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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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haben, daß wir ihnen Wanzen ins Nest gesetzt haben. Drehen Sie doch das verdammte Ding ab. Ich kann mich ja selbst nicht mehr denken hören.«
    »Da wären Sie der erste, der das könnte«, entgegnete Runk. »Denken erfolgt lautlos. Es ist ein ...«
    »Halten sie den Rand«, brüllte Hodge, der jetzt keine Lektion über die Funktionsweise des Gehirns brauchen konnte. Während der nächsten zwanzig Minuten saß er vergleichsweise schweigend da und überlegte sich den nächsten Schritt. In jedem Stadium seines Feldzuges war er ausmanövriert worden, und zwar alles nur deshalb, weil er nicht die Handlungsvollmacht und den Rückhalt bekommen hatte, die er brauchte. Und jetzt hatte ihm der Polizeichef eine Nachricht zukommen lassen und auf baldige Verhaftungen gedrängt. Hodge hatte darauf mit einem Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl reagiert. Das Antwortschreiben enthielt eine vage Bemerkung dergestalt, daß man sich die Sache überlegen wolle, was natürlich bedeutete, daß er diesen Durchsuchungsbefehl nie bekommen würde. Er war drauf und dran, auf die Wache zurückzukehren und energisch die Genehmigung zum Stürmen des Hauses zu fordern, als Sergeant Runk seine Gedankengänge unterbrach. »Die Jam Session ist vorbei«, sagte er. »Jetzt ist alles hübsch ruhig.«
    Hodge schnappte sich seinen Kopfhörer und lauschte. Mit Ausnahme eines leisen Ratterns, das er nicht näher bestimmen konnte (das jedoch von Emmelines Hamsterdame Percival stammte, die in ihrem Rad herumsauste), war es still im Haus.
    Seltsam. Bisher war es noch nie still gewesen, solange die Wilts zu Hause waren. »Steht der Wagen noch draußen?« fragte er den Techniker.
    Der Mann drehte an irgendwelchen Knöpfen herum. »Nichts zu hören«, murmelte er und schwenkte die Antenne. »Sie müssen diesen Radau dazu benutzt haben, die Sender auszubauen.«
    Inspektor Hodge war einem Schlaganfall nahe. »Sie hirnloser Trottel!« kreischte er. »Soll das heißen, daß Sie den Scheißwagen die ganze Zeit nicht überwacht haben?«
    »Wofür halten Sie mich eigentlich? Für einen verdammten Tintenfisch mit Ohren?« brüllte der Abhörmensch zurück. »Erst muß ich mich um diese ganzen Scheißwanzen kümmern, mit denen Sie das Haus gepflastert haben, und dann soll ich gleichzeitig auch noch zwei Peilgeräte überwachen. Und außerdem bin ich kein hirnloser Trottel.« Doch bevor Hodge handgreiflich werden konnte, funkte Sergeant Runk dazwischen. »Ich bekomme ein schwaches Signal aus dem Wagen«, sagte er. »Muß etwa zehn Meilen entfernt sein.«
    »Wo denn?« schrie Hodge.
    »Osten, wie zuvor«, entgegnete Runk. »Sie fahren nach Baconheath zurück.«
    »Dann nichts wie hinterher«, rief Hodge. »Diesmal werde ich mir diesen kleinen Scheißer kaufen. Ich werde den ganzen Scheißstützpunkt abriegeln lassen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    Ohne etwas von dem sich hinter ihr zusammenbrauenden Unwetter zu ahnen, fuhr Eva Richtung Stützpunkt. Sie hatte keinen konkreten Plan gefaßt, sondern ließ sich lediglich von der festen Entschlossenheit lenken, die Wahrheit – und Wilt – zu erzwingen, selbst wenn das bedeuten sollte, den Wagen in Flammen zu setzen oder sich nackt auf die Straße vor der Wache zu legen. Hauptsache, es erregte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Ausnahmsweise war Mavis derselben Ansicht und hatte ihr sogar geholfen. Sie hatte eine Gruppe von ›Müttern gegen die Bombe‹ (einige waren sogar schon Großmütter) organisiert, einen Kleinbus gemietet und alle Londoner Zeitungen, die BBC und die lokale Fernsehanstalt von Fenland angerufen, um eine möglichst ausführliche Berichterstattung über die Demonstration zu gewährleisten. »Das ist die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der Welt auf die Verführernatur der kapitalistischen, militärischindustriellen Weltherrschaft zu lenken«, hatte sie gesagt. Und obwohl Eva nur in etwa geahnt hatte, was sie damit meinte, spürte sie doch sehr deutlich, daß mit diesem »das« am Beginn des Satzes Henry gemeint war. Nicht, daß sich Eva darum scherte, was irgend jemand sagte; was für sie zählte, waren Taten. Und Mavis’ Demonstration würde die Aufmerksamkeit von ihren eigenen Bemühungen, in den Stützpunkt einzudringen, ablenken. Und sollte ihr das mißlingen, würde Mavis wenigstens dafür sorgen, daß der Name Henry Wilt Millionen von Zuschauern erreichte, die an diesem Abend die Nachrichten sahen.
    »Ich möchte, daß ihr euch jetzt alle anständig benehmt«, erklärte sie den

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