Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
blieb hartnäckig und so erhob sie sich und warf einen Blick auf das Kameradisplay.
Noriko!
Sie löste die Verriegelung. Das Schott glitt zur Seite und die I.O. der HYPERION trat ein. Mit kaltem Blick musterte sie Giulia von oben bis unten. Das Schweigen dehnte sich aus und ihr wurde zunehmend mulmig zumute.
Plötzlich stahl sich die Andeutung eines bitteren Lächelns auf das Gesicht Norikos. "Du hast mir wehgetan."
"Ich weiß. Und es tut ..."
Noriko bedeutete ihr, zu schweigen. "Du hast mir wehgetan. Und es wird Zeit brauchen, bis ich dir wieder vertrauen kann. Versteh mich nicht falsch, ich werde versuchen zu verzeihen; vergessen werde ich es nie. Und dabei geht es auch weniger um die Aufdeckung von Michalews Klub, als um die Sache mit dem Torpedo." Sie seufzte. "Aber es stimmt: Der wahre Schuldige ist Sjöberg. Er hat mich auf dem Altar seines Machtwahns geopfert und dich gleich mit. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen wegen eines einzigen leiden müssen. Es ist einfach nicht richtig. Und ich will einen Menschen, der mir so wichtig ist wie du, nicht verlieren."
Giulia öffnete verblüfft den Mund.
"Ich bin noch nicht fertig."
"Okay, okay."
"Mach so etwas nie wieder. Kein Hacking mehr - außer für das Schiff -, keine Intrigen, keine Lügen."
"Versprochen."
"Dann nutzen wir den heutigen Tag für einen Neuanfang." Sie trat zu Giulia und schloss sie in die Arme. "Ich lasse nicht zu, dass Sjöberg mir auch noch das kaputt macht, was wir haben. Er hat genug Furchtbares angerichtet."
"Danke", sagte Giulia.
Ihre Umarmung dehnte sich aus.
"Ich ...", begann sie.
"Ich weiß", unterbrach Noriko sie sanft. "Ich weiß."
*
Die abschließende Injektion tat ihre Wirkung und die letzten Brandnarben verschwanden. Tess betastete ungläubig ihre Wangen. Sie war wieder sie selbst. Mit einem Schritt war sie beim nächsten Spiegelfeld. Und während auf der Krankenstation der NOVA-Station weiter Hochbetrieb herrschte, starrte sie einfach nur in ihr eigenes, wiederhergestelltes Gesicht.
"Sie sind aber selbstverliebt, Miss Kensington", erklang die Stimme von Zev. "Andererseits kann ich das bei dem hübschen Gesicht nachvollziehen."
"Schleimer." Sie knuffte ihn in die Seite, nur um kurz darauf nach ihm zu greifen und ihn heranzuziehen. "Mach lieber etwas Sinnvolles mit deinem Mund, anstatt zu reden."
"Jetzt gehst du aber ran."
Ein Kuss verschloss seine Lippen. Sie genossen die Sekunden. Nach all der Entbehrung, all den Katastrophen, der ewigen Suche, hatten sie sich wieder. Vorerst.
"Coen will mich sprechen", sagte Zev schließlich atemlos. "Mit etwas Glück gibt er mir meinen alten Job zurück."
"Rechne lieber nicht damit", warnte Tess. Der Moment des Glücks verflog. "Ich bin auf dem Weg zu Pendergast. Nachdem ich bei meinem Einsatz die Sicherheit ihrer Flotte gefährdet habe, muss ich ihr sagen wofür."
"Du willst ..."
"Ja, ich verrate ihr, wer du bist. Findest du nicht, das Versteckspiel sollte langsam enden? Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt."
"Wie meinst du das?"
"Vielleicht kommt es bald zu einer Situation, in der du deine Macht ausspielen kannst."
"Welche Macht?!"
Sie musste lächeln. Er war so süß und unschuldig. Kaum zu glauben. "Wir reden ein anderes Mal darüber. Die Admiralin wartet."
"Dann viel Glück bei deinem Gang nach Canossa. Ich gehe trotzdem zu Coen."
Sie verabschiedeten sich und jeder ging seines Weges. Während sie durch die belebten Gänge der Station ging und überall euphorische oder nachdenkliche Menschen sah, wurde Tess zunehmend aufgeregt. Das wahre Ausmaß der Folgen des heutigen Tages würden sie wohl alle erst nach und nach begreifen, doch zweifellos war es ein Meilenstein. Auf vielfache Art und Weise.
Vor dem Quartier der Admiralin - dem ehemaligen Raum von Commodore Ashton -, blieb Tess stehen. Sie berührte den Summer. Nur Sekunden später glitt das Schott zur Seite.
"Doktor Tauser", entfuhr es Tess überrascht. "Sie hier?"
"Hallo, Commander Kensington. Schön Sie wohlauf zu sehen. Ich muss los." Er nickte ihr beim Verlassen des Raumes zu und war auch schon hinaus.
"Ich hätte längst nach Ihnen schicken lassen, Commander", sagte Admiral Pendergast. "Aber wie es aussieht, haben wir noch immer alle Hände voll zu tun. Das soll jedoch nicht Ihre Sorge sein." Die neue Kommandantin des Systems legte ein Pad zur Seite und bedeutete ihr, sich zu setzen.
"Danke, Ma'am."
"Danken Sie mir nicht. Wenn mir das, was Sie mir gleich sagen nicht gefällt, wandern Sie von
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