, aber er hoffte, das bedeutete nicht, dass er der Vetter all dieser Damen war. Das wäre absolut daneben. Außerdem wollte er sich noch einmal diese Unterwassermädels im See ansehen. Die waren es ja wohl wert, dass man für sie ertrank.
»Kriege ich ein Schwert?«, fragte Leo.
Will sah ihn an, als wäre ihm gar nicht wohl bei dieser Vorstellung. »Du wirst vermutlich dein eigenes schmieden, wo du doch in Hütte 9 bist.«
»Ach ja, was soll das eigentlich? Das mit Vulkan?«
»Wir nennen die Götter normalerweise nicht bei ihren römischen Namen«, sagte Will. »Die ursprünglichen Namen sind griechisch. Dein Dad ist Hephaistos.«
»Festus?« Leo hatte diesen Namen ja schon gehört, aber er war noch immer verärgert. »Hört sich an wie der Gott der Cowboys.«
»He-phaistos,«, korrigierte Will. »Gott der Schmiede und des Feuers.«
Auch das hatte Leo schon gehört, aber er versuchte, nicht darüber nachzudenken. Der Gott des Feuers … echt? Wenn er daran dachte, was seiner Mom passiert war, klang das wie ein übler Witz.
»Und der flammende Hammer über meinem Kopf«, fragte Leo, »ist das gut oder schlecht?«
Will brauchte eine Weile, um zu antworten. »Du bist fast sofort anerkannt worden. Meistens ist das gut.«
»Aber dieser Regenbogenheini, Butch – der hat da so einen Fluch erwähnt.«
»Ach, vergiss es. Seit der letzte Hüttenälteste von Hütte 9 gestorben ist …«
»Gestorben? Auf schmerzhafte Weise, meinst du?«
»Ich würde es gern deinen Mitbewohnern überlassen, dir davon zu erzählen.«
»Na gut, aber wo ist meine bucklige Verwandtschaft? Müsste mir nicht der Hüttenälteste die VIP-Tour verpassen?«
»Der, äh, ist verhindert. Du wirst noch sehen, warum.«
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