Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
kann man die ideal vermarkten. Da kriegen wir viele Prominente mit ins Boot! Alle wollen doch was für behinderte Kinder tun, jetzt packen wir die Promis am Kragen!«
    »Nur weil deine Vicki behindert ist, macht sie noch lange keine Weltkarriere!«
    »Aber dieses Contergankind mit die kurzn Ärmchen! Der Sänger! Und die blinde Corinna! Behinderung sells!«
    »Gerngroß, es REICHT!«
    »Ich werde ganz sicher ein Ohr für Ihre Tochter haben.« Christian Meran zog seinen Anzug glatt und klopfte dem Bäckermeister tröstend auf die Schulter. »Aber aufgrund einer Behinderung pflegen die Wiener Philharmoniker niemanden einzustellen.«
    »Weil die dumm sind!«, regte sich der Bäckermeister auf. »Wer will denn so einen Haufen langweiliger Männer im Frack fiedeln sehen? Ein blondes zartes Geschöpf im Rollstuhl dagegen …«
    »Herr Meran, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, machte ich dem Spuk endgültig ein Ende.
    Christian Meran schaffte es bis zur Tür. Bevor er ging, sagte er: »Bis heute Abend also. Und jetzt ruhen Sie sich so kurz vor dem Konzert noch ein bisschen aus.« Gelassen drehte er sich zum Bäckermeister um: »Kommen Sie, lassen wir die Dame allein.« Dankbar sah ich zu, wie Gerngroß hinter ihm her trottete, während mir mein Retter vielsagend zuzwinkerte.

ANITA
    Nebenan schepperte das Gartentor. Ich schluckte und wagte nicht aufzublicken. Mist! Da kam Ursula Kobalik aus der Nachbarvilla angestapft. Sie würde doch jetzt nicht … Warum musste sie denn immer … Ja, hatte die denn überhaupt kein … Da war sie schon.
    »Wo ist er denn mal wieder, dein treuer Göttergatte?« Meine resolute Nachbarin aus der Villa schräg oberhalb unseres Hauses kam durch die offen stehende Terrassentür herein und steckte ihre Nase neugierig in meinen Kühlschrank. Ganz so, als würde Christian sich dort vor ihr verstecken!
    Ich sah sie ratlos an. »Kann ich dir behilflich sein?« Irgendwie störte es mich, dass die robuste Ursula so tat, als gehörte ihr das Haus. Sie war meine Nachbarin, hielt sich sicherlich auch für meine Freundin. Aber wann hatte ich eigentlich vergessen, sie darauf hinzuweisen, dass es auf der Hausvorderseite auch eine Klingel gab?
    »Hast du keinen Champagner da?«
    »Doch, natürlich«, erklärte ich würdevoll. »Hier.« Ich öffnete den Getränkekühlschrank, der in die Bar integriert war. »Dom Perignon oder Moët & Chandon?« Ich drehte mich um und holte tief Luft. Ich würde sie ohnehin nicht so bald wieder loswerden, also konnte ich sie mir auch schöntrinken. »Ich hätte hier auch noch eine Piper Heidsieck, die hat Christian von einem Konzert mitgebracht. Oder einen ganz ordinären Mumm, den hat ihm eine Schülerin nach einem Meisterkurs geschenkt.« Irgendwie schaffte ich es, mir ein strahlendes Lächeln abzuringen.
    Ursula lehnte sich erfreut an die Arbeitsplatte und rieb sich die Hände. »Och, gib mal her, was offen ist.« Dann ließ sie sich mit ihrem ausladenden Hintern auf einen Barhocker sinken und sah sich suchend um: »Ist er wieder auf Konzerttournee?«
    »Ja, was denkst denn du!« Ich seufzte. »Einen Tag vor Heiligabend ist mein lieber Mann leider immer noch unterwegs.«
    »Und du Arme musst hier ganz allein den Weihnachtsbaum aufstellen?«
    »Also, wenn Christian bis morgen Vormittag nicht zurück ist …« Ich schenkte der neugierigen Ursula ein Glas Champagner ein und prostete ihr zu. »Fröhliche Weihnachten jedenfalls.«
    »Du, ich schick dir meinen Jarek rüber, der macht das!« Im Nu hatte Ursula Kobalik ihr Handy aus den Untiefen ihrer kaschierenden Gewänder gezogen und schrie hinein: »Jarek, wenn du bei uns drüben fertig bist, kommst du gleich rüber zu Frau Meran und stellst ihr den Baum auf! Aber zieh dir vorher die Stiefel aus, ihr Parkett ist schon geputzt!«
    Sie grinste mich triumphierend an und leerte ihr Glas auf einen Zug. »Wer ist denn deine Putzfrau? Die ist ja wirklich klasse!«
    »Also, ehrlich gesagt, habe ich das selbst gemacht.«
    »Spinnst du? Du putzt selbst?«
    »Na ja, meine letzte Perle hat mich verlassen.«
    »Wieso hat die dich verlassen?«
    Ursula Kobalik stützte die Hände in ihre massigen Hüften und sah mich an wie ein General einen kleinen Gefreiten, der nicht anständig gegrüßt hatte. Für den Moment schien es ihr die Sprache verschlagen zu haben.
    »Sie hat geheiratet«, entschuldigte ich meine treue Perle Annegret. »Ihr Mann möchte nicht, dass sie putzt.«
    »Was ist denn das für ein eingebildeter Schnösel?«

Weitere Kostenlose Bücher