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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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war nicht sehr weit von der Felsenburg weg, und in der ersten Panik hatte er den Lärm der Verfolger zu hören vermeint. Aber die Jäger waren nur in den äußeren Gürtel der grünen Wildnis eingedrungen, hatten vielleicht ihre Speere wieder aufgehoben und waren dann zu den sonnigen Felsen zurückgeeilt, als fürchteten sie sich vor dem Dunkel unter dem Blätterdach. einen hatte er sogar flüchtig gesehen, braun-schwarz-rot gestreift, und er schätzte, das war Bill. Aber, dachte Ralph, Bill war es eigentlich wieder nicht. es war ein Wilder, dessen Anblick nicht mit dem früheren Bild eines Jungen in Hemd und Hose in Einklang zu bringen war.
    Der Nachmittag verrann; die kreisförmigen Flecke des Sonnenlichts glitten stetig über grüne Wipfel und braune Fibern, aber kein Laut drang hinter den Felsen hervor. Schließlich wand sich Ralph aus den Farnen und schlich vor bis zum Rand des undurchdringlichen Dickichts gegenüber der Landbrücke. er spähte mit äußerster Vorsicht durch die Zweige am Saum und sah, daß Robert oben auf den Klippen Wache hielt. In der linken Hand hatte er seinen Speer und mit der rechten warf er ein Steinchen in die Höhe und fing es wieder auf. Hinter ihm stieg eine dicke Rauchsäule empor; Ralph sog schnuppernd die Luft ein und der Mund wässerte ihm. er wischte mit dem Handrücken über Nase und Lippen und verspürte zum ersten Mal seit dem Morgen Hunger. Der Stamm saß jetzt sicher um das ausgenommene Schwein und beobachtete, wie das Fett in die Asche rann und verzischte. Sie waren bestimmt alle bei der Sache.
    Eine andere Gestalt, diese jedoch unkenntlich, tauchte neben Robert auf, reichte ihm etwas, machte dann wieder kehrt und trat hinter den Felsen zurück. Robert legte den Speer neben sich auf das Gestein und begann zwischen seinen erhobenen Händen zu kauen. Das Mahl hatte also angefangen und der Wächter hatte seinen Anteil bekommen.
    Ralph sah, daß er vorläufig nichts zu fürchten hatte. er hinkte durch die Fruchtbäume davon, die Aussicht auf sein kärgliches Mahl trieb ihn vorwärts, doch er wurde wild, wenn er an das Fest dachte. Heute Fest, und dann morgen …
    Er versuchte, sich einzureden, sie würden ihn gehen lassen, vielleicht sogar als Ausgestoßenen betrachten. Aber dann zerriß doch wieder das verhängnisvolle Wissen den Schleier. Das zerbrochene Muschelhorn und der Tod von Piggy und Simon lasteten wie ein Dunst auf der Insel. Diese bemalten Wilden würden vor nichts haltmachen. Und dann war da jene unbestimmbare Verbindung zwischen ihm und Jack; der ihn deshalb nie in Ruhe lassen würde; niemals.
    Er blieb sonnenbefleckt stehen, hielt einen Zweig hoch und wollte sich darunter ducken. ein Angstschauer machte ihn beben und er schrie auf.
    »Nein! Ganz so schlimm können sie nicht sein – es war nur ein unglücklicher Zufall!« er bückte sich unter den Zweig, rannte stolpernd weiter, blieb wieder stehen und lauschte.
    Er kam zu den zerstörten Fruchthainen und aß gierig. er sah zwei von den Kleinen, und da er nicht daran dachte, wie er aussah, wunderte er sich, daß sie schreiend davonliefen.
    Als er gegessen hatte, ging er zum Strand. Die Sonne strahlte nun schräg in die Palmen neben der eingestürzten Hütte. Und da war die Plattform, und der Tümpel. Das beste war, er vergaß das bleierne Gefühl ums Herz und baute auf ihren gesunden Menschenverstand, ihre vernünftige Einsicht. Jetzt wo der Stamm gegessen hatte, mußte man es noch einmal versuchen. Und er konnte ja ohnehin nicht die ganze Nacht in einer leeren Hütte bei der verlassenen Plattform bleiben. es überlief ihn und er erschauerte in der Abendsonne. Kein Feuer; kein rauch; keine Rettung. er wandte sich um und hinkte durch den Wald dem feindlichen Ende der Insel entgegen.
    Die schrägen Stäbe des Sonnenlichts verloren sich zwischen den Ästen. Schließlich stieß er auf eine Lichtung, wo der Fels der Vegetation das Wachstum versagte. Die freie Fläche lag jetzt wie ein tiefer Schattenteich da, und fast wäre Ralph hinter einen Baum gesprungen, als er in der Mitte etwas stehen sah; aber dann erkannte er, daß das weiße Gesicht aus Knochen war und daß der Schweineschädel ihn von einem Stock herab angrinste. er schritt langsam bis zur Mitte der Lichtung und blickte starr auf den Schädel, der so weiß schimmerte wie das Muschelhorn nur je geschimmert hatte und ihn mit beißendem Hohn zu übergießen schien. eine neugierige Ameise krabbelte in einer Augenhöhle, sonst war in dem Ding kein Leben

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