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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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mit den andern. Die denken, du hättest einen Klaps. Du willst doch nicht, daß Ralph denkt, du hättest einen Klaps, oder? Ralph hast du doch gern, was? Und Piggy, und Jack?«
    Simons Kopf richtete sich ein wenig auf. Seine Augen vermochten nicht sich loszureißen, und der Herr der Fliegen hing vor ihm im Raume.
    »Was treibst du denn hier ganz allein? Hast du keine Angst vor mir?« Simon schauderte. »Dir kann niemand helfen. Nur ich. Und ich bin das Tier.« Simons Mund arbeitete, brachte verständliche Worte hervor.
    »Schweinskopf auf einem Stock!«
    »Und stell dir vor, da habt ihr gedacht, das Tier sei etwas, das man jagen und töten kann!« sagte der Kopf. ein, zwei Augenblicke lang hallten der Wald und die ganze nur trübe geschaute Umgebung wider von höhnischem Gelächter. »Du hast’s gewußt, wie? Daß ich ein Teil von euch bin, von ganz innen, innen, innen? Daß ich schuld daran bin, daß nichts klappt? Daß alles so gekommen ist, wie’s gekommen ist?«
    Wieder bebte das Lachen durch den Wald. »Komm jetzt«, sagte der Herr der Fliegen. »Geh zurück zu den andern und Schwamm drüber.«
    Simons Kopf schwankte. Seine Augen waren halb geschlossen, als ahme er das anstößige Ding auf dem Stock nach. er wußte, daß einer seiner Anfälle nahte. Der Herr der Fliegen dehnte sich aus wie ein Ballon.
    »Das ist doch lachhaft. Du weißt genau, daß du mir da unten wieder begegnest – also versuche gefälligst nicht, mir zu entwischen!«
    Simon lag zusammengekrümmt und steif da. Der Herr der Fliegen nahm den Ton des Schulmeisters an. »Jetzt reicht’s aber bald! Mein armes, irregeleitetes Kind, glaubst du, du bist klüger als ich?«
    Pause.
    »Ich warne dich! Ich werde langsam ungemütlich, klar? Du bist nicht erwünscht hier, verstanden? Wir wollen es uns hier fein machen auf der Insel, verstanden? Wir wollen es uns hier fein machen auf der Insel, verstanden? Versuch’s also erst gar nicht, mein armer, irregeführter Junge, sonst –«
    Simon war, als starre er in ein riesiges Maul. Innen war alles dunkel, von einer Schwärze, die sich ausdehnte.
    »Sonst –«, sagte der Herr der Fliegen, »sonst machen wir dich fertig, klar? Jack und Roger und Maurice und Robert und Bill und Piggy und Ralph. Machen wir dich fertig, klar?«
    Simon war jetzt in dem Maul. er fiel und fiel und verlor das Bewußtsein.

Neuntes Kapitel
 
TIER, TANZ UND TOD
    Das Wolkengebäude über der Insel wuchs höher. ein ständiger Strom erhitzter Luft stieg den ganzen Tag vom Berg aufwärts und wurde zehntausend Fuß hochgeschleudert. Kreisende Gasmassen luden sich auf bis die Luft zerspringen mußte. Am frühen Abend war die Sonne verschwunden, und ein messingfarbenes Glänzen trat an die Stelle des hellen Tageslichts. Sogar die Luft, die von der See herandrängte, war heiß und brachte keine Abkühlung. Die Farbe wich aus Wasser und Bäumen und roter Felsfläche, und die weißen und braunen Wolken brauten sich zusammen. Nichts schien mehr zu atmen außer den Fliegen, die ihren Herrn schwarz umhüllten und dem herausgerissenen Gedärm das Aussehen glitzernder Kohle gaben. Selbst als das Gefäß in Simons Nase platzte und das Blut hervorströmte, ließen sie ihn in Ruhe und zogen den Hautgout des Schweines vor.
    Mit dem rinnenden Blut lief Simons Anfall in die Ermattung des Schlafs aus. er lag in der Matte aus Schlingpflanzen, während der Abend dahinging und das Donnern anhielt. endlich erwachte er und sah verschwommen die dunkle erde dicht unter seinem Gesicht. Doch er verharrte noch regungslos, lag da, mit dem Kopf auf der Seite, und sah aus stumpfen Augen vor sich hin. Dann wälzte er sich herum, zog die Beine an und griff nach den Schlingsträngen, um sich aufzurichten. Als die Schlingen erzitterten, stoben die Fliegen mit giftigem Summen von dem Gedärm auf und fielen wieder darüber her. Simon erhob sich. Das Licht war unirdisch. Der Herr der Fliegen hing auf seinem Stock wie ein schwarzer Klumpen.
    Simon sprach mit lauter Stimme zur Lichtung.
    »Was soll ich denn sonst tun?«
    Nichts antwortete. Simon kehrte der Lichtung den Rücken und kroch durch die Schlingpflanzen in den Dämmer des Waldes. er schritt lustlos mit leerem Blick zwischen den Stämmen dahin, und das Blut um Mund und Nase war angetrocknet. Nur manchmal, wenn er die Schlingst ränge zur Seite schob und die Neigung des Bodens nach der Richtung befragte, bildeten seine Lippen lautlose Worte.
    Die Schlingengirlanden in den Bäumen wurden jetzt seltener, und durch die

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