Heliosphere 2265 - Band 8: Getrennte Wege (Science Fiction) (German Edition)
wartete noch etwas anderes. Zusammen betraten sie den Raum mit den Stasetanks. Isaak hatte den Behälter mit der Nanomaterie mittlerweile untersucht und an den Tank von Ishida angeschlossen. Der Arzt hatte mehrfach betont, wie riskant das Verfahren war. Immerhin handelte es sich um den Prototyp einer instabilen neuen Technologie. Trotzdem blieb kaum eine Wahl, was auch Pendergast eingesehen hatte. Das Okay der Admiralin lag vor und der Moment der Wahrheit war damit tatsächlich gekommen.
Lorencia wirkte kreidebleich, als sie neben dem Stasetank stand. Jayden war nicht dumm. Sollte Ishida hier heute sterben, würde die Chefingenieurin psychisch zusammenbrechen. Er hatte Janis eingeschärft, schnell zu handeln. Wenn die I.O. wirklich stabilisiert werden konnte, musste er sich darauf vorbereiten, ihr zur Seite zu stehen. Starb sie aber, galt es Lorencia aufzufangen.
"Ich aktiviere die Injektion der Materie", sagte Isaak. Da er Ishida behandelte, überließ Collins ihm den Vortritt.
Im Stasetank bewegten sich die integrierten Greifarme, an deren Ende die Injektoren angebracht waren. Sie fuhren an verschiedene Stellen von Ishidas Kopf, an die Schläfen und den Nacken. Es zischte, als eine schwarze Flüssigkeit in den Körper injiziert wurde.
"Injektion bei ... 60 Prozent ... 90 Prozent ... abgeschlossen", meldete Isaak.
Jayden starrte gebannt auf die Vitalzeichen von Ishida, die auf eine der Glasröhren projiziert wurden. Lorencia schluckte immer wieder und knabberte auf ihrer Unterlippe. Collins verschränkte die Arme und betrachtete das Schauspiel mit eher wissenschaftlichem Interesse. Isaak und Kirby wiederum durchbohrten die Anzeigen förmlich mit ihrem Blick.
Und dann geschah es. Er hatte es gehofft, dafür gebetet, aber tief im Inneren - das musste Jayden sich eingestehen - nicht daran geglaubt. Im oberen Bereich der Glasröhre wurde Ishidas Gehirn angezeigt. Nur Sekunden nach der Injektion begannen die zerstörten Areale mit der Regeneration. Kurz darauf sah das Hirn seiner I.O. wieder so aus, wie zuvor - nur ohne Kommandochip.
"Das ist unglaublich", hauchte Lorencia. "Das ist ein Wunder."
"Es gibt keine Wunder", sagte Kirby leise. "Alles hat seinen Preis."
Doch außer Jayden beachtete sie niemand.
Die Vitalzeichen von Ishida normalisierten sich. Als alle Anzeigen auf Grün standen, glitt die Verkleidung des Stasetanks zur Seite.
Die I.O. schlug die Augen auf. "Captain Cross", sagte sie mit krächzender Stimme. "Giulia. Admiral Pendergast?" Sie zitterte, runzelte die Stirn. "Das ist nicht die HYPERION." Verwirrung. "Wo bin ich? Was ist passiert?" Dann Erkenntnis. "Wo ist dieser Mistkerl Johnston?"
Die Umstehenden atmeten befreit auf. Doktor Isaak trat mit einer Paramedic heran. Während er Ishida in die Höhe half, legte seine Helferin dieser die Hand mit dem Sensorhandschuh auf die Brust. Nach einigen Augenblicken zeigte sie Isaak die Daten.
"Sie werden die nächsten Wochen über noch viel Ruhe benötigen und es sind zahlreiche Nachbehandlungen erforderlich", sagte Isaak. "Aber Sie sind außer Lebensgefahr. Ich weiß noch nicht wie, aber Ihr Gehirn wurde vollständig von den Verletzungen geheilt. Was die Langzeitfolgen betrifft, die möglicherweise verlorenen Erinnerungen oder Beeinträchtigungen, werden wir abwarten müssen."
Lorencia ging langsam auf den Tank zu, aus dem Ishida gerade stieg. Tränen rannen ihr in Strömen über das Gesicht. Admiral Pendergast lächelte herzlich, Isaak strahlte.
Jayden fühlte ein riesiges Gewicht von sich abfallen. Erleichterung und Freude kämpften in seinem Inneren mit der Euphorie um die Vorherrschaft. Aber da war noch etwas. Eine kleine, fast unhörbare Stimme. Besorgnis.
Alles hat seinen Preis, hallte Kirbys Mahnung in seinem Geist wider.
Er verscheuchte den Gedanken.
"Willkommen zurück, Commander", sagte er und ging zum Tank, aus dem sich Ishida gerade mit wackligen Beinen erhob. Und dann vergaß er jedwedes Protokoll und schloss seine Stellvertreterin in die Arme. "Jagen Sie mir nie wieder einen solchen Schrecken ein."
*
Epilog I - Der Weg zurück
Alpha 365 saß in seinem Quartier und ließ die vergangenen Ereignisse Revue passieren. Während er dies früher aufgrund logischer Fakten und Begebenheiten aus der Realität getan hatte, basierten seine Schlüsse und Vermutungen mittlerweile auch auf Emotionen. Es gab nichts Schlimmeres, als auf Gefühle basierende Annahmen. Und überhaupt war er schwermütig geworden. Sein kleiner Ausflug in
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