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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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sich.
    »Boß –«
    »Ja –?«
    »Wie machen wir Feuer?«
    Jack fiel in die Hocke und blickte stirnrunzelnd auf das Schwein.
    »Wir überfallen sie und holen uns Feuer. Vier gehen mit, Henry und du, Robert und Maurice. Wir bemalen uns und schleichen uns an. Du kannst einen Ast schnappen, während ich mit ihnen rede. Die andern bringen das Zeugs dahin, wo wir heut morgen waren. Da machen wir das Feuer. Und dann –«
    Er hielt inne und erhob sich und sah auf die Schatten unter den Bäumen. Als er fortfuhr, klang seine Stimme gedämpft.
    »Aber wir lassen was übrig für –«
    Er kniete wieder nieder und hantierte mit seinem Messer. Die Jungen umdrängten ihn. er wandte den Kopf zu Roger, der hinter ihm stand.
    »Spitz mal einen Stock an beiden Enden zu.«
    Nach einer Weile stand er auf und hielt den tropfenden Schweinskopf in den Händen. «Wo ist der Stock?«
    »Hier.«
    »Rammt ihn da in den Boden. Ach so – das ist felsig.
    Dann stoßt ihn da in den Spalt. So.«
    Jack hob den Kopf empor und spießte ihn durch den weichen Schlund hindurch auf die Stockspitze, die zum Maul herauskam. er trat zurück, und der Kopf hing da und Blutstropfen rannen an dem Stock herunter.
    Instinktiv traten auch die andern zurück – und es ward ganz still im Wald. Sie lauschten, und das lauteste Geräusch war das Summen der Fliegen über dem Gedärmhaufen.
    Jacks Worte waren ein Flüstern.
    »Packt das Schwein –«
    Maurice und Robert spießten die Beute auf, hoben die plumpe Last hoch und warteten. Alles war still, und sie standen über dem vertrockneten Blut und warfen verstohlene Blicke um sich.
    Jack sprach mit lauter Stimme.
    »Der Kopf da ist für das Tier. Als Opfergabe.«
    Das Schweigen nahm die Gabe an und schlug sie mit Furcht. Der Kopf schwebte dort, mit trübem Blick, grinste schwach, und das Blut zwischen seinen Zähnen wurde schwarz. Wie auf Befehl rannten sie plötzlich davon, so schnell sie konnten, durch den Wald dem offenen Strand entgegen.
    Simon blieb in seinem Versteck, ein kleiner brauner Fleck, hinter dem Laub verborgen. Selbst wenn er die Augen schloß, verfolgte ihn der Schweinskopf wie ein Nachbild. Sein verschleierter Blick sah Simon düster mit dem grenzenlosen Zynismus des Lebenserfahrenen an und versicherte ihm, daß alles schlecht war.
    »Das weiß ich.« es kam ihm zum Bewußtsein, daß er laut gesprochen hatte. er schlug schnell die Augen auf, und da war der Kopf und grinste belustigt im seltsamen Tageslicht, und ihn kümmerten nicht die Fliegen, nicht das offene Gedärm und nicht das Unwürdige seines Daseins auf der Spitze eines Spießes.
    Er sah weg und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. eine Opfergabe für das Tier. Konnte das Tier nicht kommen und sie holen? Der Kopf, schien ihm, war gleicher Meinung. Lauf weg, sagte der Kopf stumm, lauf wieder zu den andern. es war nur ein Scherz – was kümmert’s dich? Dir war nur unwohl. ein wenig Kopfweh, hast vielleicht was Verkehrtes gegessen. Geh wieder fort, Kind, sagte der Kopf stumm.
    Simon sah auf, fühlte den Druck seines feuchten Haares und starrte zum Himmel empor. Da oben waren endlich einmal Wolken, große aufgeblasene Türme, die grau und milchig und kupfern über die Insel wuchsen. Die Wolken lasteten auf dem Land; sie verdichteten sich und schufen stetig diese dicke, quälende Hitze. Sogar die Schmetterlinge verließen die Lichtung, wo das schamlose Ding grinste und tropfte. Simon neigte den Kopf mit krampfhaft geschlossenen Augen, die er dann mit seiner Hand beschirmte. es waren keine Schatten unter den Bäumen, alles verharrte in mattfarbener Unbeweglichkeit, und die Gegenstände schienen namenlose Trugbilder zu sein. Der Gedärmhaufen war ein schwarzer Fliegenklumpen, der wie eine Säge summte. Nach einer Weile fanden diese Fliegen Simon. Gesättigt ließen sie sich auf die Schweißrinnsale nieder und tranken. Sie kitzelten um seine Nasenlöcher und spielten auf seinen Schenkeln Bockspringen. Sie waren schwarz und schillernd grün und ohne Zahl; und vor Simon hing der Herr der Fliegen auf seinem Stock und grinste. Schließlich gab Simon es auf und schaute wieder hin; sah die weißen Zähne, die trüben Augen, das Blut – und sein Blick kam nicht von diesem unausweichlichen Urbild los. In Simons rechter Schläfe begann es heftig zu pulsen.
    Ralph und Piggy lagen im Sand, starrten ins Feuer und warfen lässig Kiesel in die rauchlose Glut.
    »Der Ast ist all.«
    »Wo sind Samneric?«
    »Wir müßten mehr Holz holen. Das

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