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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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sich so erleichtert, so stolz auf seinen Beitrag zum Wohle der Gemeinschaft, daß er mithalf beim Holzsammeln. er holte das Holz nicht von weit her, er nahm sich einen umgestürzten Baum auf der Plattform vor, der zur Versammlung nicht benötigt wurde; die andern hatte die Heiligkeit des Ortes bisher selbst von dem abgehalten, was hier nutzlos war. Den Zwillingen ging plötzlich auf, daß sie jetzt ganz in der Nähe ein Feuer hatten, wenn die Nacht sie anfallen wollte, und darüber gerieten einige der Kleinen außer sich vor Freude und hüpften umher und klatschten in die Hände.
    Das Holz war nicht so trocken wie das, was sie auf dem Berg gehabt hatten. es war zum großen Teil vermodert und voller krabbelnder Insekten; Stämme mußten vorsichtig vom Boden gelöst werden, sonst zerfielen sie zu feuchtem Staub. Weil sie nicht weit in den Wald hineingehen wollten, holten die Jungen außerdem alles Holz aus der Nähe, ganz gleich wie sehr es von frischen Trieben umwachsen war. Den Waldrand und die Schneise kannten sie, das Muschelhorn und die Hütten waren nahe, und bei Tag sah es dort ganz friedlich aus. Was die Nacht daraus machen würde, daran wollte keiner denken. Sie gingen deshalb tatkräftig und fröhlich ans Werk, wenngleich nach und nach die Tatkraft ein klein wenig panisch und die Ausgelassenheit ein klein wenig hysterisch wirkte. Sie bauten eine Pyramide aus Laub und Zweigen, Ästen und Stämmen auf dem nackten Sand bei der Plattform. Zum ersten Mal in ihrem Inselleben geschah es, daß Piggy selbst seine Brille abnahm, niederkniete und die Sonne auf das Zunderholz lenkte. Bald hing eine Rauchdecke darüber, und ein gelber Flammenbusch zuckte auf.
    Die Kleinen, die seit der ersten Katastrophe nur selten ein Feuer erlebt hatten, waren ganz aufgeregt. Sie tanzten und sangen, und alle fühlten sich irgendwie zueinander gehörig.
    Endlich ließ Ralph die Arme sinken, stand auf und schmierte sich mit dreckigem Unterarm den Schweiß vom Gesicht.
    »Wir werden ein kleineres Feuer machen müssen, das hier ist zu groß zum Anhalten.« Piggy hockte sich vorsichtig in den Sand und begann sein Brillenglas zu putzen.
    »Wir könnten mal was probieren – ein kleines, starkes Feuer und dann grüne Äste drauf, damit’s raucht. Die Blätter sind ja nicht alle gleich, vielleicht raucht’s bei welchen besonders gut.«
    Mit den Flammen verflackerte auch die Erregung. Die Kleinen hörten auf zu singen und umherzuspringen und liefen einer nach dem andern zum Wasser oder zu den Fruchtbäumen oder zu den Hütten.
    Ralph ließ sich in den Sand plumpsen.
    »Wir müssen eine neue Einteilung machen, wer aufs Feuer aufpaßt.«
    »Wenn du sie alle zusammenkriegst –«
    Er blickte sich um. Und dann sah er erst, wie wenig Große dabei waren, und verstand, warum ihnen die Arbeit so schwer gefallen war.
    »Wo ist Maurice?«
    Piggy wischte wiederum an seiner Brille.
    »Ich nehm an … nein, allein geht der doch nicht in den Wald, oder?«
    Ralph sprang auf, rannte schnell ums Feuer herum, blieb neben Piggy stehen und hielt mit der Hand sein Haar zurück.
    »Wir müssen aber eine Einteilung machen! Wen haben wir da … Du und ich und Samneric und –«
    Er vermied es Piggy anzusehen und sprach in beiläufigem Ton.
    »Wo ist Maurice, und Roger?«
    Piggy beugte sich vor und legte ein Stück Holz aufs Feuer. »Ich glaub, die sind weg. Die wollen sicher auch nicht mitmachen.«
    Ralph hockte nieder und begann kleine Löcher in den Sand zu bohren. Da entdeckte er zu seinem Erstaunen eine kleine Blutspur. er hielt den zerbissenen Nagel vor die Augen und sah, wie ein runder Blutstropf en anschwoll, wo die Wurzelhaut abgekaut war.
    Piggy sprach weiter.
    »Ich hab gesehn, wie sie sich fortgemacht haben, als wir beim Holzholen waren. Die sind da raus. Wo er auch hin ist.«
    Ralph ließ die Hand wieder sinken und starrte in die Luft. Der Himmel schien die großen Veränderungen auf der Insel mitzuempfinden, denn er war heute ganz anders und so dunstig, daß man glaubte, die heiße Luft sei an einzelnen Stellen weiß. Die Sonnenscheibe war von stumpfem Silber, als sei sie nähergerückt und nicht so heiß; doch die Luft drückte.
    »Die haben doch immer nur Scherereien gemacht, oder?« Die Stimme näherte sich seiner Schulter und klang ängstlich. »Wir kommen auch ohne die aus, wir fühlen uns bestimmt wohler, meinst du nicht auch?«
    Ralph saß da. Die Zwillinge schleppten einen großen Stamm herbei und grinsten stolz. Sie ließen den Stamm auf die

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