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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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plötzlich über ihre Züge. «Oh, es war ein Spaß, mir auszudenken, ob mir die Sache glücken würde! Auf den Passfotos sahen wir einander ziemlich ähnlich. Aber als man hier plötzlich meinen Pass haben wollte, warf ich ihn zum Fenster hinaus und rieb dann ein wenig Erde auf das Foto. Bei den Grenzübergängen sehen sie ja nicht so genau auf die Bilder, aber hier hätte man den Unterschied doch bemerken können…»
    Alfred Lee war zornig. «Dann heißt das also, dass du – dass Sie sich meinem Vater als Enkelin vorstellten und auf seine Liebe spekulierten?»
    Pilar nickte. Sie antwortete unbefangen: «Ja, weil ich sofort merkte, dass er mich gern hatte.»
    «Unglaublich, unerhört!», brach nun George Lee aus. «Verbrecherisch! Sich unter falschen Angaben Geld erschwindeln zu wollen!»
    «Von dir hat sie ja keines bekommen, Alter», warf Harry hier ein. «Pilar, ich stehe treu und fest zu dir! Ich bewundere deinen Mut. Und Gott sei Dank bin ich ja jetzt nicht mehr dein Onkel! Das gibt mir viel mehr Freiheit!»
    Pilar wandte sich Poirot zu. «Sie wussten es! Seit wann?»
    «Mademoiselle, wenn Sie die mendelschen Gesetze studiert hätten, dann wüssten Sie, dass zwei blauäugige Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit kein braunäugiges Kind haben. Ihre Mutter, überlegte ich, war bestimmt eine sehr züchtige und ehrbare Frau: Daraus folgerte ich, dass Sie also nicht Pilar Estravados sein können. Und als Sie dann noch das Manöver mit dem Pass vollführten, war ich meiner Sache ziemlich sicher. Es war alles recht klug ausgedacht, aber eben doch nicht klug genug, sehen Sie.»
    Sugden lachte unangenehm. «Das ganze Theater war nicht sehr klug.»
    Pilar starrte ihn an. «Ich verstehe nicht…»
    «Sie haben uns jetzt eine Geschichte erzählt, aber es gibt noch allerhand, was Sie uns werden sagen müssen.»
    «Lassen Sie sie in Ruhe!», brauste Stephen auf.
    Doch Sugden ließ sich nicht einschüchtern.
    «Sie haben uns gesagt, dass Sie nach dem Nachtessen zu Ihrem Großvater hinaufgingen – um ihm eine Freude zu machen, wie Sie sich ausdrückten –, aber ich glaube etwas ganz anderes. Sie haben die Diamanten gestohlen. Sie hatten sie in der Hand gehabt. Vielleicht haben Sie sie einmal in den Safe zurückgelegt, ohne dass der alte Herr Ihnen dabei zusah. Als er das Verschwinden der Steine bemerkte, wusste er, dass nur zwei Menschen sie fortgenommen haben konnten: Horbury, der sich das Kennwort irgendwie verschafft haben mochte und die Steine einmal nachts gestohlen haben konnte – oder Sie!
    Nun hatte aber Mr Lee sofort reagiert. Er rief mich an und bat mich, zu ihm zu kommen. Dann ließ er Ihnen ausrichten, Sie möchten nach dem Abendessen unverzüglich zu ihm hinaufkommen. Und als Sie bei ihm erschienen, klagte er Sie des Diebstahls an. Sie stritten es ab. Er trieb Sie in die Enge. Was dann geschah, weiß ich nicht. Vielleicht war er auch bereits dahinter gekommen, dass Sie nicht seine Enkeltochter waren, sondern eine Berufsdiebin. Jedenfalls sahen Sie sich mit einem Schlag entlarvt, und um der drohenden Bloßstellung zu entgehen, stachen Sie mit einem Messer nach ihm. Es entstand ein Kampf, und der alte Herr schrie. Nun rannten Sie aus dem Zimmer, drehten den Schlüssel von außen im Schloss um, und dann, wohl wissend, dass Sie nirgends mehr hinlaufen konnten, ehe die anderen Hausbewohner kamen, schlüpften Sie in die Nische mit den Statuen!»
    «Das ist nicht wahr!», schrie Pilar gellend auf. «Es ist nicht wahr! Ich habe die Diamanten nicht gestohlen! Das schwöre ich bei der heiligen Mutter Gottes!»
    «Wer hat sie dann gestohlen?», fragte Sugden scharf. «Sie behaupten, jemanden vor Mr Lees Zimmertür gesehen zu haben. Ihren Schilderungen zufolge müsste also jene Person der Mörder gewesen sein. Aber nichts und niemand erhärtet Ihre Behauptung, dass jemand dort gestanden hatte. Mit anderen Worten: Ich glaube, dass Sie diese Person nur erfunden haben, um sich selber zu entlasten!»
    «Natürlich ist sie die Täterin!», rief George Lee. «Das ist doch ganz klar! Ich habe ja immer gesagt, dass ein Außenstehender meinen Vater getötet haben muss! Unfasslicher Blödsinn, anzunehmen, dass jemand aus dem Familienkreis diese Tat hätte begehen können. Das war ja – das wäre unnatürlich.»
    Poirot setzte sich plötzlich in seinem Stuhl auf.
    «Da kann ich Ihnen nicht beistimmen. Angesichts des Charakters von Simeon Lee wäre das sogar sehr natürlich gewesen.» George Lee blieb der Mund offen, und er

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