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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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spottete jetzt jeder Schätzung. Binnen einer Minute mußte er sich in der schwärzlichen Höhle fangen, die der kanadische Fall in seiner Mitte umschließt.
    Mit erschrecktem Auge starrte ich auf die äußersten Vorsprünge von Goat-Island und auf die vor diesem aufragenden drei Holme, die Drei Schwestern, die von einem Wasserstaubmantel eingehüllt waren. Ich erhob mich… ich wollte in den Strom springen, um wenn möglich nach der Insel zu gelangen.
    Da legten sich die Hände meines Nebenmannes mit voller Wucht auf mich.
    Plötzlich ließ sich ein heftiges Geräusch von dem im Innern arbeitenden Mechanismus vernehmen. Die großen, von den Seiten des Apparates hinabtauchenden Schwerte entfalteten sich zu Flügeln, und in dem Augenblicke, wo die »Epouvante« schon fast in den Fall hineingezogen wird, erhebt sie sich in die Luft und schwebt inmitten des Spektrums eines Mondregenbogens über die brausenden, donnernden Fälle hinweg!
Fünfzehntes Kapitel.
Des Adlers Horst.
    Als ich am andern Tage nach bleischwerem Schlafe die Augen aufschlug, machte der Apparat keinerlei Bewegung. Ich erkannte bald, daß er weder über Land hinrollte noch auf oder unter dem Wasser schwamm, noch daß er jetzt durch die Lüfte flog. Das legte mir die Vermutung nahe, der Erfinder werde sein unbekanntes Versteck aufgesucht haben, das jedenfalls noch keines Menschen Fuß vor ihm betreten hatte.
    Vielleicht sollte ich nun, da er sich meiner Person nicht entledigt hatte, doch schließlich sein Geheimnis kennen lernen.
    Es mag wunderbar erscheinen, daß ich während der Luftfahrt so fest geschlafen hatte. Ich wundere mich in der Tat selbst darüber, und habe mich auch gefragt, ob dieser Zustand nicht durch ein Schlafmittel herbeigeführt worden sei, das man meiner letzten Mahlzeit beigemischt hatte. Dem Kapitän der »Epouvante« konnte ja daran gelegen sein, mich die Stelle, wo er sich zur Erde herabließ, nicht erkennen zu lassen. Von der Luftreise selbst kann ich nur das Eine sagen, daß mir der Eindruck schrecklich war, den ich in dem Augenblicke empfand, wo sich der Apparat, statt in den Riesenwirbel des Kataraktes hinuntergeschleudert zu werden, unter dem Auftriebe seines Motors erhob… gleich einem Vogel, dessen Schwingen sich mit ungeheurer Kraft auf und ab bewegten.
     

    In dem Augenblick erhebt sich die »Epouvante« in die Luft. (S. 152.)
     
    Der Apparat des »Herrn der Welt« war also für vier verschiedene Betriebsarten eingerichtet: er war gleichzeitig Automobil, Schiff, Taucherboot und Flugmaschine. Erde, Wasser, Luft… über und durch diese drei Elemente konnte er sich fortbewegen, und mit welcher Kraft, mit welcher Geschwindigkeit!… Wenige Augenblicke genügten ihm, sich in jede der vier Formen zu verwandeln. Dieselbe Maschine diente für alle Arten seiner Fortbewegung…. Ich war ja Zeuge dieser Metamorphosen gewesen. Was ich aber noch nicht wußte und vielleicht erst später entdecken sollte, das war die Quelle, woraus der Apparat seine Energie schöpfte, und endlich, wer der geistvolle Erfinder wäre, der ihn in allen Einzelheiten sozusagen erschaffen hatte und ihn mit ebensoviel Geschicklichkeit wie Kühnheit leitete.
    In dem Augenblicke, wo die »Epouvante« über dem kanadischen Falle schwebte, stand ich neben der Pfortluke meiner Kabine. Der klare Abend erlaubte mir die Richtung zu beobachten, die der Luftsegler 1 einschlug. Er zog weiter längs des Stromes hin und flog drei Meilen stromabwärts über die Hängebrücke hin. An dieser Stelle beginnen die nicht schiffbaren Stromschnellen des Niagara, der hier eine Biegung macht, um nach dem Ontariosee hinunter zu brausen.
    Von hier aus schien mir der Apparat nach Osten abzuweichen.
    Der Kapitän blieb nach wie vor auf dem Hinterdeck. Angesprochen hatte ich ihn nicht. Wozu auch? Er hätte mir doch nicht geantwortet.
    Ich bemerkte sehr deutlich, daß die »Epouvante« sich auffallend leicht steuern ließ. Offenbar war sie auf den atmosphärischen Straßen ebenso »zuhause«, wie auf den Wasser-und den Landstraßen.
     

    Die »Epouvante« schwebte über dem kanadischen Fall. (S. 154.)
     
    Versteht man angesichts einer solchen Leistungsfähigkeit nicht den ungemessenen Stolz dessen, der sich zum »Herrn« und gewissermaßen zum Beherrscher der Welt ernannt hatte?… Verfügte er doch über eine Maschine, die allen aus Menschenhand hervorgegangenen weit überlegen war, und gegen die die Menschen nichts auszurichten vermochten. Wahrlich, warum hätte er sie verkaufen

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