Herr der Nacht
Haar, um Mitternacht in einem uralten Wald um einen graublühenden Baum tanzten.
Sie tanzten, bis eine wunderbar sinnliche Müdigkeit sie überkam, und dann sanken die sieben Schwestern im Kreis um den Baumstamm zu Boden, und ihre Köpfe fielen auf das federnde Moos, und ihre Augen waren glasig von Träumen. Jaseve schlich herbei und langte nach oben, löste geschwind den Knoten in der Schärpe und schüttelte den wilden Ostwind heraus. Der Wind war wütend. Er peitschte den Baum, so daß all seine Blüten heftig geschüttelt wurden, und von ihren Blütenblättern flog in dicken Wolken das Grau. Tatsächlich war es Asche gewesen, die sie aschgrau gefärbt hatte, und nun wurde die Asche vom Wind aufgesogen, als er um den Baum flog. Als nächstes verteilte sich die Asche, als der Wind im Kreis raste. Sie fiel auf die sieben Mädchen unter dem Baum, und als sie sich auf sie senkte, stöhnte und zuckte jede von ihnen, als ob eine unsichtbare Macht der Lust von ihnen Besitz ergriffen hätte. Und dann stieß jede mehrere laute Schreie aus und lag dann ruhig. Die Asche war verschwunden, und der Wind war geflohen. Jaseve seufzte, und auch sie ging davon, um geduldig zu warten.
*
Sieben Mädchen erwachten am Morgen, erwachten in Seide gekleidet in dem alten Wald. Sieben Mädchen erinnerten sich an eine ungewöhnliche Erfahrung, und sieben Mädchen erröteten. Über ihren Köpfen war ein Baum mit blau-purpurnen Blüten, anders als sie ihn in Erinnerung hatten.
Verwirrt, flüsternd, kichernd schlichen sie nach Hause und legten ihre Seide ab und legten sich sittsam in ihre Betten.
Einige Monate später gab es kein Verstecken mehr.
»Oh, meine Töchter!« heulte der Bauer laut. »Alle sieben entjungfert. Alle sieben in Hoffnung.«
Es war tatsächlich wahr, die Zeichen trogen nicht. Sieben liebliche Mädchen mit sittsam gesenkten Augen, aber kugelrunden Bäuchen.
»Wer war der Lump – die Lumpen?« brüllte der Bauer.
»Ein Traum«, flüsterte Fleet.
»Ein Traum von einem Baum«, flüsterte Flame.
»Eine Blüte von einem Baum«, flüsterte Foam.
»Nein, der Wind«, flüsterte Fan.
»Ein feuriger Wind«, flüsterte Fountain.
»Asche auf dem Wind«, flüsterte Favour.
»Nein«, sagte Fair, die Jüngste, »es war ein wunderschöner Mann mit schwarzem Haar und Augen wie brennende Kohle.«
»Was für eine Schande!« heulte der Bauer. Aber er erzählte den Nachbarn, daß seine sieben Töchter eine fremdartige Krankheit hätten, die höchst ansteckend wäre. Und er schloß sie im Haus ein und erlaubte keine Besucher. Es war ein Zeitalter der Unschuld, und man glaubte ihm, obwohl die ›Krankheit‹ sieben Monate dauerte.
Am letzten Tag des siebten Monats ging die Sonne unter, und sieben Schwestern stießen je einen Schrei aus und fielen aufs Bett. Sie schrien sieben Stunden lang. In der letzten Minute der siebten Stunde stießen sieben Schwestern je ein triumphierendes Kreischen aus.
Die alte Dienerin des Hauses, die bei den Wehen geholfen hatte, fing statt dessen an zu schreien. Der Vater rannte hinein und schüttelte sie. »Nun, sind es Söhne oder Töchter?«
Die Dienerin, die ihren alten Mut wiedergewann, bemerkte: »Ich erkläre, daß ich niemals in meinem langen Leben, das nun zweifellos durch diesen Schock verkürzt wurde, Zeuge eines solchen Vorfalls geworden bin. Fleet hat einen Arm auf die Welt gebracht, und Flame einen anderen Arm, und ich will tot umfallen, wenn Foam nicht ein Bein geboren hat, und Fan ein weiteres Bein, während die arme Fountain einen ganzen Rumpf gebar, und Favour einen Kopf.«
»Und Fair?« wimmerte der Bauer.
»Nun«, sagte die Dienerin weise, »ich bin sicher, daß ich nicht sagen möchte, was Fair auf die Welt gebracht hat, aber im übrigen seid versichert, daß es ein fabelhaftes Exemplar ist.«
Der Bauer weinte, und als er ausgeweint hatte, befahl er, daß all diese Teile eines Körpers, die auf so unnatürliche Weise entstanden waren, in ein Leintuch gebunden und begraben werden sollten. Aber kaum waren die anatomischen Teile in dem Tuch zusammen, als das Linnen zu zucken begann.
Der Bauer floh, doch die weise Dienerin spähte hinein, und sie sah, daß eine wundersame Zusammenfügung stattgefunden hatte, und ein ganzes, gesundes Kind von auffallender Schönheit schlafend darinlag.
»Nun«, sagte die Dienerin, »welches von euch Mädchen hat Milch für diesen Säugling?« Ihr aufgewühltes Gemüt hatte sich wieder beruhigt, aber es sollte noch weiter auf die Probe gestellt
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