Herbstwald
beinahe atemlos werden ließ.
»Geht es dabei um den Fall?«, fragte die Polizeirätin, bevor Hofbauer antworten konnte.
»Es geht hier um meinen Fall, nicht um Ihren.«
»Ich werde trotzdem dabei sein. Wie Sie schon gesagt haben: Sie sind nur beratend für das Polizeipräsidium Augsburg tätig. Die Ermittlungen führen andere.«
»Ja, und zwar Kriminalkommissar Schedl.«
»Dann soll er auch die Befragung durchführen.«
»Habe ich vielleicht auch noch ein Wort mitzureden?«, schaltete sich Hofbauer in die Diskussion ein. »Ich bin schon den ganzen Tag hier. Ich will jetzt nach Hause. Bis morgen haben Sie sich ja vielleicht geeinigt, wer alles bei dem Gespräch dabei sein soll und wer es führt. Vielleicht will die Kollegin Landhäuser auch noch dabei sein und ich möchte auch noch einen Gewerkschaftsvertreter dabeihaben. Dann brauchen wir allerdings auch noch einen großen Besprechungsraum. Am besten, Sie machen gleich eine Personalversammlung daraus, dann kann jeder hier Fragen an mich stellen.«
Hofbauer hatte recht. Die ganze Diskussion war albern und unprofessionell.
Davídsson lächelte, weil ihm nichts Besseres als Entschuldigung einfiel.
»Gut, von mir aus sprechen wir kurz zu dritt und Sie führen das Gespräch«, lenkte die Polizeirätin ein. »Sind Sie einverstanden?«
Hofbauer nickte stumm. Seine blutunterlaufenen Augen verrieten, dass er zu müde und erschöpft war, um sich gegen das Gespräch zu wehren.
Sie gingen wieder zurück zu dem Raum am Ende des Flures und Davídsson setzte sich Hofbauer gegenüber, während Polizeirätin Stangl am Kopfende vor einem Fenster Platz nahm.
»Wir waren heute in der JVA Weiterstadt.«
Davídsson wollte Hofbauers Reaktion studieren, aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
»Sie waren vor ungefähr vier Monaten auch dort und haben Tsuyoshi Saitô besucht. Warum?«
»Moment, wenn es sich hier um eine Beschuldigtenvernehmung handelt, möchte ich doch lieber, dass die von Herrn Schedl durchgeführt wird.«
»Wir hatten das doch geklärt, oder?« Davídsson versuchte ruhig zu bleiben. In Wirklichkeit kochte er innerlich. Diese übereifrige Polizeirätin behinderte doch tatsächlich seine gesamten Ermittlungen.
»Ohne Kriminalkommissar Schedl wird hier kein Wort mehr gewechselt.«
»Verdammt noch mal. Jetzt ist Schluss hier mit dem Kindergarten. Hofbauer, antworten Sie und Sie«, er fixierte die Polizeirätin mit seinen Augen, »halten sich endlich aus unseren Ermittlungen heraus.«
Stangl verließ den Raum mit wütenden Blicken.
»Ich war bei Saitô.« Hofbauers Stimme klang genauso müde, wie er aussah.
»Was wollten Sie von ihm?«
»Sie brauchen einen Zeugen für die Vernehmung, sonst nützt es nichts.«
»Was wollten Sie von Tsuyoshi Saitô?«
Draußen auf der Straße fuhr jemand mit laut röhrendem Auspuff vorbei. Das Dröhnen erfüllte für einen Moment den Raum, obwohl alle Fenster geschlossen waren.
»Wir haben uns die ganze Zeit gefragt, woher Saitô wusste, wo Lea Schirmer-Lunz untergetaucht war. Woher er wusste, dass sie jetzt als Catharina Aigner in der Fuggerei wohnte. Uns fehlte nur dieses eine Glied in einer Kette von Beweisen.«
Davídsson beugte sich zu ihm über den Tisch.
»Sie haben es ihm gesagt.«
Sein Gegenüber zeigte immer noch keine Reaktion.
»Sie waren für ihren Schutz verantwortlich.«
Hofbauer fuhr sich ein paarmal mit der Hand über das trockene Gesicht. Aber es gab keine verräterischen Schweißperlen auf seiner Stirn.
»War es wegen des Unfalls?«
Für einen kurzen Augenblick sah Hofbauer ihn an. Dann senkte er wieder seinen Kopf.
»Was ist damals wirklich passiert?«
»Ich war es nicht.«
Polizeirätin Stangl kam mit Schedl zurück. Sie wies Schedl demonstrativ den Platz an, auf dem Ólafur Davídsson saß, und blieb so lange neben ihm stehen, bis er sich auf ihren Platz am Fenster gesetzt hatte.
»Ich habe gerade mit der Freundin von Lea Schirmer-Lunz gesprochen.«
Davídsson fragte sich, ob Schedl das sagte, um sich dafür zu rechtfertigen, dass er nicht von Anfang an bei dieser Befragung dabei gewesen war, oder wusste er nicht, dass er mitten in die Vernehmung von Hofbauer und zwischen die Fronten geraten war?
Bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, klingelte Davídssons Handy. Er wollte gerade den Anrufer wegdrücken, als er sah, dass es Lilian Landhäuser war.
»Wurde einer der beiden von jemandem aus der Fuggerei erkannt?«, fragte er, nachdem er sich kurz gemeldet hatte.
Im
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