Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
Vom Netzwerk:
Handgeschriebenes gesegnet – sogar für die Zettel, auf denen du die Unterschrift geübt hast, die von … aber lassen wir ihre Namen lieber unerwähnt. Ich habe sie noch, in der Bank.“
    Ihm versagten die Gelenke, und er sackte auf dem Sofa zusammen. Während seiner kurzen Amtszeit als Minister hatte Kaniũrũ das Ausmaß der Gier des Herrschers erkannt. Es gab kein Waffengeschäft, nicht einmal das geringste, bei dem der Herrscher nicht seinen Anteil einforderte. Nicht, dass Kaniũrũ rechten wollte. Er hatte auch herausgefunden, dass alle Großhändler des Todes Bestechungsgelder einplanten, um für ihre Unternehmen und ihre Regierungen lukrative Aufträge einzufahren. Der Herrscher war lediglich Teil einer weltumspannenden Korruptionskette im Waffenhandel. Und Kaniũrũ, der schnell lernte, hatte damit kein Problem.
    Trotzdem war der Herrscher nicht großmütig, wenn man falsches Spiel mit ihm trieb. Doch was Kaniũrũ am meisten erschreckte, war nicht Kanyoris Verweis auf die Beute aus Marching to Heaven, sondern die Erwähnung der Unterschriften. Zusätzlich zu Sikiokuus Unterschrift hatte sich Kaniũrũ auch an der Unterschrift des Herrschers versucht, um Kanyori mit seinen Schreibkünsten zu beeindrucken. Jetzt hatte sie ihn an den Eiern. Er hatte geglaubt, mit ihr zu spielen, und nun stellte sich heraus, dass sie mit ihm gespielt hatte!
    „Ach, liebe Jane, weiß eigentlich sonst noch jemand von diesen Papieren?“, fragte er und versuchte es auf andere Weise.
    „Zwei Vögel wissen, dass sie im Safe nach den Gründen suchen müssen, wenn mir etwas zustoßen sollte, SIV zum Beispiel.“
    „Jane, meine liebe Jane, warum tust du so geheimnisvoll. Diese Vögel … wer sind sie?“
    „Wie sie heißen? Bitte gestatte deiner Frau, dieses Geheimnis für sich zu behalten.“
    „Wie viel Geld willst du nun für diese Papiere?“, fragte Kaniũrũ, als er sah, dass alles andere nicht funktionierte.
    „Heute ist der Abend vor unserer Hochzeit. Wir sollten ,Dirty Diana‘ reden, wie Michael Jackson einmal gesungen hat, und nicht über ,dirty money‘. Fest steht, dass es nichts gibt, was du mit deinen Händen berührt hast, das ich nicht sicher verwahrt habe. Manchmal möchte ich über meine Albernheit lachen, weil ich selbst die Eisen aufgehoben habe, mit denen ich dich an mein Bett gekettet habe. Wie misst man den Geldwert von Erinnerungsstücken der Liebe?“
    „Wann sollen wir heiraten?“, fragte Kaniũrũ plötzlich resigniert.
    „Um ehrlich zu dir zu sein: Ich habe dich schon vor langer Zeit geheiratet. Was bleibt, ist, dass wir morgen früh als Erstes die Ringe tauschen und beim District Commissioner die Papiere unterzeichnen. Oder sollen wir einen Priester herbestellen?“
    „Es ist nicht nötig, einen Priester kommen zu lassen“, sagte Kaniũrũ eilig. „Aber eines will ich dich fragen. Wenn wir verheiratet sind, ich meine, wenn wir beim District Commissioner die Dokumente unterzeichnet haben, wirst du mir dann alles sagen, die Namen aller, die über die Unterlagen Bescheid wissen, die Bank, in der sie verwahrt werden, und wie wir sie dort wegholen können, um sie sicher in unserem Heim verwahren zu können?“
    „Was gibt es zwischen Mann und Frau geheim zu halten? Ich bin sicher, dass du mir auch über deinen Besitz Auskunft geben wirst, und dann werden wir ihn unter uns aufteilen oder gemeinschaftliche Besitzer von allem werden.“
    „You will never get away with this“, explodierte Kaniũrũ.
    „With what?“, fragte Kanyori, offensichtlich verwirrt. „Dass ich dich heirate?“
    „Hör mir genau zu und merk dir meine Worte. Du bist nicht meine Frau. Mein Herz gehört einer anderen.“
    „Du triffst dich hinter meinem Rücken mit einer anderen Frau?“, fragte Kanyori in gespieltem Zorn. „Wir werden heiraten und gleichzeitig die Scheidungsurkunde unterzeichnen. Aber merk dir, dass es erst mit einer Güterteilung zur Scheidung kommt. Die Frau eines Ministers muss den Lebensstandard aufrechterhalten können, an den sie sich gewöhnt hat. Ich werde Nyawĩra als diejenige angeben, mit der du mich betrügst. Du wirst selbstverständlich erklären, warum du gelogen hast, was ihren Tod angeht. Oh, du mein Kriegsheld. Und man hat dir tatsächlich einen Orden verliehen, weil du eine wehrlose Frau getötet hast, und du hast ihn angenommen? Deine erste Liebe? Ach, ich weiß schon. Du hast sie mit Worten getötet. Genau wie deine Eltern. Erinnerst du dich noch, dass du mir erzählt hast, du wärst

Weitere Kostenlose Bücher