Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)
auf einem der Asteroiden landen, auf denen Desponit abgebaut wird. Glücklicherweise gibt es Genetiker, die mit der Richtung des Konsortiums nicht einverstanden sind.”
“Die Untergrund-Genetiker?”
Der Alpha nickte. “Es gab eine Ärztin, die direkt mit meiner Aufzucht betraut war. Sie fälschte die Verschiffungsberichte und brachte mich zu einer der Untergrund-Waben. Dort erhielt ich eine fundierte Ausbildung und man versorgte mich mit Neripamin 2X.”
“Was ist das?”
“Ein Medikament, das Gefühle komplett unterdrückt. Als sich die Gelegenheit bot, wurde ein anderer Alpha gegen mich ausgetauscht. Die Gelegenheit, ein Modell wie mich auf die HYPERION einzuschleusen, mussten sie einfach wahrnehmen. Und so landete ich hier.”
“Und seitdem versorgen Sie die Untergrund-Genetiker mit Informationen.”
“In der Tat. Ich habe zahlreiche Kontakte in der ganzen Solaren Union aufgebaut. Ich analysiere die politischen Entwicklungen, beobachte und leite relevante Informationen weiter. Die Gefahr bestand natürlich immer, das mir jemand die falschen Befehle erteilt oder Fragen stellt. Ich hätte antworten müssen. Das ist jedoch glücklicherweise nicht geschehen.
Als der E.C. mir Befehle gab, war ich dazu gezwungen, diese auszuführen. Mein Ethik-Teil und mein Gehorsams-Teil lagen sozusagen im Widerspruch.”
“Jetzt verstehe ich! Sie haben das Neripamin abgesetzt, um dem Gehorsam zu entgehen. Sie haben quasi ihren ‚Designfehler‘ wieder aktiviert und sich ihm unterworfen, anstatt ihn zu beseitigen.
Deshalb konnten Sie gegen ihre Kollegen vorgehen und Johnston bekämpfen, obwohl Sie anderslautende Befehle erhalten hatten. Aber der Preis …”
“… sind Emotionen. An die ich nicht mehr gewöhnt bin. Sie brechen einfach hervor. Angst, Reue, Schuld, Wut; es ist wie auf einem sturmgepeitschten Ozean. Ich kann nichts mehr kontrollieren, werde herumgeschleudert wie eine winzige Schaluppe.”
“Sie schaffen das.” Lukas sagte es nicht nur so, er meinte es auch. “Sie sind einer der stärksten Personen, die ich kenne.”
“Danke.” Alpha 365 nickte lächelnd.
Es war ungewohnt, überhaupt eine Regung auf dem Gesicht des Mannes zu sehen. Da war nichts mehr von dem undurchdringlichen, statuesken Blick, der sein Markenzeichen gewesen war.
“Zu welcher Fraktion gehören Sie?”
Die Frage des Alphas traf Lukas vollkommen unvorbereitet. “Was meinen Sie?”
“Jeder, der Ihr Ableben auf der Brücke miterleben konnte, hat Ihre Augen kaum übersehen. Es hat mich schon immer gewundert, dass Ihre Leute sich einer solchen Gefahr aussetzen. Warum hat jeder Assassine des Ketaria-Bundes blaue Augen?”
Lukas schluckte. Seine Vermutung - und Hoffnung -, dass es nur Captain Cross aufgefallen war, erwies sich als Irrtum. “Ich bin kein Killer, Commander. Ich war ein Teil des Bundes.”
“Ich wusste nicht, dass man diesen einfach verlassen kann.”
“Kann man nicht. Normalerweise zumindest. Mein Fall ist etwas spezieller.”
“Also standen Sie weder auf der Gehaltsliste von Michalew noch von Sjöberg?”
Lukas erinnerte sich nur sehr ungern an seinen Auftrag, das Schattennetz und die Verstrickung der Assassinen in den Coup d’Etat. Er hatte gehofft, all das hinter sich gelassen zu haben. “Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Ich habe dem Captain versprochen, alles zu erklären, falls wir das hier überleben.”
“Damit haben wir gleich noch einen Anreiz mehr.”
“War das etwa ein Witz?”
“Ich übe noch”, antwortete der Alpha trocken.
“Sie wären der Hit auf jeder Party.” Akoskin deutete auf das Display. “Ich weiß nicht, was da drinnen abgeht. Der Pulk an der Wand hat sich verstreut. Scheinbar arbeiten die Techniker wieder. Die Geißelnehmer haben sich an verschiedenen Punkten positioniert, weit voneinander entfernt - auf beiden Ebenen.
Wenn wir da reingehen, gibt es ein Blutbad. Es ist unmöglich, alle gleichzeitig auszuschalten. Schon gar nicht mit so wenigen Männern.”
Alpha 365 seufzte. “Mehr kann ich nicht entbehren. Die I.S.P. hatte den ganzen Sicherheitsapparat mit Loyalen unterwandert. Überall auf dem Schiff kämpfen meine Leute gegen sie, an einigen Stellen sieht es böse aus.
Die wenigen wirklich Fähigen, die ich noch habe, sind gerade dabei, uns den Rücken frei zu halten und sichern die neuralgischen Bereiche. Viele davon gibt es sowieso nicht mehr.”
“Und die Übrigen stehen dort?” Lukas deutete auf vier Männer, die
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