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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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abzuschätzen.
    Da drängte sich mir eine Vermutung auf, die mich so wiederholt erfüllte, daß sie näher geprüft, ja als treffend angenommen zu werden verdiente. Warum sollte die »Epouvante« als Zufluchtsort und Versteck nicht gerade den Great-Eyry haben?… Der fliegende Apparat konnte in diesen ja ganz leicht hineingelangen. Was Geier und Adler taten, konnte das das Luftschiff nicht ebenfalls tun?… Bot der unersteigbare Horst dem »Herrn der Welt« nicht einen höchst geheimnisvollen Zufluchtsort und Ruheplatz, den unsere Polizei noch nicht hatte entdecken können, und worin sich jener als vor jeder Überraschung geschützt glauben mußte? Dazu beträgt die Entfernung vom Niagarafall bis zu diesem Teile der Blauen Berge nicht über vierhundertfünfzig Meilen, die die »Epouvante« in zwölf Stunden recht bequem zurücklegen konnte.
    Ja, neben anderen Gedanken nahm diese Vorstellung in meinem Gehirn immer bestimmtere Gestalt an, und erklärte sich dadurch nicht die Natur der von mir bisher nicht durchschauten Beziehungen zwischen dem Great-Eyry und dem Manne, der sich mit »H. d. W.« unterzeichnet hatte?… Dazu die gegen mich geschleuderten Drohungen, wenn ich mein – damals verfehltes – Unternehmen wiederholte. Ferner die Ausspionierung, deren Gegenstand ich war. Und die Erscheinungen, die man am Great-Eyry beobachtet hatte, sollte nicht auch deren Auftreten aus einem mir noch nicht erkennbaren Grunde ihm als Urheber zuzuschreiben sein?… Ja, der Great-Eyry… der Great-Eyry!… Und da es mir vorher unmöglich gewesen war, in ihn einzudringen, würde es mir nun möglich sein. ihn anders als an Bord der »Epouvante« zu verlassen?
    Ah wenn der Nebel verschwand, konnte ich das vielleicht erkennen. Vielleicht verwandelte sich meine Mutmaßung zur greifbaren Wirklichkeit.
    Da es mir jetzt frei stand, hin und her zu gehen, und weder der Kapitän noch seine Leute sich um mich im geringsten kümmerten, wollte ich einmal an der geschlossenen Wand herumspazieren.
    Da die Drei sich jetzt in einer Grotte der Nordseite befanden, begann ich meine Besichtigung am äußersten Südende.
    An der Felsenmauer angekommen, ging ich an deren, von zahlreichen Aushöhlungen unterbrochenem Fuße hin. Über mir erhob sich die glatte Wand aus Feldspat, der überhaupt die Kette der Alleghanies bildet. Wie hoch die Wand war, wie sich ihr oberster Rand gestaltete, das konnte ich noch nicht sehen, dazu mußte ich warten, bis der Nebel sich unter dem Einflusse eines kräftigen Windes oder durch die Wirkung der Sonnenstrahlen verflüchtigt hatte.
     

    Der Apparat war von spindelartiger Gestalt. (S. 158.)
     
    Inzwischen folgte ich dem Innenrande der Felsmasse weiter, deren Höhlen und Grotten nur durch ihre Vorderöffnung einiges Licht erhielten. Darin lag verschiedenerlei umher, meist aber nur einzelne Holzstücke und Häuschen trockenen Grases. Im Innern sah man auch Fußstapfen, die der Kapitän und seine Gefährten auf dem sandigen Boden hinterlassen hatten.
    Jetzt zeigten sie sich übrigens gar nicht, sie mochten wohl in der Grotte, vor der mehrere Ballen aufgestapelt lagen, stark beschäftigt sein. Sollten diese Ballen vielleicht an Bord der »Epouvante« geschafft werden, und deuteten sie etwa darauf hin, daß dieser Zufluchtsort bald endgültig verlassen werden sollte?
    Nach einer halben Stunde und nach Beendigung meines Rundganges kehrte ich nach der Mitte des Platzes zurück. Da und dort sah man noch dicke Lagen erkalteter und von der Zeit gebleichter Asche, Reste von verkohlten Pfählen und Planken, Stützen mit altem Eisenbeschlag daran, vom Feuer gekrümmte eiserne Armaturen, alles Überreste eines Mechanismus, der durch starke Glut zerstört worden war.
    Offenbar war das Kesseltal vor mehr oder weniger langer Zeit der Schauplatz einer, entweder absichtlich herbeigeführten oder zufälligen Feuersbrunst gewesen. Lag da nicht ein gewisser Zusammenhang nahe zwischen dieser Feuersbrunst und den am Great-Eyry beobachteten Erscheinungen, den über den Steinwall hinauflodernden Flammengarben und dem Getöse in der Luft, worüber die Bewohner der Umgegend, die von Pleasant-Garden und von Morganton, so heillos erschrocken waren?… Doch welche Art von Material war hier verbrannt worden, und welches Interesse mochte der Kapitän daran gehabt haben, es zu vernichten?
    In diesem Augenblicke fegte oben über uns ein Windstoß hinweg, der von Osten kam. Sofort reinigte sich der Himmel von seiner Nebelhülle und bis zu uns herab floß

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