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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Ärzte in die Luft gewirbelt hatte und wie er, Luminous Karamu-Mbu, mutig ausgehalten habe, bis schließlich auch er vom fünften oder sechsten Donnerschlag als menschliches Geschoss in den Himmel gejagt worden war und deshalb über den siebten keine Einzelheiten mehr kenne, aber …
    Der Herrscher hörte nicht bis zum Ende zu, denn sein Kopf war mit der plötzlichen Erkenntnis beschäftigt, dass sein treuer Biograph zu viel wusste. Wenn dieser der Wahrheit entsprechend und bildgewaltig aufschreiben konnte, was geschehen war – ein Bericht, der der offiziellen Version über die Heldentaten des Herrschers und seiner Generäle völlig widersprach, – so konnte er unfreiwillig auch etwas über die Geschichte mit Rachael und dem Feuer auf der Plantage preisgeben. Dieser Mann besaß nicht genügend Phantasie, die Wirklichkeit zu beschönigen und schmackhafter zu machen. Wie hatte er einen solchen Dummkopf einstellen können?
    Wie auch immer, Luminous Karamu-Mbu, der als treuer Biograph wiedergeborene Ex-Kommunist, wurde nie wieder gesehen, wobei Gerüchte behaupteten, der Mann sei unter dem Gewicht des riesigen Stiftes und des ausladenden Buches zusammengebrochen.
    Einige erklärten, es sei die offizielle Nationalhostess gewesen, die die Saat für das SIV des Biographen legte, weil der Krieg, den sie in ihrer Zeit als Revolutionäre gegeneinander führten, unheilbare Wunden geschlagen habe, die noch schwärten, obwohl sie dem Kommunismus abgeschworen hatten. Nach der Smogkatastrophe sei Yunique McKenzie gebeten worden, ihr Büro ins State House zu verlegen, was sie abgelehnt habe, solange Luminous Karamu-Mbu im Palast ein- und ausgehe. Es wurde bemerkt, dass Dr. Yunique Immaculate McKenzie, PhD, ONH , kurz nach dem Verschwinden des Biographen ihr Büro ins State House verlegte und der Herrscher sich die Dienste eines gewissen Morton Stanley sicherte, eines weißen Royalisten aus London, der anhand des ihm großzügig überlassenen Materials eine ungekürzte, unabhängige und objektive Biographie des Herrschers aus Sicht eben dieses Herrschers schreiben sollte.
    Rachaels Auslöschung mochte nicht unbedingt seinem Wunsch nach Widerstand entsprechen, der seinen neu erworbenen Kräften entsprach, doch wertete er sie trotzdem als Erfolg, vor allem, als er sah, dass dem weder Vorhaltungen von seinen Söhnen noch wütende Demonstrationen der Frauen folgten.
    Die Krönung seines unverwässerten Erfolges aber war, dass seine Minister Tajirika und Kaniũrũ mit handfesten Ergebnissen aus Amerika zurückkehrten.
    Der Verteidigungsminister und Kriegsheld Kaniũrũ hatte eine Kreditvereinbarung unterzeichnet, die es Aburĩria ermöglichte, im Westen Waffen zu kaufen, und der Finanzminister und Held der Geschäftswelt Tajirika hatte mit mehreren Mineralölgesellschaften und Bergbauunternehmen Verträge zur Erkundung von Öl- und Gasvorkommen vor der Küste und der Lagerstätten von Gold, Diamanten und anderen Edelmetallen im Norden Aburĩrias geschlossen.
    Der herausragende Teil der Erfolgsgeschichte war aber, dass das Global Ministry of Finance und die Global Bank der Freigabe der eingefrorenen Gelder zugestimmt hatten, nun, da der Plan für Marching to Heaven aufgegeben und durch Baby D ersetzt worden war.
    „Gut gemacht“, lobte der Herrscher seine beiden Minister.
    „Sie sind die Macht, mein Herr und Gebieter“, rief Tajirika aus.
    „Und der Ruhm“, fiel Kaniũrũ ein.
    „Lang lebe Baby D“, sagten sie im Chor. Doch das war Zufall, denn beide hatten gehofft, bei dieser Speichelleckerei das letzte Wort zu haben.

10
    Eines Abends, Kaniũrũ schaute sich gerade ein Pornovideo an, bekam er einen Anruf vom Sicherheitsdienst, dass ein Gast am Tor stehe. Wer störte in diesem unpassenden Augenblick?
    Es war Jane Kanyori. Er warf einen schnellen Blick auf den Bildschirm. Eine Frau saß jetzt auf dem Helden, leitete seine Hände zu ihren Brustwarzen, und Kaniũrũ wurde bewusst, dass viel Zeit vergangen war, seit er sich zuletzt an echtem Fleisch und Blut Erleichterung verschafft hatte. Kanyori musste er nie lange schmeicheln. Nein, er fand sie nicht besonders aufregend. Die Zeiten hatten sich seit Marching to Heaven und der Geldwäscherei geändert. Nach dem nächtlichen Vergnügen im Bett würde er die Beziehung beenden.
    Beim Anblick des riesigen Koffers, den sie hinter sich herzog, nahm er an, dass sie ihm Geschenke mitbrachte. Aber das musste doch wirklich nicht sein, sich selbst zu bescheiden, um ihm alles zu geben! Ihre

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