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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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    »Ein perfekter Tag!« Er riss die gelben Vorhänge auf. Und noch bevor sie ihren Kopf unter die Bettdecke stecken konnte, fielen schon die Sonnenstrahlen über sie her.
    Perfekte Tage machten ihr Angst. Weil sie eine Lüge waren. Sie machten einem vor, alles wäre in Ordnung, das Leben wäre großartig und man sei unbesiegbar. Und am Abend dann wirft der perfekte Tag seine Maske ab und plötzlich steht das Grauen vor einem.
    Nein, sie mochte keine perfekten Tage. Sie hasste sie.
    Er kniete sich aufs Bett und zog ihr die Decke vom Kopf. Widerstrebend öffnete sie ihre Augen ein Stück und blinzelte. Das Licht in dem sonnendurchfluteten Zimmer kam ihr unerträglich hell vor. Seine Sommersprossen waren ganz nah und eine blonde Haarsträhne berührte ihre Stirn. Sie hätte weinen können. Wenn sie gekonnt hätte.
    »He, komm doch nachher auch runter zum Strand. Du kannst vielleicht noch ’n paar Wellen reiten.« Er küsste sie auf den Mund. Seine Lippen schmeckten süß und seine blauen Augen zwinkerten gut gelaunt. Sie hätte ihn gern umarmt. Aber sie konnte nicht.
    »Mal sehen«, murmelte sie stattdessen und versuchte, nicht an diesen perfekten Tag zu denken. Sondern nur an den nächsten Schritt. Duschen und anziehen.
    Er sprang vom Bett und grinste immer noch. »Du kommst, versprochen!«
    Es tat fast weh, wie viel Mühe er sich gab. Noch nicht mal ihre mürrische Laune konnte ihn einschüchtern. »Von mir aus«, rang sie sich ab.
    »Wie kann man an einem solchen Tag nur so schlechte Laune haben, frag ich mich!«
    Sie fühlte sich schuldig. Wie so oft.
    Kopfschüttelnd sammelte er seine Kleider vom Boden und verschwand im Badezimmer. Sie schloss erneut die Augen und lauschte dem plätschernden Wasser. Als er fertig geduscht hatte, lag sie immer noch im Bett.
    Bevor er ging, kam er noch mal zu ihr und verabschiedete sich mit einem Kuss. »Bis heut Abend. Und bringst du was zu essen mit?«
    »Ja«, sagte sie und atmete auf, als sie endlich die Apartmenttür ins Schloss fallen hörte. Vom Fenster drangen leise die Geräusche der Straße herauf. Sie wohnten an einer Hauptstraße, die in die Innenstadt führte, und schon am frühen Morgen zog der Verkehr hier vorbei. Und wenn sie heute einfach im Bett bleiben würde? Sie könnte sich krankmelden, dann müsste sie nicht aus dem Haus.
    Schnell schälte sie sich aus der Decke und schaffte es gerade noch ans Fenster, als er heraufsah. Sie winkte. Er winkte. Wie jeden Morgen. Gleich würde er den Parkplatz gegenüber überqueren, in seinen VW-Bus steigen und losfahren. Zu Dick Smith, dem Elektroshop.
    Während sie noch nach draußen starrte, zuckte sie zusammen. War da eben nicht ein Geräusch auf der Treppe gewesen? Sie wandte sich vom Fenster ab, schlich so leise wie nur möglich durch die Wohnung und legte ihr Ohr an die Tür. Da war jemand draußen auf dem Flur. Ihre Handflächen wurden feucht und ihr Herz schlug heftiger. Schritte. Hastig verriegelte sie die drei Türschlösser. Die Schritte kamen näher, jemand stieg die Treppe rauf.
    Ihre Knie begannen zu zittern. Um durch den Spion sehen zu können, musste sie sich ein wenig auf die Zehenspitzen stellen. Aber sie konnte niemanden entdecken. Schließlich hörte sie über ihren hämmernden Herzschlag hinweg, wie eine Tür aufgeschlossen wurde, die dann gleich darauf zufiel. Sie atmete auf.
    Nur ein Hausbewohner.
    Sie rieb die Handflächen an ihrem langen T-Shirt ab und ging anschließend in die Küche, um die Kaffeemaschine anzuschalten. Dabei versuchte sie, die leere Stelle an der Wand zu ignorieren, an der sonst eigentlich ein Abreißkalender hing. Schnell drehte sie sich um und ging ins Bad, duschte, wusch die Haare, föhnte sie, nahm das grüne T-Shirt mit dem Supercash- Aufdruck über der linken Brust vom Haufen mit den frisch gewaschenen Sachen, zog eine weiße Hose darunter, trank eine Tasse Kaffee und verließ schließlich das Apartment. Sie war bereits ein paar Stufen nach unten gelaufen, als sie noch mal zurückging und sich vergewisserte, dass sie alle Schlösser auch tatsächlich zweimal zugeschlossen hatte.
    Die Morgensonne schien noch nicht zu stark, der Himmel war blau, es roch nach Salzwasser und nur ein bisschen nach Autoabgasen. So mochte sie Sydney. Und ja, es war ein perfekter Tag. Und deshalb behielt sie heute ganz besonders die Leute im Auge, die hinter ihr an der Bushaltestelle standen, setzte sich im Bus auf den Gangplatz direkt gegenüber der Tür und warf, als sie ausstieg, immer wieder einen

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