Herr der Welt
Lande Erkundigungen einziehen. Die Leute sind begreiflicherweise noch in sehr erregtem Zustande. Von dem, was man Ihnen erzählt, werden Sie nicht alles für bare Münze ansehen dürfen; vor allem aber hüten Sie sich, eine neue Panik hervorzurufen.
– Das versteht sich.
– Ich werde Ihnen ein Schreiben an den Ortsvorstand von Morganton mitgeben, und dieser mag im Vereine mit Ihnen vorgehen. Doch noch einmal, Strock, handeln Sie klug und vorsichtig; ziehen Sie bei der Untersuchung der Angelegenheit auch nicht mehr Personen zu Hilfe, als unbedingt dazu nötig sind. Sie haben ja schon so manche Proben von Scharfsinn und Geschicklichkeit abgelegt: diesmal rechnen wir darauf, aber ganz besonders auf einen glücklichen Erfolg.
– Wenn mir ein solcher versagt bliebe, Herr Ward, kann es nur daran liegen, daß mir unüberwindliche Hindernisse entgegentreten. denn vielleicht ist es doch unmöglich, ins Innere des Great-Eyry einzudringen. und dann…
– Dann werden wir sehen, was sonst zu tun ist. Ich wiederhole Ihnen, daß wir Sie für den Mann halten, der nach Beruf und natürlicher Anlage für eine schwierige Aufgabe am geeignetsten erscheint, und hier bietet sich Ihnen eine herrliche Gelegenheit, Ihren Spürsinn zu befriedigen.«
Der Polizeidirektor hatte entschieden recht.
Ich fragte also nur noch:
»Wann soll ich aufbrechen?
– Schon morgen.
– Morgen werde ich Washington verlassen haben und übermorgen in Morganton sein.
– Und mich werden Sie durch Briefe oder Telegramme auf dem Laufenden erhalten.
– Das werd’ ich nicht unterlassen, Herr Direktor. Jetzt zum Abschiede sage ich Ihnen nochmals besten Dank dafür, mich mit der Untersuchung der den Great-Eyry betreffenden Frage betraut zu haben«
Wie hätte ich jetzt ahnen können, was mir in der nächsten Zukunft bevorstand?
Ich begab mich sofort nach Hause, traf die nötigsten Vorbereitungen zur Abreise, und früh am nächsten Morgen führte mich der Schnellzug nach der Hauptstadt von Nordkarolina.
Am Abend in Raleigh eingetroffen, übernachtete ich daselbst, und am folgenden Nachmittag brachte mich die Eisenbahn, die nach dem westlichen Teile des Staates führt, nach Morganton.
Morganton ist eigentlich nicht mehr als ein Marktflecken. Es liegt auf ebenem Boden von Jurakalk, der sehr reich an Steinkohle ist, weshalb hier auch ein recht lebhafter Grubenbetrieb stattfindet. Daneben hat die Gegend viele reiche Mineralquellen, ein Umstand, der ihr in der schönen Jahreszeit eine große Menge Kurgäste zuführt. Rings um Morganton wird eine ergiebige Landwirtschaft betrieben, und vorzüglich reichlich ist der Ertrag der Getreidefelder zwischen vielen, mit Schilf und Rohr bedeckten sumpfigen Tümpeln. Die Wälder enthalten zahlreiche immergrüne Bäume. Der Gegend fehlt nur das natürliche Gas, die unerschöpfliche Quelle für Kraft, Licht und Wärme, die in den meisten Tälern der Alleghanies so häufig angetroffen wird.
Infolge der Schätze und der Erzeugnisse des Erdbodens hat sich hierzulande eine ziemlich dichte Bevölkerung angesammelt. Dörfer und Einzelgehöfte erheben sich bis an den Fuß der Alleghanykette, hier in den Waldungen mehr oder weniger zusammengedrängt und dort wieder vereinsamt auf den ersten Ausläufern des Gebirgszuges. Man zählt in der nächsten Umgebung mehrere tausend Einwohner, die freilich sehr bedroht wären, wenn der Great-Eyry den Krater eines Vulkans bildete, wenn ein Ausbruch die Gegend mit Asche und Schlacken bedeckte, wenn sie von Lavaströmen erreicht oder von einem Erdbeben bis zur Schwelle von Pleasant-Garden und Morganton erschüttert würde.
Der Ortsvorsteher – Bürgermeister – von Morganton war ein großer, kräftiger, kühner und unternehmender Mann höchstens von vierzig Jahren, dessen Gesundheit allen Ärzten der beiden Amerikas ein Schnippchen schlug und der gleichmäßig der Kälte des Winters wie der Hitze des Sommers widerstand, die in Nordkarolina oft in den höchsten Graden vorkommen. Daneben ein eifriger Jäger, der nicht allein dem Haar-und Federwild nachstellte, das sich auf den nahen Ebenen der Appalachen umhertummelte, sondern der auch beherzt den Panthern und Bären zu Leibe ging, denen man nicht selten in den düstern Zypressenhainen und in den wilden Schluchten der Doppelkette der Alleghanies begegnet.
Elias Smith, ein reicher Landeigentümer, besaß mehrere Güter in der Umgebung von Morganton. Mehrere davon bewirtschaftete er in der Hauptsache persönlich oder besuchte wenigstens die
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