Geheime Lust
1
Jace Crestwell tippte Gabe Hamilton auf die Schulter und grinste, als sein Freund sich umdrehte. »Du hast meine Schwester lange genug in Beschlag genommen. Jetzt bin ich an der Reihe, mit ihr zu tanzen.«
Gabe wirkte nicht glücklich über die Unterbrechung. Er und Mia hatten die letzte Stunde praktisch aneinandergeklebt, doch nun trat er grummelnd einen Schritt zurück. Mia lächelte strahlend, als Jace seinen Platz einnahm.
Der gesamte Ballsaal des Bentley Hotels war weihnachtlich dekoriert, denn Mia liebte dieses Fest, und Gabe würde bekanntermaßen alles tun, um seine Frischverlobte glücklich zu machen.
Und Gabe ging zügig zur Sache, wenn er ein Ziel im Auge hatte. Er hatte die Planung der Verlobungsparty in Angriff genommen, kaum dass er Mia den Ring an den Finger gesteckt hatte. Fast so, als fürchtete er, sie könne es sich doch noch anders überlegen, wenn er nicht sofort in die Puschen kam.
Jace fand es recht bizarr, seinen Freund derart in eine Frau vernarrt zu sehen, und dass es sich dabei ausgerechnet auch noch um seine, Jace’, Schwester handelte, machte das Ganze noch bizarrer, aber Mia wirkte überglücklich, und mehr konnte er sich nicht wünschen.
»Hast du Spaß, Kleines?«, fragte er, als er sie über das Parkett wirbelte.
Ihr Gesicht begann zu leuchten. »Diese Party ist fantastisch, Jace. Einfach magisch. Ich kann nicht fassen, dass Gabe das so schnell hinbekommen hat. Es ist … einfach
perfekt
.«
Jace erwiderte ihr Lächeln. »Ich freue mich, dass du glücklich bist. Gabe wird gut zu dir sein, andernfalls trete ich ihm gehörig in den Arsch. Das habe ich ihm in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben.«
Ihre Augen wurden schmal. »Sollte er nicht gut zu mir sein, bist nicht du derjenige, vor dem er sich fürchten muss. Weil
ich
ihm dann nämlich selbst gehörig in den Arsch treten werde.«
Jace warf den Kopf zurück und lachte. »Das bezweifle ich nicht. Du hast ihn sich ganz schön ins Zeug legen lassen. Meine Hochachtung.«
Mias Gesicht wurde ernst, und Jace überlegte stirnrunzelnd, was sie an einem Abend wie diesem, wo sie eigentlich im siebten Himmel schweben müsste, bedrücken mochte.
»Ich weiß, dass du viel für mich aufgegeben hast«, sagte sie leise. »Ich habe mich immer gefragt, ob ich der Grund bin, warum du nie geheiratet hast und Vater geworden bist.«
Er schaute sie an, als wäre sie nicht ganz dicht.
»Aber jetzt kannst du doch aufhören, dich um mich zu sorgen und … Du weißt schon.«
»Nein, ich weiß nicht«, entgegnete er und schüttelte den Kopf. »Du hast sie nicht mehr alle, Mia. Erstens werde ich nicht aufhören, mich um dich zu sorgen und auf dich aufzupassen, nur weil du heiratest. Damit wirst du dich abfinden müssen. Und zweitens, denkst du nicht, dass die Dinge einfacher gewesen wären, wenn ich geheiratet hätte, als du jünger warst? Und zwar für uns beide. Du hättest eine Mutterfigur gehabt, anstatt dich mit einem herrischen, überfürsorglichen Bruder als einziger seelischer Unterstützung begnügen zu müssen.«
Mia hielt mitten im Tanz inne, schlang Jace die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich.
»Ich würde nicht das Geringste daran ändern wollen, wie du mich großgezogen hast, Jace. Du hast das toll gemacht, und ich werde dir ewig dankbar sein für all die Opfer, die du meinetwegen gebracht hast.«
Noch immer den Kopf schüttelnd, erwiderte er ihre Umarmung. Bei ihr war wirklich eine Schraube locker. Mia war derart aus dem Häuschen wegen ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Gabe, dass sie diese Glückseligkeit mit jedem, der ihr am Herzen lag, teilen wollte. Gott steh ihm bei. Er und Ash sollten wohl besser Reißaus nehmen.
»Es war kein Opfer, Mia. Auch ich würde nichts ändern wollen. Aber ist dir je in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht nie heiraten und Kinder haben
wollte
?«
Mit gerunzelter Stirn löste sie sich von ihm, dann huschte ihr Blick zur anderen Seite des Saals, wo Ash mit Gabe zusammenstand. »Doch, ich denke schon.«
Jace musste sich ein Seufzen verkneifen. Es war offensichtlich, dass Mia genauestens über seine und Ashs Vorliebe für Sex mit derselben Frau Bescheid wusste. Es war nicht unbedingt das, was ein Bruder seine Schwester über sein Liebesleben wissen lassen wollte, aber es ließ sich nicht ändern. Er würde sich für seine Lebensweise nicht entschuldigen, und er würde sie auch nicht mit seiner jüngeren Schwester diskutieren.
»Spiel mit vollem Einsatz und lebe frei«, sagte er
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