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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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liegenden Felsen zurück. Hie und da zeigten diese kleine Aushöhlungen. Hier verbargen wir uns, ich mit Wells in der einen und die beiden Polizisten in der andern.
    Gingen die Männer von der »Epouvante« ans Land, so konnten sie uns nicht bemerken, während wir sie zu beobachten imstande waren; dann konnten wir je nach den Umständen handeln.
    Ein Geräusch, das von der Seeseite herkam und einige in englischer Sprache gewechselte Worte verrieten, daß das Schiff angelegt hatte. Fast gleichzeitig wurde ein Haltetau nach der Stelle am Durchgange geworfen, die wir eben verlassen hatten.
    Wells schlich sich ein Stück vor und konnte da sehen, daß das Tau von einem der Männer angeholt wurde, die ans Land gesprungen waren, und auch wir hörten bald, wie sich der Dregganker knirschend in den Sand bohrte.
    Wenige Minuten später vernahm man deutlich Schritte auf dem Sande.
    Zwei Männer, die durch die Lücke der Felsmauer kamen, begaben sich, einer hinter dem andern gehend und eine brennende Laterne mitführend, nach dem Saume des Gehölzes.
    Was mochten sie dort vorhaben?… Bildete diese Bucht von Black-Rock vielleicht gar eine Art Heimathafen für die »Epouvante«, und hatte deren Kapitän hier etwa eine Niederlage von Proviant und Material? Hielt er die Örtlichkeit für so vereinsamt, so wenig besucht, daß er nicht mehr fürchtete, hier jemals entdeckt zu werden?
    »Was nun? fragte Wells.
    – Lassen Sie die beiden nur erst wieder zurückkehren, dann…«
    Da wurde mir die Zunge durch eine Überraschung tatsächlich gelähmt.
    Die Männer waren kaum dreißig Schritt von uns entfernt, als einer von ihnen sich plötzlich umdrehte und der Lichtschein der von ihm getragenen Laterne ihm voll ins Gesicht fiel.
    Dieses Gesicht… ohne Zweifel war es das eines der Individuen, die mir vor meiner Wohnung in der Long-Street aufgelauert hatten. Nein, ich konnte mich nicht täuschen… ich erkannte den Mann ebenso bestimmt wieder, wie ihn meine alte Haushälterin wiedererkannt haben würde. Er war es, ganz sicher er, einer der Spione, deren Fährte ich nicht hatte wiederfinden können. Jetzt konnte es auch keinem Zweifel mehr unterliegen: Der Brief, den ich erhalten hatte, war von ihm gekommen, dieser Brief, der bezüglich der Handschrift mit dem andern, dem vom »Herrn der Welt«, vollkommen übereinstimmte. Wie der zweite Brief, war also auch der meinige an Bord der »Epouvante« geschrieben worden. Freilich bezogen sich die darin enthaltenen Drohungen auf den Great-Eyry, und jetzt fragte ich mich noch einmal, welcher Zusammenhang wohl zwischen dem Great-Eyry und der »Epouvante« bestehen möge.
    Mit wenigen Worten klärte ich Wells über den Zwischenfall und das diesem Vorhergehende auf.
    »Das alles ist einfach unbegreiflich!« lautete seine Antwort.
    Inzwischen waren die beiden Männer weiter nach dem kleinen Walde zugegangen und verschwanden bald hinter dessen Bäumen.
    »Wenn sie nur unser Gespann nicht entdecken! murmelte Wells.
    – Das ist kaum zu befürchten, wenn sie nicht tiefer in das Gehölz eindringen.
    – Wenn sie es aber doch fänden?
    – O, sie werden sich ja wieder einschiffen wollen, und dann ist es Zeit, ihnen den Weg zu verlegen.«
    Von der Stelle des Sees her, wo das Schiff vertaut lag, war keinerlei Geräusch mehr zu hören. Ich schlüpfte aus der kleinen Höhle, eilte vorsichtig den Weg hinunter und begab mich nach der Stelle, wo der Anker sich in den Sand gesenkt hatte.
    Da lag der »Apparat« – ich weiß nicht, wie ich das Ding, das Automobil, Schiff oder Unterseeboot anders bezeichnen soll – ruhig an dem ausgeworfenen Taue. An Bord war kein Licht, auf dem Verdeck und auf dem Uferfelsen kein Mensch. War die Gelegenheit nicht geradezu verführerisch, jetzt an Bord zu springen und da die Rückkehr der beiden Männer abzuwarten?
    »Herr Strock!… Herr Strock!«
    Wells war es, der mich rief.
    Ich sprang eiligst zurück und verbarg mich neben ihm.
    Vielleicht wäre es schon zu spät gewesen, sich des Schiffes zu bemächtigen, vielleicht wäre ein solcher Versuch auch gescheitert, wenn sich an Bord noch weitere Mannschaft befand.
    Wie dem auch sei, jedenfalls erschien der, der die Laterne trug, mit seinem Begleiter wieder am Waldessaume und beide schritten dem Ufer zu. Offenbar hatten sie nichts Verdächtiges entdeckt. Der eine und der andere mit einem Pack beladen, gingen sie durch die Felsenlücke und blieben dann an der Uferwand stehen.
    Da ließ sich plötzlich die Stimme des einen

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