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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anderen Seite bemerkte ich auch keinen von den Stößen und keine Erschütterung, die ein Automobil hätte auf jeder Landstraße erleiden müssen. Nein, die »Epouvante« befand sich jetzt nicht auf dem Lande.
    Freilich, zu entscheiden, ob sie noch auf dem Becken des Eriesees schwömme, das war eine andere Frage. Der Kapitän hätte ja den Detroitfluß hinabfahren und inmitten dieser wasserreichen Gegend in den Huron-oder den Oberen See einlenken können. Das zu erkennen, wäre mir so gut wie unmöglich gewesen.
    Ich beschloß indes, nach dem Verdeck hinauszugehen, da oben würde ich ja das weitere sehen. Nachdem ich mich auf dem Lager erhoben hatte, nahm ich meine Kleidungsstücke herunter und zog mich an, unbekümmert darum, ob ich in der Kabine eingeschlossen wäre oder nicht.
    Nun suchte ich den Lukendeckel über meinem Kopfe hinauszuheben.
    Der Deckel gab nach und ich konnte mich nun etwas mehr aufrichten.
    Zunächst drängte es mich, nach vorne, nach rückwärts und nach beiden Seiten sowie über das Vorderkastell der »Epouvante« hinaus Umschau zu halten.
    Überall die freie Wasserfläche!… Keine Ufer in Sicht! Nichts als ein Horizont, den die Linie des Himmelsgewölbes abschloß!… Ob das das Meer war oder nur ein Binnensee, darüber mußte ich doch bald aufgeklärt sein. Da wir mit größter Geschwindigkeit dahinfuhren, spritzte das vom Steven geteilte Wasser aufs Verdeck, selbst bis zu dessen Hinterteile, und schlug mir als Sprühregen ins Gesicht.
    Es war Süßwasser und höchstwahrscheinlich solches aus dem Eriesee.
    Jetzt konnten wohl nicht mehr als sieben bis acht Stunden seit der Zeit verflossen sein, wo die »Epouvante« die Bucht von Black-Rock verlassen hatte, denn die Sonne stand augenblicklich ziemlich in der Mittagshöhe; danach mußte dieser Morgen der des 31. Juli sein.
    Bei der beträchtlichen Länge des Eriesees, die auf dreihundertfünfundachtzig Kilometer angegeben wird, und bei dessen reichlich achtzig Kilometer erreichenden Breite brauchte es mich nicht zu verwundern, daß keine Ufer sichtbar waren, weder im Osten die des Staates New York, noch im Westen die des kanadischen Gebietes.
    Augenblicklich befanden sich zwei Mann auf dem Verdeck, einer, der den Lauf des Fahrzeuges beobachtete, ganz vorn, und einer hinten, der am Steuer stand und der, wie ich nach der Stellung der Sonne urteilte, jetzt einen Kurs nach Nordosten einhielt. Der erste war der, den ich als einen der Spione aus der Long-Street erkannt hatte, als er über das Vorland von Black-Rock hinausging.
    Der zweite war der, der bei dem Besuche des Gehölzes die Laterne getragen hatte.
    Vergeblich aber sah ich mich nach dem dritten um, den die beiden bei ihrer Rückkehr an Bord »Kapitän« genannt hatten. Diesen sah ich nirgends.
    Man wird begreifen, wie lebhaft es mich verlangte, gerade ihm, dem Schöpfer dieses wunderbaren Apparates, dem Kommandanten der »Epouvante«, der außerordentlichen Persönlichkeit gegenüber zu stehen, mit der sich die ganze Welt beschäftigte, diesem kühnen Erfinder, der sich nicht fürchtete, den Kampf mit der gesamten Menschheit aufzunehmen, und der sich als den »Herrn der Welt« bezeichnete.
    Ich ging auf den Mann am Vorderteile zu.
    »Wo ist der Kapitän?« fragte ich nach einer Minute des Schweigens.
    Der Mann sah mich mit halbgeschlossenen Augen an. Er schien mich nicht zu verstehen, und ich wußte doch, da ich ihn am Vorabend reden gehört hatte daß er englisch sprach.
    Im übrigen – das sah ich aus seiner Haltung – schien es ihm gar nicht aufzufallen, daß er mich hier außerhalb der Kabine sah. Er drehte mir einfach den Rücken zu und sah wieder nach dem Horizont hinaus.
    Das veranlaßte mich, nach dem Hinterdeck zu gehen, um dort dieselbe Frage, bezüglich des Kapitäns, zu wiederholen. Als ich aber dem Steuermann gegenüber stand, wies mich dieser mit der Hand zur Seite und ich erhielt keine Antwort.
    Es blieb mir also nichts anderes übrig, als geduldig das Erscheinen dessen abzuwarten, der uns mit Revolverschüssen begrüßt hatte, als wir die »Epouvante« am Ankertau festzuhalten suchten.
    Ich hatte jetzt Muße, wenigstens von außen die Einrichtung des Apparates zu betrachten, der mich – wohin aber? – davontrug.
    Das Verdeck und das Oberwerk war aus einer Art Metall hergestellt dessen Natur ich nicht erkannte. Etwa in der Mitte überdeckte eine halb emporgehobene Lukenkappe den Raum, worin die Maschinen mit größter Regelmäßigkeit und fast ganz geräuschlos

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