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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Selbstvernichtung. Du fragst mich über Motivationen, und ich glaube, es sind überall dieselben. Ich bin der Ansicht, daß es sich dabei um einen überkulturellen und zeitunabhängigen Aspekt der menschlichen Psyche handelt. Ich glaube nicht, daß man ihn ändern kann, ohne zugleich die grundlegende Natur des Menschen zu ändern.«
    »Okay. Wie steht es nun mit dem auslösenden Faktor?« fragte er. »Auch wenn der Mensch als Konstante betrachtet werden kann, so ist seine Umgebung variabel. Wenn man ihn in überprotektive Lebenssituation stellt, bist du dann der Ansicht, daß er eher zu Depressionen oder Wutausbrüchen neigt als in einer weniger protektiven Umgebung?«
    »Hm. Nachdem ich selbst Analysen vornehme, würde ich sagen, es kommt auf das Individuum an. Aber ich sehe, worauf du hinauswillst: eine Massenprädisposition, beim geringsten Anlaß aus dem Fenster zu springen – das sich noch für einen öffnet, weil man es von ihm verlangt –, die Revolte der gelangweilten Masse. Ich muß sagen, ich mag diese Vorstellung nicht besonders, und hoffe, sie ist falsch.«
    »Ich auch; aber ich habe auch an symbolische Selbstmorde gedacht, funktionelle Störungen, die aus nichtigen Anlässen auftreten.«
    »Aha! Dein Vortrag im vergangenen Monat: Autopsychomimese. Ich habe das Band. Gut gebracht, aber ich kann nicht zustimmen.«
    »Ich jetzt auch nicht länger. Ich schreibe das ganze Kapitel um und nenne es ›Thanatos im Wolkenkuckucksheim‹. Es ist eigentlich die Todessehnsucht, die da näher an die Oberfläche gebracht wird.«
    »Wenn ich dir ein Skalpell und einen Leichnam zur Verfügung stelle, kannst du mir dann die Todessehnsucht herausschneiden und mich berühren lassen?«
    »Nein, das könnte ich nicht.« Er verlieh seiner Stimme ein Grinsen. »In einem Leichnam wäre sie gänzlich verbraucht. Wenn du mir jedoch einen Freiwilligen bringst, so könnte er meine Behauptung beweisen, indem er Selbstmord begeht.«
    »Deine Logik ist unangreifbar.« Sie lächelte. »Bringst du uns noch etwas Kaffee?«
    Render ging in die Küche, füllte die Tassen, trank ein Glas Wasser und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Eileen hatte sich nicht gerührt und Sigmund auch nicht.
    »Was tust du, wenn du nicht mit deiner Arbeit als Schöpfer beschäftigt bist?« fragte sie.
    »Dasselbe, was die meisten anderen Menschen auch tun«, antwortete er, »essen, trinken, schlafen, sprechen, Freunde besuchen, reisen, lesen ...«
    »Bist du ein nachsichtiger Mensch?«
    »Manchmal. Warum?«
    »Dann vergib mir. Ich habe heute mit einer Frau eine Auseinandersetzung gehabt, einer Frau namens DeVille.«
    »Worüber?«
    »Über dich. Sie warf mir derartige Dinge vor, daß es besser wäre, meine Mutter hätte mich nicht zur Welt gebracht. Wirst du sie heiraten?«
    »Nein. Die Ehe ist wie die Alchimie. Sie erfüllte einstmals eine wichtige Funktion, aber ich glaube nicht, daß sie sich als Einrichtung noch lange wird halten können.«
    »Gut.«
    »Was hast du zu ihr gesagt?«
    »Ich überreichte ihr einen Vordruck, den ich ausgefüllt hatte. Darauf stand: ›Diagnose: Hexe. Verordnung: Tablettenbehandlung und einen gutsitzenden Knebel‹.«
    »Oh«, sagte Render interessiert.
    »Sie zerriß ihn und warf ihn mir ins Gesicht.«
    »Warum eigentlich?«
    Sie zuckte die Schultern, lächelte und zeichnete ein Gitter auf das Tischtuch.
    »›Väter und Freunde, ich frage euch‹«, seufzte Render, »›was ist die Hölle?‹«
    »›Ich behaupte, sie besteht in der Unfähigkeit, lieben zu können‹«, setzte sie fort. »Hatte Dostojewski recht?«
    »Ich bezweifle es. Ich würde ihm selbst Gruppentherapie verordnen. Das wäre die richtige Hölle für ihn, wenn alle Teilnehmer sich wie seine Romanfiguren benähmen und Spaß daran hätten.«
    Render stellte seine Tasse auf den Tisch und schob den Sessel zurück.
    »Ich nehme an, du mußt jetzt gehen.«
    »Es ist besser so«, sagte Render.
    »Und ich kann dich nicht zum Essen animieren?«
    »Nein.«
    Sie erhob sich. »Okay, ich hole meinen Mantel.«
    »Ich könnte selbst zurückfahren und das Auto mit der Automatik schicken.«
    »Nein! Ich fürchte mich bei der Vorstellung, daß leere Autos in der Stadt umherfahren. Das Ding würde mir für die nächsten zweieinhalb Wochen gespenstisch vorkommen. Außerdem hast du mir die Winchester-Kathedrale versprochen«, fügte sie hinzu, als sie den Gang betrat.
    »Du möchtest sie heute sehen?«
    »Wenn ich dich dazu überreden kann.«
    Als Render überlegte, erhob sich

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