Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
"Lieutenant Nurakow, schleusen Sie Sensorplattformen aus, die uns rechtzeitig vor unliebsamen Gästen warnen. Commander Akoskin, führen Sie eine Taktikberechnung durch und bereiten Sie sich auf einen Kampf vor."
"Sir", sagte seine I.O. leise. "Die HYPERION ist momentan ein fliegender Trümmerhaufen. Wir haben kaum noch Torpedos, der Laser funktioniert nur mit gutem Zureden und die Schilde ... ich will gar nicht weiterreden. Wenn wir angegriffen werden, sind wir chancenlos. Wir können nicht einmal improvisieren."
"Ich weiß. Aber das auszusprechen wird der Moral nicht gerade zuträglich sein. Ich will ..." Ein rot blinkendes Signal erschien auf seiner Konsole, machte ihn auf eine eingegangene Nachricht aufmerksam.
Jayden öffnete sie. Beunruhigt überflog er die Zeilen.
"Sir?" Seine I.O. sah ihn von der Seite an. "Stimmt etwas nicht?"
"Ich habe eine Nachricht von der nächstgelegenen Phasenfunk-Station erhalten. Die K.I. hat unser Signal aufgefangen und eine automatische Statusmeldung generiert. Das Relais-Netz ist deaktiviert. Anscheinend wurde es flächendeckend abgeschaltet."
Ishida riss die Augen auf. "Aber wieso? Was ist da passiert?"
"Ich weiß es nicht", sagte Jayden, während er versuchte, seinen rasenden Puls zu beruhigen. "Diese Nachrichten werden im Ernstfall automatisch generiert. Da wir im Verlauf unseres Fluges wegen der verdammten Beschädigungen keinen Kontakt zum Phasenfunk-Netz hatten, bekamen wir automatisiert die notwendigsten Informationen mitgeteilt. Den anderen Schiffen wird es ähnlich ergehen."
"Hängen Befehle mit an?"
"Position halten, falls keine anderslautenden Order vorliegen. In unserem Fall hat Admiral Sjöberg aber anders entschieden, wie Sie wissen. Wir begeben uns schnellstmöglich zurück zur Erde."
"Als er diese Befehle gab, wusste er noch nicht, ... nun ... was auch immer geschehen ist."
"Nein, aber das spielt keine Rolle." Jayden ließ die Nachricht von seinem Display verschwinden. "Wir kehren gemäß der erhaltenen Order zurück, dann sehen wir weiter."
"Was auch immer vor sich geht, ich fürchte, die Space Navy muss noch eine ganze Weile ohne uns auskommen, Sir. Wir werden so schnell nirgendwohin fliegen."
*
Alpha 365 berührte das Icon für die Zellenversiegelung. Geschmeidig fuhr das transparente Schott zur Seite.
"Sie können gehen, Commander", sagte er.
Tess erhob sich, trat auf den Sicherheitschef zu und fragte: "Es hat also funktioniert?"
"In der Tat."
Tess nickte. Ihr anfängliches Entsetzen über die Verhaftung war aus der Angst entstanden, dass der Sicherheitschef die wahre Identität von Zev Buckshaw aufgedeckt haben könnte, der immerhin unter falschem Namen in der Space Navy diente. Sollte das der Admiralität zu Ohren kommen, würde sie sich vor einem Militärgericht wiederfinden. Der Alpha hatte ihr erklärt, dass es einen Saboteur an Bord gab, er und der Captain sie aber aus dem Kreis der Verdächtigen ausschlossen. Man hatte sie in diese Zelle geworfen, um den wahren Schuldigen aus seinem Versteck zu locken. Im Nachhinein hatte es sich als Glücksfall erwiesen, dass sie sich zum Zeitpunkt der Schlacht um die NOVA-Station auf dieser befunden hatte. Sie war damit von jedem Verdacht befreit.
Sie trat durch das geöffnete Schott. "Was ist passiert?"
"Das Schiff ist mitten im Nirgendwo aus dem Interlink gekommen", sagte der Alpha gelassen. "Da wir aktuell keine Energie mehr besitzen, um weiterzufliegen, sitzen wir vorerst hier fest."
In derartigen Situationen beneidete Tess den Sicherheitschef um das Fehlen jeglicher Gefühle. Das Schiff hatte gerade eine Schlacht hinter sich und konnte eine zweite nicht überstehen. Auf die damit einhergehende Angst hätte sie gerne verzichtet.
Reiß dich zusammen, Lieutenant Commander Kensington , befahl sie sich selbst. "Also gut, wer ist es? Wer ist verantwortlich für diesen ganzen Mist?"
"Das konnten wir bisher noch nicht eruieren", gab der Alpha zu. "Einmal mehr führen die Spuren ins Nirgendwo. Doch eine derartig gravierende Manipulation kann nicht spurlos durchgeführt werden. Wir finden den Verantwortlichen."
"Die Frage ist nur, ob uns das noch etwas bringt. Der oder die Unbekannte hat unser Ziel nicht umsonst geändert."
"Davon ist auszugehen."
"Was denken Sie?" Tess versiegelte die Zelle wieder.
"Vermutlich gibt es in diesem System einen Rendezvous- oder Bergungs-Punkt. Der Verräter will verschwinden, da er schon bei NOVA befürchten musste, dass wir ihn entdecken. Dass wir die
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