Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
der Schweiz hergestellt. Hübscher, sauberer Schauplatz, die Schweiz, und natürlich behauptet er, daß dieser Italiener sich an ihn heranmachte. Hat ihn bedroht, sagt er, und natürlich ist unser Clive ein nervöser Kerl, wie Sie ja wissen.«
    »Mich hätte er nicht an der Nase herumführen können«, meinte der Polizeichef. »Vor drei Jahren hatten wir den Hurensohn beinahe wegen versuchten Mordes gehabt. Kam davon, weil der Typ, den er geschrammt hatte, ihn nicht verklagen wollte.«
    »Ich meinte das ironisch, Sir«, sagte Flint. »Erzähle die Geschichte nur mit seinen Worten.«
    »Weiter. Wie ist es abgelaufen?«
    »Eigentlich ganz einfach«, fuhr Flint fort, »völlig unkompliziert. Zunächst brauchten sie einen Kurier, der nicht wußte, was gespielt wird. Also machen sie Ted Lingon die Hölle heiß. Drohen ihm mit einer Gesichtsbehandlung mit Salpetersäure, wenn er als Veranstalter von Busreisen auf den Kontinent nicht kooperiert. Behauptet er jedenfalls. Jedenfalls organisiert er regelmäßig Fahrten in den Schwarzwald mit mehreren Übernachtungen. Das Zeug wird ohne Wissen des Fahrers in Heidelberg eingeladen, wird nach Ostende und von da aus auf die Nachtfähre nach Dover gebracht, wo es einer von der Schiffsbesatzung auf halbem Weg über Bord wirft. Immer nachts, so daß es niemand sieht. Wird von einem Freund von Annie Mosgrave in Empfang genommen, der zufällig mit seinem schwimmenden Palast in der Nähe ist und...«
    »Einen Augenblick mal«, sagte der Polizeichef. »Wie, zum Kuckuck, soll jemand bei Nacht mitten im Kanal ein Päckchen Heroin finden?«
    »Mit derselben Methode, mit der Hodge Wilt geortet hat. Der Stoff steckt in einem schwimmfähigen Riesenkoffer, der Signale aussendet, sobald er im Wasser landet. Der Kerl peilt ihn an, holt ihn an Bord und schippert ihn zu einer Markierungsboje in der Bucht, wo er bleibt, bis ihn ein Froschmann abholt, sobald der schwimmende Palast wieder in der Marina liegt.«
    »Scheint mir eine ziemlich riskante Angelegenheit«, sagte der Polizeichef. »Ich würde mich nicht auf Gezeiten und Strömungen verlassen, wenn es um soviel Geld geht.«
    »Ach, die haben das oft genug ausprobiert, um alle Risiken auszuschalten, und da sie den Koffer an der Bojenkette festbinden, ist dieser Teil zumindest kein Problem«, sagte Flint. »Und danach wird die Ladung gedrittelt; die Hong Kong Charlies übernehmen die Londoner Seite, und Roddie Eaton versorgt unseren Bereich und Edinburgh.« Der Polizeichef betrachtete seine Fingernägel und überdachte die Konsequenzen von Flints Entdeckungen. Alles in allem waren sie ausgesprochen zufriedenstellend, doch hatte er das ungute Gefühl, daß die Methoden des Inspektors vor Gericht keinen allzu guten Eindruck hinterlassen würden. Das Beste würde sein, gar nicht näher darauf einzugehen. Doch die Verteidigung würde sie mit Sicherheit vor den Geschworenen breittreten. Drohungen gegenüber Gefängnisinsassen, Mordanklagen, die nie erhoben wurden ... Andererseits, sollte Flint mit seiner Art Erfolg haben, wäre dieser Idiot Hodge damit endgültig geliefert. Und das war eine Menge Risiken wert. »Sind Sie ganz sicher, daß Ihnen Swannell und die anderen keine Bären aufgebunden haben?« fragte er. »Natürlich kann keine Rede davon sein, daß ich Ihnen mißtraue oder so was, aber wenn wir jetzt vorpreschen und sie diese Aussagen vor Gericht widerrufen, was sie sicher tun werden ...«
    »Ich verlasse mich nicht auf ihre Aussagen«, sagte Flint. »Es gibt handfeste Beweise. Wenn die Durchsuchungsbefehle erst ausgestellt sind, werden wir genug Heroin und Leichenbalsam in ihrer Umgebung und an ihrer Kleidung finden, um das Labor und damit auch das Gericht zufriedenzustellen. Schließlich müssen sie beim Aufteilen der Päckchen ja was verschüttet haben, oder?«
    Der Polizeichef blieb ihm die Antwort schuldig. Es gab Dinge, über die er lieber nicht Bescheid wußte, und Flints Methoden waren zu zweifelhaft, als daß er sie hätte befürworten können. Doch sollte der Inspektor wirklich einen Drogenring gesprengt haben, wären der Polizeidirektor und der Innenminister darüber höchst erfreut; und heutzutage, wo das Verbrechen derart gründlich organisiert war, hatte es keinen Sinn, zuviel Skrupel walten zu lassen. »Also gut«, sagte er schließlich, »ich werde die Durchsuchungsbefehle beantragen.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Flint und wandte sich zum Gehen. Doch der Polizeichef hielt ihn zurück.
    »Ein Wort noch zu Inspektor Hodge«,

Weitere Kostenlose Bücher