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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon an einen Traum glaubte, dann aber den Kopf schüttelte, weil er die Stimme des jüngeren Mannes noch im Ohr hatte.
    Er schaute wieder um die Ecke.
    Den Mann sah er nicht mehr. Er hörte auch nicht das Echo der Tritte auf dem Asphalt.
    Seltsam, so weit konnte er nicht gelaufen sein. Hatte er sich in Luft aufgelöst?
    Auguste Cresson stöhnte wieder und schüttelte den Kopf. Er wollte nichts, aber auch gar nichts mehr wissen. Es war einfach zu schlimm gewesen, was er durchgemacht hatte. Er wollte endlich nach Hause und…
    Da fiel ihm etwas ein.
    Das Gesicht in der Scheibe des fahrenden Wagens, das sich über sein eigenes Abbild geschoben hatte.
    Hatte dieses Gesicht nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Mannes gehabt, den er beinahe umgerissen hatte? Cresson wußte es nicht, aber er schaffte es, klarer über die Begegnung nachzudenken, und ihm fiel ein, daß dieses Gesicht in der Scheibe doch älter gewesen war. Nur war eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu übersehen gewesen.
    Wie sein Leben weitergehen würde, konnte er nicht überblicken, aber die Ruhe der letzten Jahre war vorbei. Die Vergangenheit hatte ihn auf eine furchtbare Art und Weise eingeholt.
    Der Begriff Zauberei kam ihm in den Sinn, und er dachte noch einen Schritt weiter.
    Zauberei gab es im Schwarzen Erdteil, ebenso wie Medizinmänner, Magier, und Voodoo-Priester. Afrika war schließlich die Heimat des Voodoo, und die alten Rituale waren nicht vergessen. Man hatte sie in die anderen Länder und Staaten mit übernommen. Nach Amerika und warum nicht auch nach Europa?
    Zum Voodoo-Zauber hatte er eine zwiespältige Meinung. Er lehnte ihn nicht ganz ab, aber er war auch kein großer Befürworter. Er stand ihm skeptisch gegenüber.
    Bis zur Tür waren es nur wenige Schritte. An der Hauswand zeichnete sich kein Schatten mehr ab, was den einsamen Mann nicht unbedingt beruhigte. Er wußte genau, daß er auf der Liste stand.
    Wie immer war die alte Haustür nicht verschlossen. Sie war auch nicht mehr zu schließen. Das alte Schloß war verrostet, und einen Schlüssel dafür gab es nicht. Der ehemalige Henker schleppte sich in den Flur hinein, in dem der Boden von einem feuchten Film bedeckt war.
    Elektrisches Licht gab es zwar, aber es funktionierte schon seit einigen Wochen nicht mehr. Wer hier wohnte, der fand sich im Dunkeln zurecht, Auguste Cresson eingeschlossen. Ohne auszurutschen, erreichte er die Treppe mit den ausgetretenen Stufen und dem Geländer, das an zahlreichen Stellen eingerissen war.
    Cresson schleppte sich in die Höhe. Die dritte Etage, die zweitletzte, ein Loch, nicht mehr. Auf der Etage wohnten noch andere Personen. Zwei Nutten hatten dort ihre Buden, ebenso zwei schwule Künstler, die zusammenlebten, und eine asiatische Familie mit drei Kindern.
    Seltsamerweise waren diese Nachbarn am ruhigsten.
    Er war froh, die dritte Etage erreicht zu haben. Die Wohnungstür war mit zwei Schlössern bestückt und rasch geöffnet.
    Einen Flur gab es in der Bude nicht. Nach dem ersten Schritt schon stand er in der Küche, die zugleich auch Bad war. Die Tür zum Nachbarzimmer hatte er ausgehängt. Sie hätte die Wohnung beim Öffnen nur noch kleiner gemacht, und das konnte er nicht gebrauchen.
    Er betätigte den altmodischen Drehschalter und machte Licht. An der Lampe klebten Fliegendreck und Staub. Das dunkle Zeug absorbierte einen Teil des Lichts. Die Helligkeit reichte soeben aus, um die Zeitung lesen zu können.
    Auguste Cresson schloß die Tür zu und auch ab. So fühlte er sich sicherer. Die Küche roch noch nach den Bohnen, die er sich am Mittag zubereitet hatte. Er zog die Jacke aus und betrat das Wohn-/Schlafzimmer. Die Jacke hängte er über eine Stuhllehne, dann ging er zum Regal, schaltete die indirekte Beleuchtung ein, deren Schein auf die zahlreichen Flaschen fiel, die dort aufgereiht standen.
    Nicht daß er zu den Alkoholikern gehörte, aber hin und wieder mußte er einfach einen Schluck haben. Zum Beispiel jetzt. Nach dem, was er hinter sich hatte, war das verständlich.
    Mit den Fingerspitzen berührte er die Flaschen. Er konnte zwischen hellen und dunklen Getränken wählen, auch solchen aus Afrika, doch damit wollte er nichts zu tun haben.
    Cresson entschied sich für einen Cognac. Auf ein Glas verzichtete er. Er zerrte den Korken hervor, setzte die Flasche an und ließ das Zeug in seine Kehle gluckern.
    Es tat ihm gut. Es wärmte ihn durch. Er trank noch einmal, verschloß die Flasche wieder und stellte sie dann weg.

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