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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hinuntergezogen worden. Wahrlich, noch nie in meinem Leben hatte ich eine solche Ungeduld empfunden!
    Es schien so, als ob die beiden Leute im Walde zurückgehalten, als ob sie durch irgend etwas gehindert würden, ihn zu verlassen.
    Plötzlich entstand da ein Geräusch von dem Hufschlag dahinjagender Pferde, wie von einer Galoppade längs des Waldesrandes.
    Das war unser Gespann, das durch wer weiß was erschreckt von der Waldblöße weggelaufen war und wie toll nach dem Strande hinunterstürmte.
    Fast gleichzeitig erschienen auch die zwei Männer, die jetzt aber so schnell liefen, wie es ihnen möglich war.
    Ohne Zweifel hat die Gegenwart unserer Pferde ihnen einen Schreck eingejagt. Sie haben sich gesagt, daß im Walde Polizisten versteckt wären, daß man ihnen nachspüre, ihre Fährte verfolge und sie womöglich einfangen wolle.
    Auch sie stürzten auf den Durchgang zu und würden, nach Aushebung des Ankers, natürlich an Bord springen. Dann verschwand die »Epouvante« mit Blitzesschnelle und unser Spiel war rettungslos verloren.
    »Vorwärts!« rief ich.
    Sofort stürmten wir nach dem Ufer, um den beiden den Rückzug abzuschneiden.
    Sobald sie uns erblicken, werfen sie die Ballen weg und feuern mit ihren Revolvern, wobei sie John Hart, der am Beine getroffen wird, verwunden.
    Jetzt geben auch wir Feuer, doch nicht mit gleichem Erfolge. Die Männer werden weder getroffen, noch in ihrem Laufe aufgehalten. Am Ende des Durchganges angelangt, sind sie auch, ohne sich um den Anker zu bekümmern, mit einigen Sätzen auf dem Deck der »Epouvante«.
    Vorn auf diesem steht der Kapitän mit dem Revolver in der Hand, er feuert auf uns, und Wells wird von einer Kugel gestreift.
    Nab Walker und ich, wir packen das Haltetau und zerren daran aus Leibeskräften. Das brauchte ja aber nur von Bord aus zerschnitten zu werden, dann konnte das Schiff sich in Bewegung setzen.
    Plötzlich brach der Anker aus dem Sande los, einer der Arme erfaßte mich am Gürtel, und während Walker durch den Stoß zu Boden geschleudert wird, werde ich mit fortgezogen, ohne mich befreien zu können.
    In diesem Augenblicke macht die von ihrem Motor angetriebene »Epouvante« fast einen richtigen Sprung und schießt mit voller Geschwindigkeit durch die Bucht von Black-Rock hinaus.
Dreizehntes Kapitel.
An Bord der »Epouvante.«
    Als ich wieder zum Bewußtsein kam, war es heller Tag. Gedämpft drang das Licht durch das dicke Glas des Fensterchens einer kleinen Kabine, worin man mich niedergelegt hatte. Seit wieviel Stunden, hätte ich nicht sagen können; den schräg herabfallenden Strahlen der Sonne nach konnte diese aber nicht hoch über dem Horizonte stehen.
    Ein Lager, wie ein solches auf Schiffen gebräuchlich ist, diente mir als Bett, und über mir lag eine Decke ausgebreitet. Meine Kleidungsstücke, die getrocknet worden waren, hingen in einer Ecke. Mein von der Ankerschaufel zerrissener Gürtel lag auf dem Boden.
    Übrigens fühlte ich keine Verletzung, nur eine gewisse Steifigkeit in den Gliedern. Hatte ich das Bewußtsein verloren, so sagte ich mir doch, daß das keine Folge von Schwäche gewesen sein könnte. Da mein Kopf wiederholt unter das Wasser kam, als das Haltetau mich auf dem See hinschleppte, wäre ich gewiß erstickt, wenn man mich nicht noch rechtzeitig aufs Verdeck hinausgezogen hätte.
    Befand ich mich nun mit dem Kapitän und seinen beiden Leuten allein an Bord der »Epouvante«?
    Das war wahrscheinlich, um nicht zu sagen sicher. Ich hatte den ganzen Vorfall noch einmal vor Augen, wie Hart von einer Kugel getroffen, auf den Strand niedersank, wie Wells von einem Revolverschusse gestreift wurde, und wie Walker zur Erde stürzte, als sich der Anker in meinem Gürtel verfing. Mußten nun anderseits meine Begleiter nicht glauben, daß ich im Eriesee elend umgekommen wäre?
    Unter welchen Verhältnissen bewegte sich die »Epouvante« jetzt aber weiter? Durcheilte der Kapitän nach deren Umwandlung zum Automobil etwa die Straßen der Grenzländer des Sees?… Wenn das der Fall war und ich längere Zeit bewußtlos dagelegen hatte, mußte der Apparat bei seiner außerordentlichen Schnelligkeit schon eine sehr große Strecke zurückgelegt haben. Oder war er zum Taucherboote geworden, das jetzt unter der Oberfläche des Sees hinglitt?
    Nein, die »Epouvante« bewegte sich augenblicklich über einen ausgedehnten Wasserspiegel hin. Das in meine Kabine einströmende Licht ließ erkennen, daß der Apparat nicht untergetaucht war. Auf der

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