Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)

Diskrepanz in den Sensor-Logs bemerkt haben, wird er mittlerweile wissen. Bedauerlicherweise verwischt ein so kompetenter Spion aller Wahrscheinlichkeit nach seine Spuren auf endgültige Weise, wenn er seinen Auftrag beendet."
    "Sie glauben, er will das Schiff zerstören?"
    Alpha 365 bejahte. "Er oder sie wird die HYPERION vernichten, da bin ich sicher. Zweifellos wurden alle wichtigen Daten aus dem Speicher extrahiert. Und diese Geschichte mit den Fraktalen ..." Sein Blick glitt ab in eine unbestimmte Ferne. "Wir haben unsere Schuldigkeit getan."
    "Das sind viele Schlussfolgerungen auf der Grundlage weniger Fakten."
    Er tippte sich an die Schläfe. "Ich sehe manche Dinge schneller als alle anderen."
    "Natürlich, ich vergaß. Sie sind Spürhund, Wachhund und Kampfhund in einem."
    "Das sollte vermutlich ein Kompliment sein."
    Tess lachte auf. "In der Tat. Ich mache mich auf den Weg zur Kommandobrücke."
    "Ich denke, das ist nicht nötig. Lieutenant Nurakow macht sich ganz gut an der Ortungskonsole. Sie werden woanders gebraucht."
    Tess runzelte die Stirn. "Wo?"
    Er sagte es ihr.
     
    *
    SOL-System, Dreadnought TORCH, 15. Februar 2266, 14:10 Uhr
     
    Tag 14
     
    Lieutenant Tasha Yost blickte müde von der Kommunikationskonsole auf. Ihr Gesicht hatte die Farbe echter Milch, im Kontrast dazu standen ihre dunklen Augenringe. "Ma'am, ich erhalte soeben Nachricht von Commander Gold. Die aufständischen Marines konnten von den Loyalisten aufgehalten werden. Abgesehen vom Maschinenraum besitzen wir wieder die Kontrolle über die TORCH."
    Santana atmete erleichtert auf. Die vergangenen Tage waren in ein Gemetzel ausgeartet. Captain Gus Holden und Lieutenant Marietta Singh waren in ihrem Versuch gescheitert, die Kommandobrücke zu übernehmen. Leider hatten sie zuvor Markus Pale, den Taktik- und Waffenoffizier sowie die Navigatorin, Diana Sun, getötet. Nur den Reflexen von Lieutenant Yost verdankte Santana ihr eigenes Leben. Die Offizierin hatte mittels einer Notfallschaltung das Prallfeld um Santanas Sitz aktiviert, wodurch der Partikelstrahl aus Holdens Pulser abgehalten worden war. Im darauffolgenden Kampf war der Captain gefallen, ebenso wie Lieutenant Singh.
    Auf dem ganzen Schiff war gekämpft worden und Santana begriff noch immer nicht recht, wie Michalew das gelungen war. Wie lange plante er diese Übernahme schon? Auf den anderen Raumern der Heimatflotte geschah Ähnliches. Einige Crews schienen weniger Glück gehabt zu haben als die der TORCH. Von den achtzig im System stationierten Raumschiffen hatten dreißig die Formation verlassen, um sich im Abstand von einer halben AE zu sammeln. Mit deren Loyalität konnte Santana wohl nicht mehr rechnen.
    "Sagen Sie Alpha 225, dass der Maschinenraum höchste Priorität genießt." Nicht, dass er das nicht sowieso weiß. "Machen Sie ihm deutlich, dass wir die Kontrolle zurückerhalten müssen ."
    Wer konnte schon wissen, wie lange die abtrünnigen Schiffe noch Ruhe gaben? Sie mochten jeden Moment angreifen, um die verbliebenen Loyalisten auszuschalten.
    Ein Signal auf ihrer Konsole riss sie aus den Gedanken. Da sie das Brückenschott versiegelt hatte, konnte niemand ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis eintreten. "Was gibt es, Fähnrich?"
    Ein junger Mann mit rotblondem Kurzhaarschnitt blickte in das Aufnahmefeld der Schottkamera. "Ma'am, ich bringe das Ergebnis der Untersuchung."
    Santana führte einen kurzen Scan durch. Während außerhalb der Kommandobrücke mittlerweile jeder Waffen trug, um sich gegen die Verräter zu verteidigen, waren Pulser auf der Brücke untersagt. Fähnrich Bai Yun war sauber, wie das Ergebnis des Scans bewies.
    Santana öffnete das Schott, worauf der Mann aus dem koreanischen Sektor der Erde mit energischen Schritten zu ihrem Konturensessel gelaufen kam.
    "Ma'am, es ist mir gelungen die persönlichen Daten von Captain Holden zu dechiffrieren", sagte Yun.
    "Gute Arbeit, Fähnrich", lobte Santana. "Commander Gold war jedoch ein wenig schneller und hat mich bereits informiert. Es konnten keine Hinweise gefunden werden."
    "Das ist nicht korrekt." Er reichte ihr ein Datenpad. "Ich wollte die Ergebnisse nicht über das interne Datennetz übertragen, daher habe ich sie auf das Pad überspielt."
    Santana nahm das flache Gerät entgegen. "Geben Sie mir eine Zusammenfassung."
    "Ich fand diverse Nachrichten im Speicher des Captains, die von einem Systemverteiler stammen. Es ist mir gelungen, die Datenspur zurückzuverfolgen und die Verschlüsselung auszuhebeln.