Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
komisch.
„Ich
wollte dich nur fragen, ob das okay für dich ist.“
„Klar,
sicher, ich meine mach nur, ist schon in Ordnung.“
„Gut.“
Hannah sah erleichtert aus. „Nicht, dass irgendwer was Falsches denkt. Ich meine,
sowas passiert ja schnell…“ Sie warf Jeremy einen vorsichtigen Blick zu. „Na
ja, wie auch immer, ich muss jetzt arbeiten. Im Lager sind noch ein paar
Kisten, die sortiert werden müssen.“
„Wenn
du willst, helf ich dir“, bot Jeremy an, doch Hannah winkte dankend ab und
verschwand.
Ich
wollte Jeremy spielerisch in den Bauch boxen - „Na, gib doch zu, da läuft was
zwischen euch…“ - als er meine Faust in der Luft stoppte. Als Vampir bin ich es
gewohnt, dass Menschen schwächer sind als ich. Bei ihm war das anders. Er blockte
meinen Schlag mit erschreckender Leichtigkeit. Ich wurde misstrauisch.
„Das
geht dich einen Scheiß an.“ Huch, auf einmal war Muttis Liebling ja richtig
grantig.
„Was
spielst du für ein Spiel?“, flüsterte ich.
„Das
ist doch egal. Aber ich spiele in einer anderen Liga als du. Ich rate dir
eines, Bücherknicker oder Henry oder wie immer du dich nennst, lass deine
Finger von Hannah, haben wir uns verstanden?“
„Ich
hatte nie vorgehabt, meine Finger an Hannah zu legen, wie du so schön sagst.
Aber das mit der Liga,… da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher“,
sagte ich kalt und ging.
Was ein
Abgang.
Ich
lächelte zufrieden. Dieser Kerl brauchte sich gar nicht so aufzupumpen. Ich war
nur froh, dass ich weit weg geparkt hatte. Gegen sein Motorrad sah meine
geliebte Schrottkarre wie der letzte Dreck aus. Aber das musste er ja nicht
wissen. Siegessicher startete ich den Wagen. Es mussten Vorbereitungen
getroffen werden.
Bald
würde ich Kaylen erobert haben.
Kapitel 9
Wie gewinnt man das Herz eines Mädchens?
Schritt 1: Ein Schlachtplan
Ich hatte es tatsächlich
getan. Und es war einfach gewesen. Überraschend einfach. Dank Isobell glaubte
nun die ganze Schule, dass ich eine Freundin hatte. Es war mir ohnehin
unangenehm gewesen, etwas vor ihr geheim zu halten. Nun, wo die Familie
Bescheid wusste, dass ich mich in Kaylen verliebt hatte, war es sowieso nur
eine Frage der Zeit gewesen, bis Isi sich vor mich gestellt und nach der ganzen
Geschichte verlangt hatte. Natürlich war sie bereit, mir bei meinem Plan zu helfen.
Wie hätte sie auch nicht?
Isi
tat, was nur sie tun konnte. Sie setzte sich an den Tisch einiger Mädchen und
unterhielt sich mit ihnen. Eigentlich bleiben wir immer unter uns, doch Isobell
hat die unvergleichliche Gabe, dass die Menschen ihr vertrauten. Ich bin nicht
einmal sicher, ob diese Kräfte erst seit ihrer zweiten Geburt, wie wir es
nennen, existierten.
Isi
hat von Natur aus ein sehr einnehmendes Wesen und dank ihrer empathischen
Fähigkeiten fällt es ihr leicht, andere zu durchschauen.
Kaylen
wusste ja bereits von Hannah, doch es bereitete mir ein nicht unerheblich
großes Vergnügen, ihr Gesicht zu beobachten, während die anderen Mädchen
darüber tuschelten.
Meine
Familie und ich, wir waren bisher immer unzugänglich gewesen, was Pulshaber
betraf. Selbst wenn wir neben ihnen im Unterricht saßen, war es so, als ob uns
eine unsichtbare Wand voneinander trennte. Dass ich eine Freundin hatte, war
eine regelrechte Sensation. Nicht wenige Mädchen begannen mich nun auf eine
neue Art wahrzunehmen. Manch eine warf mir sogar einen interessierten Blick zu.
Nein, ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel, so angesehen zu
werden. Und ich könnte schwören, dass selbst Kaylen diese Veränderung bemerkte.
Der erste Schritt war getan. Die Gerüchteküche war im Gang.
„Der Ball!“, rief Hannah,
als ich zwei Tage später in ihrem Buchladen war. „Da müssen wir zusammen hin.“
Wir
saßen auf einigen muffigen Sitzkissen, die in der Ecke des Ladens lagen. Die
Sitzkissen waren alt und durchgesessen, trotzdem hatte die Ecke, die vom
Regalen umstellt war, etwas Behagliches. Der graue Teppichboden und die
Heizkörper unter dem Fenster verbreiteten eine fast schon tröstliche Wärme, in
der verlassenen Buchhandlung. Als würde der Laden seine wenigen Besucher auf
diese Weise willkommen heißen.
Da
müssen wir zusammen hin. Ich schluckte. Das klang wie eine Kampfansage. Hannah
hatte einen regelrechten Ehrgeiz entwickelt, was Projekt „Kaylen“ betraf. Sie
machte mir fast ein bisschen Angst.
Ich
nickte. Der Frühlingsball. Eigentlich hatte ich gehofft, zusammen mit Kaylen
dort aufzukreuzen. Aber
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