Heldentod - Star trek : The next generation ; 4
dieser Lebens- und Eroberungsweise erledigen.
Zu guter Letzt gibt es eine mit Vorsicht zu genießende, aber dennoch interessante Interviewaussage des ehemaligen Lektors Marco Palmieri, der das dominante Borg-Thema für den TNG-Relaunch damit rechtfertigte, dass es sich bei Föderation und Kollektiv um zwei grundlegende Antagonisten handele. Man dürfe nicht vergessen, dass gerade die Menschheit für die Borg kein gewöhnlicher Feind sei. Diese Bemerkung hat durchaus etwas für sich, bietet sie doch Raum für Überlegungen, inwieweit die »offizielle« Begegnung mit der Enterprise-D die Borg erst in ein Assimilierungsfieber versetzt haben mag. So oft, wie die Borg verbissen wieder und immer wieder versuchen, sich der Erde zu bemächtigen, lässt sich hier ein gewisser Verdacht nicht von der Hand weisen. Man denke auch an das herausgehobene Verhältnis von Locutus zur Königin. Womit wir bei der nächsten Frage angelangt wären.
Wie ist der Status der Borgkönigin?
Das Auftauchen der Borgkönigin in STAR TREK – Der Erste Kontakt traf einige Fans hart, andere fanden die Idee wiederum brillant. Auf jeden Fall wurde das bisherige Bild der Borg dadurch um eine drastische Komponente erweitert – ein Wesen, das alle Borg befehligte und das Kollektiv somit als einen totalitären Staat erscheinen ließ. Doch dann stellte Data seine Frage und erhielt von der Königin eine Antwort, die manche Befürchtungen abfederte: »Ich bin die Eine, die viele ist. […] Sie vermuten eine Unvereinbarkeit, wo keine existiert: Ich bin das Kollektiv.«
Dennoch bedeutete die Existenz einer Königin – auch wenn sie nur administrativen und nicht herrschenden Charakter haben mag – eine ideelle Verlagerung. Fortan waren die Borg kein gleichgeschaltetes Kollektiv mehr, sondern glichen mit ihrer Königin eher einem Insektenstaat. Jemand sagte dazu, das STAR TREK-Universum hätte sich damit ein Stück weit entideologisiert. Gleichwohl verblieb die Königin ziemlich in der Schwebe – was sicherlich auch einen wesentlichen Teil ihrer Faszination ausmacht. Wie verhalten sich einschlägige Romane zu ihrer Figur? Treffen sie Aussagen darüber, wer sie ist und was sie qualifiziert? Lüften sie das Rätsel, ob es nur eine oder mehrere Königinnen gibt?
In »Unimatrix Zero, Teil II« aus der Serie Raumschiff Voyager sagte die Königin, sie sei selbst einmal assimiliert worden, als Angehörige der Spezies 215. Damit zerstreuten sich Vermutungen, sie wäre der Ursprung des Kollektivs oder hätte maßgeblich an seiner Erschaffung mitgewirkt. Das, was man aus den Trek-Büchern erfährt, wertet die einzelne Königin, wie sie beispielsweise Picard begegnete, prinzipiell weiter ab. Sie scheint nämlich – trotz einer gelegentlich auffallenden Verwendung des Wortes »Herrschaft« – funktionell ersetzbar. Sowohl die neueren Voyager- als auch TNG-Romane ( »Homecoming« / »The Farther Shore« bzw. »Widerstand« / »Heldentod« ) beschäftigen sich mit der Frage nach dem Status der Königin und wie er zu erlangen ist. Offenbar ist dafür ein bestimmter Algorithmus zuständig, der gemeinhin als »Royalprotokoll« bezeichnet wird und die Königin generiert. Wer in den Besitz dieses Protokolls gelangt und es für sich nutzbar zu machen versteht, kann tendenziell zur Königin aufsteigen. Wichtig scheint zu sein, dass es sich bei der Vorlage um eine Frau handelt, weil die Beschaffenheit des weiblichen Gehirns wohl günstiger für die Multitaskingfähigkeiten einer Königin ist als die des männlichen. Die geschlechtslosen Drohnen können aber auch durch eine Feminisierungsprozedur umgewandelt werden, sodass es im Notfall keinen Mangel an Rohmasse gibt.
Weiter lässt sich sagen: Die Königin bringt tatsächlich »Ordnung in das Chaos«, indem sie erst die notwendigen Strukturen für die Funktions- und Steuerungslogik des Kollektivs und seines virtuellen Hives bereitstellt. Ohne sie wäre ein hierarchisches Arbeiten nicht möglich. Konsequenzen davon konnte man in der TNG-Doppelfolge »Angriff der Borg« oder in den VOY-Folgen wie »Überlebensinstinkt« sehen. Somit muss es eine Königin geben – ob mehr als eine, ist fraglich, denn darüber schweigen sich auch die STAR TREK-Romane bis dato aus.
Es gibt allerdings auch hier eine heiße Spur. Die TNG-Reihe entfaltet in »Widerstand« die Geschichte eines vom Kollektiv abgeschnittenen Kubus, der im Alpha-Quadranten strandet und dort um die Errichtung eines neuen Kollektivs bemüht ist. Wieder wird eine
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