Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
"Sie haben meinen Befehl gehört. Tun Sie es. Ich will die Kontrolle über den Maschinenraum schnellstmöglich wiederhaben."
"Aye, Ma'am."
"Wegtreten." Während der Fähnrich die Kommandobrücke verließ, wandte sie sich an Tasha Yost. "Lieutenant, stellen Sie mir mittels gerichteten Lasern eine verschlüsselte Verbindung zu jenen Schiffen her, die noch über eine funktionierende Kommunikation verfügen." Sie winkte einen auf der Brücke stationierten Marine heran. "Private Kressner, Sie stellen einen Trupp zusammen. Schnappen Sie sich Commander Gold und schaffen Sie ihn in eine Arrestzelle. Danach betäuben Sie Alpha 225."
"Ma'am?" Kressner sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. "Der Sicherheitschef steht doch auf unserer Seite."
Sie warf ihm einen eiskalten Blick zu. "Keine Fragen! Sie setzen den Alpha in eine Rettungskapsel und schleusen diese aus. Sie haben sechzig Minuten."
"Aye, Ma'am."
Er wandte sich um und stapfte davon.
Normalerweise war die Aufgabenverteilung klar geregelt. An Bord sorgte das Sicherheitsteam unter dem jeweiligen Alpha für die interne Sicherheit, während die Marines für Außeneinsätze herangezogen wurden. Es hatte allerdings den Anschein, als müsste sie die Regeln dieses eine Mal umgehen. Die Perfidität des Plans von Sjöberg war tatsächlich grenzenlos. Er benötigte nicht einmal eigene Leute auf den Schiffen, keine versteckten Agenten oder sonst etwas. Er wartete einfach ab, bis er gemäß der geltenden Verfassung die Befehlsgewalt an sich reißen konnte. Sobald das geschehen war, mussten alle Offiziere seinen Befehlen folgen - die Alphas an vorderster Front, da sie genetisch bedingt dafür designt worden waren.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ausgerechnet die loyalsten Offiziere zu einem Problem werden könnten.
"Lieutenant Özenir", wandte sie sich an den neuen Navigator. "Bereiten Sie einen Fluchtkurs vor, der uns aus dem System führt."
Der Offizier aus dem türkischen Sektor der Erde wirkte nervös, als er ihren Befehl bestätigte und zaghaft den Kurs eingab. Die verbliebenen Männer und Frauen der Brückencrew schwiegen, obwohl Santana auf ihren Gesichtern die unausgesprochene Frage las: Was zur Hölle sollte das Ganze?
Sie würden sich noch eine Weile gedulden müssen. Erst wenn dieser Schlamassel ausgestanden war, konnte sie ihnen alles erklären. Andernfalls machte es sowieso keinen Unterschied.
*
Admiral Björn Sjöberg besah sich die Erfolgsmeldungen, die von überallher an Juri Michalew geleitet wurden. Lächelnd stellte er fest, dass alles exakt nach Plan verlief. Ein Großteil der Regierung war ausgeschaltet, in der Flotte herrschte Chaos, die Kommunikation zu den Kolonien war unterbrochen.
Michalew dachte noch immer, dass er die Kontrolle besaß und die Ereignisse nach seinem Plan verliefen. Sollte er nur - Björn hatte nicht umsonst Jahrzehnte Geduld bewiesen. Ein paar Dominosteine mussten noch fallen, bevor er die Bühne betreten konnte, um den letzten Akt einzuleiten.
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Schwarze Liste . Hier hatte er jeden einzelnen von Michalews Leuten eingetragen, egal ob sie in der Wirtschaft, der Flotte oder der Regierung zu finden waren. Es gab nichts, was ihm verborgen geblieben war. Björn lächelte.
Ein Lächeln, das verblasste, als er die neueste Meldung erhielt. Santana Pendergast hatte überlebt und die Kontrolle über ihr Flagschiff behalten. Björn fluchte. Es war unabdingbar, dass die beiden letzten Admiräle aus dem Rat - Pendergast und Jansen - ebenfalls starben. Am Ende durften nur Michalew und er übrig bleiben.
Eine weitere Nachricht machte ihn darauf aufmerksam, dass seine Leute den Phasenfunk auch innerhalb des Systems mittels Störsender hatten ausschalten müssen, da irgendjemand an Bord der TORCH in das Schattennetz eingedrungen war.
Björn fluchte lauthals. Jetzt blieb ihm keine Wahl mehr, er musste handeln. Wenn die Präsidentin irgendwie von dieser Sache erfuhr, bevor sie ihm in die Falle ging, war alles umsonst. Sein Plan fußte auf seiner Rolle als integrer Offizier, während Michalew vor der Öffentlichkeit bewiesen hatte, dass er ein Monster war.
Mit wenigen Eingaben bereitete er seinen Gleiter darauf vor den Präsidentenpalast aufzusuchen. Er musste persönlich mit Ione Kartess sprechen, wollte er sie überzeugen. Zwar glich der Palast mittlerweile einer Festung, doch dem aufrechten Björn Sjöberg würden sie ein Gespräch mit der Präsidentin nicht
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